Twitter nutzen inzwischen Privatpersonen, Unternehmen, Politiker und Prominente. Auch Wissenschaftler widmen sich verstärkt dem Kurznachrichtendienst. Daher heute zehn Erkenntnisse zur Psychologie von Twitter.
Männer und Frauen twittern ähnlich: Mikolaj Jan Piskorski von der Harvard Business School analysierte in einer Studie im vergangenen Jahr das Verhalten von 300.000 Twitter-Nutzern. Dabei entdeckte er zwar einige Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer hatten beispielsweise im Schnitt 15 Prozent mehr Follower als Frauen – was auch daran liegen mag, dass ein männlicher Twitter-Nutzer einem Mann fast doppelt so oft „zurückfolgt“ wie einer Frau. Allerdings twittern Männer und Frauen gleich viel.
Gegenseitigkeit gilt auf Twitter nicht: Das Prinzip der Reziprozität besagt: Wir tun anderen Menschen eher einen Gefallen, wenn sie uns bereits einen Gefallen getan haben. Diese Regel gilt auf Twitter nicht. Allen Weiss, Marketingprofessor an der kalifornischen Marshall School of Business, befragte im April 2009 432 Twitter-Nutzer. Die Teilnehmer sollten ihre Meinung zu verschiedenen Aussagen abgeben. Eine davon: „Man sollte Leuten folgen, die einem selbst folgen.“ Dem stimmten nur wenige wirklich zu. Auf einer Skala von 1 (völlige Ablehnung) bis 5 (völlige Zustimmung) lagen die Antworten im Schnitt bei 2,74.
Viele Followees fördern die Kreativität: Der bekannte US-Blogger und -Autor Jonah Lehrer hingegen behauptet: Vielen anderen Mitgliedern zu folgen bringt viel – „selbst dann, wenn deren Tweets auf den ersten Blick unsinnig, falsch oder albern wirken“. Denn: Durch die vielen unterschiedlichen und überraschenden Informationen werde unsere Kreativität angeregt, meint Lehrer.
Twitter ist ein alter Hut: Twitter ist eines der innovativsten Geschäftsmodelle des neuen Jahrtausends. Nicht ganz, meint Lee Humphreys, Assistenzprofessorin an der US-Uni Cornell. Ihrer Meinung nach reichen die Vorläufer von Twitter nämlich bis ins 18. Jahrhundert zurück. Schon damals habe es zahlreiche Menschen gegeben, die teilweise triviale und banale Alltagserlebnisse wie Mahlzeiten oder Reisen stichwortartig in Tagebüchern festhielten.
Die Gedanken können twittern: Twittern kann man auf viele Arten – die gebräuchlichsten sind Handy und Computer. Auch möglich: Twittern per Gedankenübertragung. Adam Wilson von der Universität von Wisconsin-Madison postete im April 2009 ein Statusupdate, ohne dabei einen Finger zu rühren. Glauben Sie nicht? Hier gibt es ein Video.
Twitter dient der Mundpropaganda: Bernard Jansen von der Pennsylvania State Universität durchforstete für eine Studie im November 2009 über 150.000 Twitter-Updates auf Aussagen zu Unternehmen und Marken. Ergebnis: 19 Prozent aller untersuchten Nachrichten erwähnten eine Marke, meist mit einer emotionalen Aussage – 50 Prozent davon waren positiv, 33 Prozent äußerten sich negativ.
Twitter handelt vom Alltag: Twitter existiert seit Oktober 2006. Eine der ersten wissenschaftlichen Untersuchungen stammt von der Universität von Maryland. Akshay Java nahm sich der Plattform bereits im August 2007 in einer Studie an. Schon damals war das Potential von Twitter erkennbar: Die meisten Tweets enthielten Aussagen zu täglichen Routinen oder aktuellen Aktivitäten. 13 Prozent aller Nachrichten beinhalteten einen Verweis auf eine Internetseite.
Twitter spiegelt den Charakter wider: Wie, was, wann und warum wir twittern, ist immer auch ein Abbild unserer Persönlichkeit. 14 verschiedene Twitter-Charaktere hat das Blog Media Caffeine – natürlich mit einem Augenzwinkern – bislang ausgemacht.
Twitter ersetzt Meinungsumfragen: Noah Smith, Assistenzprofessor von der Carnegie Mellon Universität, analysierte mit Kollegen insgesamt eine Milliarde Tweets aus den Jahren 2008 und 2009. Die Wissenschaftler filterten solche Mitteilungen heraus, die Aussagen zum Konsumentenvertrauen erlaubten. Dann verglichen sie sie mit offiziellen Umfragen der Meinungsforscher von Gallup. Und siehe da: Die Korrelation war erheblich – meist stimmten die Meinungen auf Twitter mit den Ergebnissen der Institute überein.
Twitter verrät unsere Stimmung: Vor und nach der Arbeit oder am Wochenende sind die Menschen am glücklichsten. Okay, das ist keine wirklich sensationelle Nachricht. Viel erstaunlicher ist hingegen, dass sich diese Stimmungen auch auf Twitter spiegeln. Wissenschaftler um Alan Mislove von der amerikanischen Northeastern Universität haben vor kurzem 300 Millionen Tweets ausgewertet, um daraus auf den seelischen Zustand der Menschen zu schließen. Natürlich haben sie nicht jede der Nachrichten durchgelesen, sondern nach bestimmen Schlüsselbegriffen durchsucht. Dabei herausgekommen ist auch dieses Video:
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