Herz- oder Kopfmensch? Was die Antwort über Sie verrät

Hören Sie lieber auf Ihren Kopf oder Ihr Herz? Die Antwort ist nicht nur symbolisch. Laut einer neuen Studie verrät sie mehr über Ihr Verhalten als Sie ahnen.

Seit Jahrtausenden grübeln kluge Menschen darüber, welche Körperteile für Gefühle und Gedanken zuständig sind. Schon der griechische Philosoph Platon meinte, dass der Kopf die Weisheit beheimatet, während das Herz unsere Gefühle verantwortet.

Entsprechende Metaphern gehören heute zur Alltagssprache. Der eine behält am liebsten einen „kühlen Kopf“, der andere hört meistens „auf sein Herz“. Rationaler Denker hier, emotionaler Entscheider dort.

Doch dieser Unterschied hat Folgen – nicht nur sprachliche, sondern auch psychologische. So lautet das Fazit einer neuen Studie von Adam Fetterman und Michael Robinson von der North Dakota State Universität.

In mehreren Versuchen wollten die Psychologen zunächst wissen, welches Körperteil die Probanden stärker mit ihrem eigenen Selbst verbanden – ihren Kopf oder ihr Herz? Etwa die Hälfte der Probanden sah sich als rationalen Kopfmensch, die andere Hälfte als emotionalen Herzmensch.

Nun stellten Fetterman und Robinson den Freiwilligen verschiedene Aufgaben. Mal füllten sie Persönlichkeitstests aus, mal sollten sie Angaben zu ihrem Freundeskreis machen oder wie sie mit Stress umgingen. Und dabei bemerkten die Wissenschaftler: Die zwei Gruppen verhielten sich völlig unterschiedlich.

Die „Herz-Gruppe“ war emotionaler, löste Probleme instinktiv, achtete mehr auf ihre Gefühle, ließ Alltagsstress aber näher an sich heran. Die Kopfmenschen hingegen dachten rationaler und logischer, neigten zu einer gewissen Gefühlskälte, kamen mit Stress aber besser klar.

Wie groß der Unterschied zwischen Kopf- und Herzmenschen wirklich ist, zeigte ein weiterer Versuch. Hier sollten 74 Studenten einige Aufgaben lösen. Die eine Hälfte sollte währenddessen eine Hand auf ihr Herz legen, die andere Hälfte sollte sich eine Hand an den Kopf halten. Kaum zu glauben: Die „Herz-Gruppe“ löste die Aufgaben emotionaler, die „Kopf-Gruppe“ hingegen ging wesentlich rationaler vor. Offenbar reichte schon eine einfache Geste, um entweder logisches Denken zu fördern (Kopf) oder emotionales Entscheiden (Herz).

Fetterman und Robinson sind selbst ein wenig überrascht, dass die simple Frage „Kopf oder Herz?“ so weitreichende Folgen hat. Und dass die Antwort einiges darüber verrät, wie jemand denkt, fühlt und handelt.

Das heißt aber noch lange nicht, dass einer der beiden Typen dem anderen überlegen ist. „Jeder hat seine Vor- und Nachteile“, schreiben die Forscher, „Kopfmenschen scheinen ein wenig klüger zu sein, aber auch kälter gegenüber ihren Mitmenschen. Herzmenschen sind offenbar warmherziger, hilfsbereiter und verträglicher. Aber gleichzeitig haben sie weniger Kontrolle über ihre Gefühle.“

Quelle:
Adam Fetterman und Michael Robinson. Do You Use Your Head or Follow Your Heart? Self-Location Predicts Personality, Emotion, Decision Making, and Performance. Journal of Personality and Social Psychology, Band 105, Nummer 2, Seite 316-334

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