Ende Gelände – Die 10 Phasen des Burnout-Syndroms

Der ‚Spiegel‘ widmet sich in seiner aktuellen Titelgeschichte dem Thema Burnout. Hier die zehn typischen Phasen des Erschöpfungssyndroms und wie Sie ihm vorbeugen können.

1. Grundlage
Es sind nicht die faulen und untätigen Mitarbeiter, die ein Burnout erleiden – sondern meist die besonders Engagierten. Etwa ein Viertel der deutschen Führungskräfte fühlt sich Umfragen zufolge körperlich und seelisch erschöpft. Häufig fallen sie ihren eigenen Ansprüchen zum Opfer. Davon sind vor allem Perfektionisten betroffen oder solche, die sich für unersetzbar halten. Falls das auf Sie zutrifft, sollten Sie Ihre Einstellung zu Ihrem Job dringend überdenken (siehe auch Punkt 10).

2. Signale
Falls Sie nichts unternehmen, wirkt sich Ihr gut gemeintes Engagement bereits auf das Privatleben aus. Auch am Feierabend können Sie kaum abschalten und denken permanent an die Arbeit. Vor dem Schlafen checken Sie noch die Büro-E-Mails. Das ist leider inzwischen normal: Knapp jeder zweite Berufstätige kann nach Angaben des Branchenverbands Bitkom nur wenige Stunden auf sein Mobiltelefon verzichten. Häufig kommen noch Schlafstörungen dazu. Spätestens jetzt müssen Sie dringend einen Gang runterschalten! Pflegen Sie sich und Ihre Gesundheit – etwa durch Sport am Feierabend (siehe auch Punkt 8).

3. Launen
Stehen Sie morgens schon mit schlechter Laune auf? Haben Sie Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen oder Freunden und Kollegen über längere Zeit zuzuhören? Falls das nur vorübergehend ist – in Ordnung. Wird dieser Zustand jedoch chronisch, sollten Sie einschreiten (siehe auch Punkt 9).

4. Schwächung
Sie spüren, wie Sie körperlich und geistig abbauen. Ihre Laune ist so wankelmütig wie das Wetter im April, Hobbys kennen Sie nur aus Erzählungen. Sie müssen Ihr Sozialverhalten überdenken: Beenden Sie Ihre geistige Emigration und suchen Sie gezielt den Kontakt zu Kollegen (siehe auch Punkt 7b).

5. Reaktionen
Soviel Druck und Stress hält selbst der stärkste Körper irgendwann nicht mehr aus. 64,8 Prozent der Manager leiden bereits an Kopfschmerzen, 32,8 Prozent an Rückenschmerzen, so eine Umfrage des Forschungsinstituts IWD. Typisch: Kopfschmerzen bekommen Sie auch mit Tabletten kaum noch in den Griff, Schlafprobleme bekämpfen Sie mit Alkohol, Müdigkeit mit Kaffee. Viele lassen sich jetzt krankschreiben. Vorsicht! Sie zehren bereits von der Substanz.

6. Zusammenbruch
Lange konnte das nicht gut gehen. Inzwischen können Sie sich bei der Arbeit nur noch maximal 30 Minuten am Stück konzentrieren. Ihnen unterlaufen ständig Fehler, die Sie noch nicht einmal bemerken. Kreativität und Spaß sind Fremdwörter. Jetzt stehen Sie endgültig am Scheideweg.

7a. Burnout
Weil Sie nichts unternehmen und trotzdem irgendwie weitermachen, verlieren Sie die Kontrolle – bis Sie völlig ausgebrannt, hoffnungslos und verzweifelt sind. Einige werden depressiv, im Extremfall denken sie sogar an Selbstmord.

7b. Veränderung
Der erste Schritt ist nicht nur der wichtigste, sondern auch der schwerste: Sie müssen aufhören, das Burnout zu ignorieren oder zu verneinen. Wagen Sie den radikalen Schritt, akzeptieren Sie aber auch, dass Sie es ohne fremde Hilfe vermutlich nicht mehr schaffen werden. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Letztendlich gewinnen Sie damit die Kontrolle über Ihr Leben zurück – und damit auch über Ihre Gesundheit.

8. Erholung
Regeneration hat für Sie oberste Priorität, vor allem die körperliche: Wahrscheinlich braucht Ihr Körper jetzt viel Schlaf. Schalten Sie aber auch wirklich ab. Will sagen: keine E-Mails, keine Telefonate, keine To-Do-Liste. Am Besten machen Sie drei Wochen Urlaub und leichten (!) Sport.

9. Geisteswandel
Wer einmal in der Burnout-Spirale sitzt, kommt nur mit viel Disziplin wieder heraus. Und mit einem Geisteswandel. Sie müssen neue Prioritäten in Job und Privatleben setzen. Versuchen Sie es mit Entspannungsübungen, womöglich holen Sie sich auch Hilfe bei einem Therapeuten.

10. Gegenmaßnahmen
„Gib Burnout keine Chance“, sollte ab sofort Ihr Motto sein. Konzentrieren Sie sich im Alltag auf die Dinge, die Sie wirklich ändern können – oder an andere abgeben. Wie wäre es mit einem Tag Home-Office? Eine Umfrage der britischen Durham Business School ergab: 52 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich am Ende der Woche regelmäßig erschöpft. Wenn Sie auch von zu Hause aus arbeiten dürfen, schrumpft die Quote auf drei Prozent. Ebenfalls wichtig sind über den Tag verteilte Pausen. Rund 35 Prozent der Manager sagten in einer IWD-Umfrage, dass sie durch mehr Kurzpausen konzentrierter und effektiver arbeiten.

15 Kommentare

  1. Sehr toller Artikel! 🙂
    @Daniel Ja, da würde ich dir wohl recht reben. Wenn jemand seinen Traumjob gefunden hat, aber dennoch ständig überschichten oder anderen Stress hat, dann kann das genauso zum Burnout führen.

    Gruß,
    GÜnter

  2. @Nico: Das klingt ja fast so, als würde man in einem Job, der einen erfüllt, gar nicht ausbrennen können. Da würde ich spotan widersprechen wollen. Oder liege ich falsch?

  3. Zwei Anmerkungen zu Punkt 9:

    An der Stelle würde ich immer abklären wollen, ob der betreffende Mensch (mit seinen Persönlichkeitseigenschaften) überhaupt den richtigen Job gewählt hat. Nach meiner Erfahrung gibt es für jeden Menschen auch solche Jobs, die ihn nicht ausbrennen, sondern im Gegenteil: Erfüllen; (fast) egal wie hoch das Arbeitspensum ist. Stichwort Beruf vs. Berufung.

    Und weiterhin würde ich abklären wollen – hier einmal pauschal ausgedrückt: Welches „Loch in der Seele“ will der Mensch eigentlich durch seine Arbeit ausfüllen?

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