Der Ikea-Effekt – Warum eigene Ideen heikel sind

Wir schätzen Gegenstände höher ein, wenn wir an ihrer Entstehung beteiligt waren. Der Name dieses Phänomens: Ikea-Effekt. Auch im Berufsalltag tritt er häufig auf – dort allerdings mit negativen Konsequenzen.

Der Name des Effekts geht zurück auf eine Untersuchung (.pdf) der amerikanischen Wissenschaftler Dan Ariely, Michael Norton und Daniel Mochon. In einem Experiment baten sie die Teilnehmer darum, Origami-Figuren zu basteln. Im Anschluss sollten die Probanden angeben, wie viel sie für die Kreationen zu zahlen bereit waren – und zwar sowohl für ihre eigenen als auch die Werke der anderen.

Wenig überraschend: Alle wollten für ihre eigenen Figuren besonders viel zahlen. Mehr noch: Sie fanden ihre laienhaften Figuren ebenso wertvoll wie Origami-Kunstwerke von echten Profis. Was wir selbst herstellen, das mögen wir eben besonders gern.

Zugegeben, vielleicht klingt diese Erkenntnis zunächst etwas banal. Und doch taucht sie in vielen Lebensbereichen auf – unter anderem auch beim Namensgeber des Effekts. In den meisten Fällen zwingt uns der schwedische Möbelriese Ikea nämlich dazu, die Produkte selbst zusammenzubauen. Dazu sind wir gerne bereit – aber eben nicht nur deshalb, weil die Sachen so günstig sind. Sondern auch, weil wir nachher umso glücklicher über das Ergebnis sind.

Allerdings haben Ariely und seine Kollegen auch herausgefunden, dass der Ikea-Effekt nicht immer gilt. Die Forscher bemerkten in ihren Experimenten, dass die Probanden ihre eigene Arbeit nur dann höher einschätzten, wenn sie von Erfolg gekrönt war. Schafften sie es nicht, eine Aufgabe erfolgreich zu erledigen, blieb der Ikea-Effekt aus. Mit anderen Worten: Wollen Unternehmen ihre Kunden dazu bewegen, Arbeitskosten selbst zu übernehmen, dann müssen sie einen Spagat schaffen. Die Herausforderung muss groß genug sein, dass wir im Erfolgsfall mehr dafür bezahlen wollen. Aber sie darf nicht so schwierig sein, dass wir im Zweifelsfall scheitern.

Der Ikea-Effekt lässt sich jedoch nicht nur beobachten, wenn wir Regale zusammenschrauben, basteln oder selber kochen. Auch im Berufsleben gibt es ihn – nicht selten allerdings mit negativen Folgen.

Häufig neigen Führungskräfte dazu, ihre eigenen Ideen für die Krönung der Kreativität zu halten – obwohl es sich in Wahrheit um ziemlich kalten Kaffee handelt. Leider investieren sie daher weiter in ihre eigene Idee, anstatt sich mit fremden (und vielleicht besseren) Vorschlägen auseinanderzusetzen.

Auch dieses Phänomen hat bereits einen Namen: Not-Invented-Here-Syndrom.

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