Gutes Gefühl – Glück fördert die Gesundheit

Eine neue Studie zeigt: Meditation kann nicht nur die Zufriedenheit steigern und Einsamkeit lindern – von den Glücksgefühlen profitiert auch unser Herz. Sogar messbar.

Jeder versteht unter Glück etwas anderes. Eine harmonische Partnerschaft hier, beruflichen Erfolg dort. Doch fernab individueller Unterschiede steht ebenso fest: Menschen sind besser dran, wenn in ihrem Herz und ihrer Seele meistens die Sonne scheint.

Wer glücklicher und zufriedener mit sich und seinen Umständen ist, lebt länger, ist beruflich erfolgreicher – und langfristig körperlich gesünder.

Doch mehr noch: Glück und Zufriedenheit fördern unsere Physis offenbar schon kurzfristig. So lautet das Fazit einer neuen Studie von Bethany Kok, die derzeit am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig forscht.

Sie teilte 65 Freiwillige mit einem Durchschnittsalter von 38 in zwei Gruppen. Etwa die Hälfte besuchte sechs Wochen lang einen Kurs über „Metta“, eine Art der Meditation. Dort sollen die Teilnehmer Liebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit und Wohlwollen entwickeln – und zwar sich selbst gegenüber, aber auch für ihre Mitmenschen.

Einmal pro Woche half ihnen der Kursleiter in einstündigen Sitzungen dabei, zu meditieren. Außerdem bat er sie darum, das täglich zu Hause zu tun. In einem Online-Formular sollten sie eintragen, wie lange sie wirklich meditierten. Darin hielten sie zudem fest, ob sie sich glücklich fühlten und wie es um ihre sozialen Bindungen bestellt war. Oder genauer: ob sie sich von Freunden, Bekannten und Kollegen unterstützt, geschätzt und geliebt fühlten.

Ergebnis: Die Mitglieder der Meditationsgruppe steigerten während des Experiments ihre Glücksgefühle – aber nur dann, wenn sie ihr soziales Umfeld auch als intakter empfanden.

Der Einfluss der Meditation war sogar messbar. Bei der Versuchsgruppe verbesserte sich im Laufe des Versuchs auch der Wert des kardialen vagalen Tonus. Klingt mal wieder komplizierter als es ist. Daher ein kurzer Exkurs in die Anatomie.

Menschen besitzen zwölf Paare von Hirnnerven, die unterschiedliche Aufgaben haben. Einer davon ist der Nervus Vagus. Er sorgt unter anderem dafür, dass unsere inneren Organe funktionieren, auch das Herz. Der Vagusnerv reguliert zum Beispiel, wie stark unser Herzschlag sich mit der Atmung verändert. Grob zusammengefasst: Je höher der kardiale vagale Tonus, desto gesünder das Herz.

Doch das ist nicht alles. Der amerikanische Neurobiologie Stephen Porges entwickelte vor einigen Jahren die Polyvagal-Theorie. Er war davon überzeugt, dass Menschen über eine Art inneres System verfügen, das auf Kontakt und Kommunikation ausgerichtet ist. Und seitdem konnte er in mehreren Studien zeigen, dass der Nervus Vagus auf zwischenmenschliche Kontakte reagiert. Denn er empfängt auch sensorische Informationen von unseren Augen und Ohren.

Bislang waren Forscher davon überzeugt, dass der Tonus bei allen Menschen relativ stabil ist. Doch Bethany Kok bemerkte: Bei der Meditationsgruppe verbesserte er sich im Laufe des Experiments – aber nur dann, wenn sie sich gleichzeitig auch sozial stärker eingebunden fühlten.

Mit anderen Worten: Die Meditation steigerte die Zufriedenheit und linderte die Einsamkeit – und davon profitierte gleichzeitig ein Nerv, der für unser Herz zuständig ist.

„Positive Emotionen fördern die körperliche Gesundheit“, schreibt Kok. Offenbar setzen die Glücksgefühle eine Aufwärtsspirale in Gang. Je zufriedener die Probanden mit sich und ihrem Leben waren, desto eher fühlten sie sich anderen Menschen verbunden – und umso mehr stieg der vagale Tonus. Ein gesunder Geist sorgt demnach tatsächlich für einen gesunden Körper.

Quelle:
Bethany Kok et al (2013). How Positive Emotions Build Physical Health: Perceived Positive Social Connections Account for the Upward Spiral Between Positive Emotions and Vagal Tone. Psychological Science

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