Pure Phantasie – Wie Sie Ihre Ziele erreichen

Setzen Sie Ihre Vorhaben selten in die Tat um? Mangelt es Ihnen ständig an Disziplin? Dann hat eine US-Professorin einen Tipp für Sie: Nutzen Sie Ihre Phantasie – und stellen Sie sich vor, wie stolz Sie beim Erreichen des Ziels wären.

Die Seele wird von zwei Wesen dominiert, philosophierte schon vor etwa 2000 Jahren der griechische Denker Sokrates – einem himmlischen Ross, dem Gemüt, und einem wilden Pferd, dem Trieb. Literaturfans werden jetzt spontan an Goethe denken: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“, heißt es im „Faust“. Doch selbst wer mit solchen Zitaten nichts anfangen kann, kennt die Auswirkungen im Alltag.

Man würde gerne dies tun und das lassen. Etwa bei der Ernährung. Morgens nimmt man sich vor, gesünder zu essen, abends stopft man Chips in sich hinein. Eigentlich wär‘ man gern anders, man kommt bloß so selten dazu. Die Frage ist: Gibt es einen Trick, um irdischen Verlockungen zu widerstehen?

Das fragten sich auch Wissenschaftlerinnen um Deborah MacInnis von der Marshall School of Business und fanden die Antwort in einer Studie (.pdf), über die die Marketingprofessorin gestern in der LA Times berichtete. Um es vorwegzunehmen: Es gibt durchaus eine geeignete Strategie für mehr Disziplin – und eine untaugliche.

Im ersten Experiment verteilten MacInnis und Co. 95 Studenten und Angestellte einer Universität nach dem Zufallsprinzip in drei Räume. Dort setzten die Freiwilligen sich an einen Tisch, auf den MacInnis eine durchsichtige Dose gestellt hatte, darin ein leckeres Stück Schokoladenkuchen. Nun bat sie die Probanden, den Deckel abzunehmen und sich den Kuchen genauer anzusehen. Außerdem stellte sie es ihnen frei, so viel vom Kuchen zu essen, wie sie wollten. Vorab jedoch gab sie den drei Gruppen unterschiedliche Instruktionen.

Gruppe A sollte sich ausmalen, wie viel Scham und Schuldgefühl sie nach dem Verzehr der Kalorienbomben empfinden würden. Gruppe B sollte sich vorstellen, wie stolz sie hinterher wäre, wenn sie auf den Kuchen verzichten. Gruppe C diente als Kontrollgruppe und bekam keine Anweisungen. Wie sich diese Instruktionen auf das Verhalten auswirkte? Ganz erheblich!

Raten Sie mal, wer am wenigsten Kuchen verputzte – exakt: Gruppe B. 40 Prozent der Mitglieder konnten komplett darauf verzichten. Die Mitglieder der Gruppe A konnten nur in zehn Prozent der Fälle ganz widerstehen. Mehr noch: Wer das stolze Gefühl des Verzichts antizipierte, aß auch wesentlich weniger Kuchen als jemand, der sich ausmalte, sich nach dem Konsum zu schämen. Und: Gruppe B empfand es als wesentlich unproblematischer, auf das süße Gebäck zu verzichten, während die anderen sich regelrecht dazu zwingen musten.

Ein zweites Experiment bestätigte das Ergebnis. Hier setzte MacInnis einen Teil der Probanden, die sich ihren Stolz ausmalen sollten, vor einen Spiegel. Und siehe da: Jetzt klappte es mit der Selbstdisziplin noch besser – offenbar weil die Teilnehmer sich im Angesicht Ihres Spiegelbildes noch besser auf Ihr Ziel konzentrieren konnten.

Fazit: Wer abends auf Kalorienbomben verzichten will, ist gut beraten, seine Phantasie für positive Gefühle zu nutzen – und sich das Triumphgefühl vorzustellen, das ihm der Verzicht bereiten wird. „Dadurch konzentrieren wir uns auf angenehme Gefühle, und diese helfen beim Erreichen des Ziels“, sagt MacInnis. Schamgefühl und Scheitern hingegen sind negativer Natur und sorgen für schlechte Gefühle – und dadurch werfen wir unsere guten Vorsätze eher über Bord.

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