Müssen müssen – Mit voller Blase widerstehen wir schnellen Belohnungen

Jeder kennt das Gefühl, ganz dringend die Blase entleeren zu müssen. Man hat es dann meistens ganz eilig. Doch jetzt eine resümiert eine neue Studie: Je größer unser Harndrang, desto eher widerstehen wir schnellen Belohnungen.

Zugegeben, es klingt völlig absurd. Wäre diese Untersuchung am 1. April veröffentlicht worden, hätte ich sie vermutlich in die Kategorie Aprilscherz gepackt. Doch Mirjam Tuk von der niederländischen Universität von Twente meint es ernst – ebenso wie die Macher des Journals „Psychological Science“, die Tuks Studie (.pdf) akzeptiert haben. Das Thema ihrer Untersuchung: Eine volle Blase und ihre Auswirkungen auf unsere Entscheidungen. Kein Scherz.

Tuk teilte in einem Experiment 102 Studenten in zwei Gruppen auf. Die eine sollte fünf Gläser Wasser trinken, insgesamt etwa 700 Milliliter. Die andere sollte an den Bechern nur nippen und so etwa 50 Milliliter zu sich nehmen. Dann wurden alle Teilnehmer 45 Minuten lang abgelenkt. Der Sinn der Sache: Nach Ablauf dieser Zeit konnte man davon ausgehen, dass zumindest der erste Teil der Gruppe mal ganz dringend musste – und genau in diesem Zustand stellte Tuk die Probanden vor einige Entscheidungen.

Sie mussten jeweils zwischen kleinen und großen Belohnungen wählen. Der Haken: Die kleine Belohnung, beispielsweise 16 US-Dollar in bar, konnten sie schon morgen erhalten. Auf die große, etwa 30 Dollar, mussten sie jedoch einen Monat warten.

Psychologen bezeichnen das als Belohnungsaufschub oder auch Impulskontrolle. Diese Fähigkeit ist vonnöten, um auf eine unmittelbare Belohnung zu verzichten, nur um in der Zukunft eine größere Belohnung zu erhalten. Das berühmteste Experiment in diesem Zusammenhang ist der so genannte Marshmallow-Test.

Nun könnte man davon ausgehen, dass jemand, der mal dringend zur Toilette muss, auf diese Belohnung pfeift – denn er hat es ja eilig. Von wegen.

In Tuks Studie entschieden sich gerade jene Teilnehmer, die zuvor einen knappen Liter Wasser in sich hineingeschüttet hatten, etwa 15 Prozent häufiger für die spätere Belohnung. Und das, obwohl sie über eine wesentlich vollere Blase klagten. In drei weiteren Experimenten bestätigte sich dieses Bild: Teilnehmer mit größerem Harndrang konnten ihre Impulse besser kontrollieren. Was war da los?

Mirjam Tuk erklärt sich das Resultat wie folgt: Wer seinem Harndrang widersteht, zwingt seinen Körper dazu, eine natürliche Reaktion zu unterdrücken – und diese selbstgewählte Disziplin wirkt sich offenbar auf andere Bereiche aus. Motto: Wenn die Probanden schon mal dabei waren, den Gang zur Toilette zu verschieben, konnten sie auch auf die spätere Belohnung warten.

6 Kommentare

  1. Ich glaube eher, die dachten, wenn ich jetzt auch noch warten muss, bis die umständlich das Geld rauskramt, schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig in die Toilette 😉

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