Frauenpower – Mädchen verbessern die Schulnoten

Die Schulnoten hängen von vielem ab, etwa vom Fleiß des Kindes, den Eltern oder Lehrern. Zwei Forscher liefern in einer neuen Studie eine verblüffende Erklärung für gute Leistungen: Je mehr Mädchen in einer Klasse, desto besser die Noten.

Bildungsökonomen beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit dem so genannten „Peer Effect“, was so viel heißt wie „Mitschülereffekt“. Dahinter steckt die Vermutung, dass sich die schulischen Leistungen eines Kindes verbessern, wenn es die Klasse mit besseren Mitschülern teilt.

Diesen Effekt gibt es durchaus, resümieren auch Victor Lavy und Analia Schlosser von der Hebräischen Universität von Jerusalem in ihrer neuen Studie (.pdf), allerdings anders als vermutet. Die beiden Wissenschaftler behaupten nämlich: Je mehr Mädchen in einer Klasse sind, desto besser fallen die Noten aus – und zwar sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen.

Für ihre Untersuchung analysierten Lavy und Schlosser die schulischen Leistungen von knapp 405.000 israelischen Schülern unterschiedlicher Altersstufen: Insgesamt knapp 1000 Grundschulen und über 500 weiterführende Schulen wurden betrachtet. Dabei legten sie unterschiedliche Kriterien zugrunde. Bei den jüngeren Schülern schauten die Forscher etwa auf die Ergebnisse von Mathe- oder Englischtests und die Bewertungen von Lehrern, bei den älteren fokussierten sie sich auf das israelische Pendant des deutschen Abiturs.

Als sie die Noten mit der jeweiligen Klassenstruktur verglichen, stellten sie fest: Die Anwesenheit von Mädchen und jungen Frauen wirkte sich offenbar positiv auf die Leistungsbereitschaft aus. Je höher der Anteil weiblicher Schüler, desto besser waren die Noten der Klasse – und zwar sowohl die von Jungen als auch von Mädchen, unabhängig von der Schulform.

Diese Mitschülerinnen-Effekt ist sogar messbar: Stieg der Anteil der Schülerinnen um zehn Prozent, kletterte gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mädchen die Hochschulreife erlangt, um knapp ein Prozent; die eines jungen nahm immerhin um einen halben Prozentpunkt zu. Zugegeben, das ist nicht gerade immens viel – allerdings, so wenden Lavy und Schlosser ein, hätten Schulreformen in letzter Zeit auch keine signifikant größere Wirkung gezeigt.

Warum haben Mädchen also einen guten Einfluss auf die Schulnoten? Die israelischen Forscher erklären sich das wie folgt: Die Untersuchung zeige eindeutig, dass die Klassenumgebung die Leistungen der Schüler enorm beeinflusse. Oder konkret: Je besser sich die Schüler untereinander und mit ihrem Lehrer verstehen, je konzentrierter der Unterricht abläuft und je niedriger die Gewalt, desto besser sind die Noten der Klasse. Und auf all diese Faktoren – also den sozialer Zusammenhalt oder die Konzentration auf den Unterricht -, habe die Anwesenheit von Mädchen positive Auswirkungen. Man könnte auch sagen: Mädchen sorgen für Ruhe, Disziplin und ein produktives Lernklima.

Aber auch die Lehrer profitieren offenbar von der Anwesenheit von Schülerinnen: Je höher die Frauenquote einer Klasse, desto seltener fühlten sich die Lehrkräfte ermüdet und dem Burnout nahe.

9 Kommentare

  1. Mädchen sind doch ohnehin als die disziplinierteren und fleißigeren Schüler bekannt. Kann es nicht genauso gut sein, dass eine höhere Anzahl an Mädchen in der Klasse dafür sorgt, dass der Leistungsdruck, respektive der Wettbewerbsdruck bei den Jungs steigt?

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