10 psychologische Fakten über Lächeln

„Lächeln ist das Kleingeld des Glücks“, sagte einst der deutsche Schauspieler Heinz Rühmann. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen – fast jedenfalls. Hier zehn Erkenntnisse zur Psychologie des Lächelns.

1. Lächeln macht sofort glücklich: Grundlos lächeln ist Quatsch? Quatsch! Lächeln macht glücklich – unabhängig davon, ob wir wirklich einen Grund zur Freude haben. Das fand unter anderem der französische Psychologe Robert Soussignan in einer Studie (.pdf) im Jahr 2002 heraus. 96 Probandinnen im Alter von 21 bis 28 sollten einen Stift auf vier verschiedene Arten zwischen ihre Zähne nehmen – manche mussten ihn so halten, dass sie gewissermaßen unfreiwillig lächelten. Danach sollten sie verschiedene Videos bewerten. Und siehe da: Wer zuvor gewissermaßen grundlos gelächelt hatte, bewertete die Videos weitaus positiver – einfach weil er bessere Laune hatte.

2. Lächeln sorgt für Eifersucht: Männer, die von einer Frau angelächelt werden, werden von anderen Frauen als attraktiver beurteilt – von anderen Männern jedoch abschätziger angesehen. Benedict Jones von der Universität von Aberdeen ließ in einer Untersuchung (.pdf) 28 weibliche und 28 männliche Probanden Porträts von jungen Männern ansehen und deren Attraktivität beurteilen. Nun bekamen die Teilnehmer die Bilder noch einmal gezeigt – allerdings war den Gesichtern nun ein Frauengesicht zugewandt, das entweder lächelte oder ernst guckte. Danach sollten die Probanden die Attraktivität der Gesichter erneut beurteilen. Ergebnis: Die Gesichter, die von der Frau angelächelt worden waren, fanden die weiblichen Probandinnen attraktiver. Männer fanden die Porträts im Falle der lächelnden Frau hingegen unattraktiver.

3. Lächeln verlängert das Leben: Ernest Abel und Michael Kruger von der Wayne State Universität in Michigan werteten in einer aktuellen Studie die Autogrammkarten von 230 Baseball-Spielern aus dem Jahr 1952 aus. Die einen lächelten sanft, die anderen zeigten breit grinsend ihre Zähne, wieder andere lächelten gar nicht.  Nun schauten sich die Wissenschaftler die 150 Spieler genauer an, die bereits verstorben waren und verglichen ihre Lebensdauer mit dem Lächeln auf dem Foto. Verblüffend: Die Gruppe ohne Lächeln auf den Lippen hatte im Schnitt 72,9 Jahre gelebt. Die leisen Lächler hatten es auf immerhin 75 Jahre gebracht – und die breiten Grinser auf stolze 79,9 Jahre.

4. Lächeln prognostiziert die Ehedauer: Sage mir, wie Du auf Schulfotos schaust, und ich sage dir, ob deine Ehe hält. Klingt etwas grotest, funktioniert aber – wenn man einer Studie (.pdf) aus dem Jahr 2009 glaubt. Matthew Hertenstein von der US-Uni DePauw analysierte den Zusammenhang zwischen Fotos aus Kindheitstagen und der Scheidungsrate von über 700 Amerikanern. Zum einen sammelte Hertenstein Fotos aus der Schulzeit und bewertete auf einer Skala von Eins bis Zehn, wie intensiv sie auf den Bildern lächelten. Zum anderen notierte er den Beziehungsstatus der Teilnehmer. Wer geschieden war, hatte bereits als Schüler weniger gelächelt. Mehr noch: Wer schon in der Jugend besonders ernst dreinschaute, war als Erwachsener mit drei Mal höherer Wahrscheinlichkeit geschieden.

5. Lächeln steckt an: Wer jemanden lächeln sieht, lächelt fast automatisch mit. Den Grund dafür hat Sophie Scott vom University College in London im Jahr 2006 herausgefunden: Unser Gehirn spiegelt positive Emotionen besonders stark wider. Scott spielte in ihrer Studie Testpersonen verschieden menschliche Laute vor: Gelächter, Jubel, aber auch ängstliche Geräusche. Währenddessen erfasste sie per Hirnscan, was sich im Gehirn ihrer Probanden abspielte. Und dabei beobachtete sie, dass die Emotionen unterschiedliche Resonanz erzeugen. Besonders stark reagierte das Gehirn bei positiven Gefühlen.

