Der Frühling gönnt sich derzeit ja eine (hoffentlich) kleine Pause, und schon meckern wieder viele über unser Klima. Daher aus aktuellem Anlass: 10 Fakten zur Psychologie des Wetters.
1. Das Wetter beeinflusst unsere Stimmung kaum
Das zumindest resümierten Jaap Denissen von der Humboldt-Universität und seine Kollegen im Jahr 2008. Für ihre Studie (.pdf) füllten 1233 Deutsche zwischen Juli 2005 und Februar 2007 einen Online-Fragebogen aus. Einen Monat lang gaben sie dort jeden Tag an, ob sie gute oder schlechte Laune hatten. Danach recherchierten Denissen und Kollegen das Wetter des jeweiligen Zeitraums – und fanden heraus: Im Durchschnitt beeinflusst das Wetter unsere Laune kaum. Sonnenschein machte die Menschen nicht glücklicher, Regen machte sie nicht trauriger. Ehrlich gesagt habe ich so meine Probleme mit diesem Fazit – hat nicht jeder von uns bei Sonnenschein bessere Laune?
2. Bei gutem Wetter steigt die Unpünktlichkeit
Das hingegen glaube ich sofort. Im Jahr 1953 untersuchte ein gewisser Roland Mueser, wie sich das Wetter auf die Pünktlichkeit von Angestellten auswirkte. Für seine Studie wertete er die morgendlichen Ankunftszeiten von 101 männlichen und 32 weiblichen Ingenieuren aus. Sie ahnen es vermutlich: Je besser morgens das Wetter, desto unpünktlicher waren die Angestellten.
3. Bei gutem Wetter geben wir mehr Trinkgeld
Falls Sie eine Weile kellnern wollen – machen Sie es lieber im Sommer. Die US-Wissenschaftler Bruce Rind und David Strohmetz führten im Jahr 2006 ein Experiment in einem Restaurant aus. Eine Kellnerin sollte auf die Rückseite mancher Rechnungen eine Prognose über das morgige Wetter kritzeln. Wenn sie das tat, stieg ihr Trinkgeld um fast 20 Prozent. Allein die Aussicht auf Sonnenschein machte die Gäste großzügiger.
4. Im Sommer bringen sich mehr Menschen um
Fast ein halbes Jahr lang geht die Sonne am Nord- und Südpol während der Polarnacht nicht auf – eine wahrhaft düstere Aussicht. Allerdings wird nur etwa ein Fünftel der Selbstmorde in dieser Zeit begangen, berichtete Karin Björkstén vom Karolinska-Institut in Stockholm in ihrer Studie (.pdf) im vergangenen Jahr. Sie erfasste alle 1351 registrierten Suizide zwischen 1968 und 2002. Überraschendes Ergebnis: Die Mehrheit der Selbstmorde geschieht in den Monaten, in denen die Sonne gar nicht oder nur kurz verschwindet.
5. Die Sonne sorgt für steigende Börsenkurse
David Hirshleifer von der Universität Ohio wertete im Jahr 2001 die Kursentwicklung an 26 Börsenplätzen weltweit aus, und zwar für die Jahre 1982 bis 1997. Fazit: Sonnenschein sorgt für steigende Kurse. Regen und Schnee haben dagegen keinen Einfluss.
6. Im Sommer gibt es häufiger Kokain-Überdosen
Forscher um Amy Bohnert recherchierte für eine aktuelle Studie die Todesfälle in New York zwischen 1990 und 2006. Schon ab einer Außentemperatur von 24 Grad Celcius kletterte die Zahl der Kokaintoten dramatisch.
7. Gutes Wetter steigert die Hilfsbereitschaft
Michael Cunningham von der Universität von Louisville wollte in einer Feldstudie im Jahr 1979 herausfinden, ob Passanten einem Interviewer freiwillig assistierten. Je mehr die Sonne schien, desto eher waren die Menschen bereit zu helfen.
8. Das Klima beeinflusst die Wahlentscheidung
Al Gore verpasste im Jahr 2000 nur knapp die US-Präsidentschaft. Christopher Achen und Larry Bartels von der Universität Princeton lieferten in ihrer Studie (.pdf) 2004 einen außergewöhnlichen Grund für Gores Niederlage – das Wetter. Ihrer Meinung nach hätten 2,8 Millionen Menschen gegen Gore entschieden, weil ihre Staaten zu wenig Sonne oder zu viel Regen abbekommen hatten. Den Frust über das extreme Klima hätten sie an der Regierung auslassen wollen – also den Demokraten und ihrem Kandidaten Al Gore.
9. Das Wetter beeinflusst die Wahl einer Uni
Viele Abiturienten besuchen Unis, die für ein Studium in Frage kommen, bevor sie sich einschreiben. Uri Simonsohn von der Universität of Pennsylvania ist davon überzeugt, dass das Wetter am Tag des Besuchs eine entscheidende Rolle spielt. Für seine Studie (.pdf) im Jahr 2009 analysierte er die Entscheidungen von 1284 zukünftigen Studenten – und kam zu dem Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Student nach dem Besuch einer Hochschule für sie entscheidet, steigt mit der Bewölkung. Simonsohn zufolge treffen wir Entscheidungen bei wolkigem Wetter aufgrund anderer Kriterien.
10. Das Wetter beeinflusst unser Gedächtnis
Joseph Forgas von der Universität von New South Wales in Australien meint: Bei schlechtem Wetter können wir uns Dinge besser merken. In einem Experiment (.pdf) im Jahr 2009 sollten sich 73 Kunden eines Zeitungskiosk an zehn Dinge erinnern, die auf dem Tresen gestanden hatten (Forgas hatte das Kiosk vorher eingeweiht). Ergebnis: Die Teilnehmer, die an regnerischen Tagen befragt wurden, konnten sich an drei Mal so viele Gegenstände erinnern wie jene, die bei Sonne befragt wurden.
Heute ist das Wetter in Deutschland ja eher mau – wenn Forgas Recht hat, müssten Sie sich diese zehn Fakten also locker merken können.
Meine Tante arbeitet als statistische Bewerterin und beschäftigt sich alltäglich mit dem Wettergeschehen. Durch sie weiß ich, wie sehr das Wetter uns Menschen und das Leben eigentlich beeinflusst. Beispielsweise wusste ich nicht, dass das Wetter die Wahl der Uni oder gar unser Gedächtnis beeinflusst!
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Hm, glaub ich nicht: "Wetter beeinflusst unsere Stimmung kaum" RT @thdolby: Die Psychologie des Wetters http://bit.ly/bXXvk1 #wetter #studie
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Warum wir bei dem Wetter schlecht gelaunt sind: RT @karrierebibel: Die Psychologie des Wetters http://ow.ly/1G8Lc
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heute gelernt: Bei schlechtem Wetter können wir uns Dinge besser merken http://bit.ly/dsSdaI // thx to @danielrettig
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