Sternekoch Christian Rach über die „Ja-aber-Gesellschaft“

Die Süddeutsche Zeitung interviewt heute den Sternekoch und Restaurant-Tester Christian Rach. Als Erstes wird er gefragt, wie es um die Deutschen steht. Hier seine Antwort:

Die häufigste Antwort, die ich bekomme, ist: ‚Ja, aber….‘ Wir leben in einer Ja-aber-Gesellschaft. Wir erkennen, dass sich im Land viel verändern muss, aber praktisch sind wir nicht bereit, etwas anders zu machen.

Ich habe in einer kleinen Stadt in der Nähe von Osnabrück gedreht. Eine typisch deutsche Stadt. Zwischen 20.000 und 30.000 Einwohner. Drei, vier Firmen, die das wirtschaftliche Leben dominieren. In der Stadt gibt es das Hexenhäuschen, eine gastronomische Institution seit 25 Jahren. Dort gibt es das Gericht Hollo-Bollo. Das ist so ziemlich das Schrecklichste, was ich in den fünf Jahren als Restaurant-Tester gegessen habe: Hollandaise-Sauce aus der Tüte mit Bolognese vermischt. Die Leute wollen das unbedingt essen. Das behauptet zumindest der Küchenchef.

Da habe ich gesagt: ‚Das kann nicht stimmen, denn sonst wäret Ihr ja nicht pleite.‘ Die Antwort: ‚Ja, aber wenn wir Hollo-Bollo nicht mehr anbieten, dann sind wir richtig pleite.‘

Was soll denn der Unterschied zwischen pleite und richtig pleite sein? Diesen Beharrungsstarsinn gibt es überall im Lande.“

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