Herbstzeit – Schlechtes Wetter, höhere Produktivität

Der Herbst bringt in Europa kältere Temperaturen und mehr Regen – schlechte Nachrichten für Sommerfans, gute Nachrichten für Unternehmen. Denn laut einer neuen Studie sind Angestellte bei schlechtem Wetter produktiver.

Morgens ist es kälter, abends wird es früher dunkel, die ersten Blätter fallen langsam von den Bäumen, bald kommt noch der Regen dazu – typisch Herbst eben. Keine guten Nachrichten für Sommer- und Sonnenfans, aber gute Nachrichten für Unternehmen. Denn schlechtes Wetter ist besser für die Produktivität.

So lautet zumindest das Fazit einer neuen Untersuchung von Francesca Gino von der Harvard Business School.

Zahlreiche Studien konnten in der Vergangenheit bereits zeigen, wie uns das Wetter beeinflusst. Demnach sind wir bei schönem Wetter beispielsweise hilfsbereiter und spendabler. Doch nach Ansicht von Gino sind es vor allem niedrige Temperaturen, viel Regen und schlechte Sichtverhältnisse, die die Mitarbeiter produktiver machen.

Zu diesem Ergebnis gelangte sie in zwei verschiedenen Studien. Für die erste analysierte sie Daten einer japanischen Bank in Tokio. Von 2007 bis 2009 hatte deren IT-System Angaben von 111 Mitarbeitern im Kreditwesen gesammelt. Gino verglich die Daten jedes einzelnen Angestellten nun mit dem damaligen Wetter in Tokio. Und siehe da: Wenn es regnete, neblig war oder kalt, waren die Mitarbeiter produktiver – sie arbeiteten schneller und konzentrierter.

Wohlgemerkt, in dieser Studie konnte Gino nur einen Zusammenhang (Korrelation) feststellen, aber keine Ursache-Wirkungs-Beziehung (Kausalität). Will sagen: Schlechtes Wetter und Produktivität hingen offenbar zusammen – aber schlechtes Wetter führte nicht unbedingt zu höherer Produktivität.

Deshalb konzipierte die Forscherin ein zweites Experiment in den USA – wobei die eine Hälfte der Freiwilligen bei Regen ins Labor kam, die andere Hälfte bei Sonnenschein. Nun teilte Gino die Probanden in zwei Gruppen.

Gruppe A sah zunächst Fotos von Aktivitäten an der frischen Luft – Rudern, Segeln oder Wandern beispielsweise. Alle Aufnahmen waren bei Sonnenschein entstanden. Nun sollten die Freiwilligen eine Lieblingsaktivität auswählen und detailliert schildern, wie sie diese Situation erleben würden. Die Kontrollgruppe sollte hingegen lediglich einen normalen Tag beschreiben.

Nun sollten alle Probanden verschiedene Fragebogen ausfüllen, wobei Gino klarmachte: Wer am schnellsten fertig war und gleichzeitig am wenigsten Fehler machte, der erhielt die größte Belohnung.

Ergebnis: Wer sich zuvor mit den Freiluft-Aktivitäten beschäftigt hatte, war am unproduktivsten. Er machte mehr Fehler und hatte ein wesentlich geringeres Pensum. Am fleißigsten war jene Gruppe, die erstens an einem regnerischen Tag ins Labor kam – und die sich zweitens vor den eigentlichen Aufgaben nicht gedanklich mit sommerlichen Aktivitäten hatten beschäftigen müssen.

„Die Menschen neigen bei schlechterem Wetter zu höherer Produktivität“, resümiert Gino. Zumindest dann, wenn sie nichts an gutes Wetter erinnert. Denn das lenke nur ab, weil man automatisch daran denke, was man nun draußen alles schönes machen könnte – und sich weniger auf die Arbeit konzentriert.

Quelle:
Jooa Julia Lee, Francesca Gino und Bradley Staats (2012). Rainmakers: Why Bad Weather Means Good Productivity. Working Paper 13-005

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