6. Lächeln tröstet: Manchmal lächeln wir, obwohl uns gar nicht da nach ist – in peinlichen Situationen, bei Streits oder Niederlagen des Lieblingsvereins. Dahinter stecken zwei Motive: Wir verbergen unsere wahren Gefühle vor anderen und verschaffen uns damit gleichzeitig Trost. Das konnte unter anderem der Psychologe Matthew Ansfield von der Lawrence Universität im US-Bundesstaat Wisconsin zeigen. In einer Studie 2007 filmte er 160 Testpersonen, während diese Videos mit verstörendem Inhalt ansahen. Je widerwärtiger der Film, desto gestresst fühlten sich die Probanden – und desto mehr lächelten sie. Wobei das auch nützte: Je mehr sie während des Films gelächelt hatten, desto weniger gestresst fühlten sie sich danach.

7. Dauerlächeln macht krank: Wer im Job ständig lächeln muss, ist nicht zu beneiden. Vor allem, weil solche Berufe psychisch gefährdet sind. Dieter Zapf von der Universität Frankfurt untersuchte für seine Studie im Jahr 2005 etwa 4000 Personen. In Fragebögen und Experimenten fand er heraus: Die Dauerlächler waren besonders Burnout-gefährdet und anfällig für Depressionen. Besonders betroffen waren Stewardessen, Verkäufer und Mitarbeiter von Call-Centern.

8. Die Augenpartie verrät ein echtes Lächeln: Wollen Sie wissen, ob das Lächeln Ihres Gegenübers ehrlich gemeint ist? Dann achten Sie auf seine Augen. Benannt ist das echte Lächeln nach dem französischen Psychologen Guillaume-Benjamin Duchenne. Er bemerkte in Studien im 19. Jahrhundert, dass beim ehrlichen Lächeln nicht nur die Mundwinkel nach oben gezogen werden, sondern auch in den Augenwinkeln kleine Fältchen zu sehen sind – das so genannte Duchenne-Lächeln.

9. Babylächeln aktiviert das Belohnungszentrum: Auch Neugeborene können lächeln – Wissenschaftler haben dafür den schönen Ausdruck „Engelslächeln“ geprägt. Genau so himmlisch fühlen sich Mütter, wenn sie ihr Baby lächeln sehen, wie Lane Strathearn vom US-College Baylor im Jahr 2008 demonstierte. In einer Studie (.pdf) zeigte er Müttern, die zum ersten Mal ein Kind bekommen hatten, Fotos ihrer eigenen Kinder sowie von fremden. Auf einigen schauten die Babys fröhlich, auf anderen ernst. Während die Mütter die Bilder anschauten, wurden ihre Gehirnströme gemessen. Und siehe da: Wenn sie ihre eigenen Kinder lächeln sahen, wurde das Belohnungszentrum in ihrem Gehirn am stärksten aktiviert.

10. Mona Lisas Augen lächeln nicht: Das berühmteste Gemälde der Geschichte gibt Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf. Zumindest geklärt ist die Frage, ob Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ lächelt oder nicht. Das behaupteten zumindest Christopher Tyler und Leonid Kontsevich vom Smith-Kettlewell-Institut für Augenforschung in San Francisco im Jahr 2004. In ihrer Studie (.pdf) veränderten sie das legendäre Porträt, indem „optisches Rauschen“ hinzufügten, wodurch das Bild grobkörniger erschien. Nun sollten Probanden bei zufällig ausgewählten Rauschmustern bewerten, ob sie das Gesicht traurig oder fröhlich empfanden. Im Anschluss wählten die Wissenschaftler die beiden Rauschmuster, die die Teilnehmer am fröhlichsten und am traurigsten bewertet hatten. Diese Muster legten sie über die obere und die untere Hälfte des Original-Gemäldes und baten die Probanden erneut, den Gesichtsausdruck als fröhlich oder traurig einzustufen. Ergebnis: Nur der Mund war für die Wahrnehmung von Freude oder Trauer verantwortlich, die Augen spielten dabei keine Rolle.

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