Der Ehrliche ist immer der Dumme, behauptet ein altes Sprichwort. Eine neue Studie widerlegt diese Weisheit: Demnach setzt es sich in größeren Gruppen langfristig durch, mit anderen zusammenzuarbeiten. Soziale Netzwerke fördern die Kooperation.
„Du musst ein Schwein sein in dieser Welt“, sang einst die deutsche Popgruppe ‚Die Prinzen‘, „denn willst du ehrlich durchs Leben gehen, kriegst Du ’n Arschtritt als Dankeschön.“ David Rand würde diesen Zeilen sicher widersprechen. Denn der Forscher der Harvard Universität zeigt in einer neuen Studie: Langfristig lohnt es sich, nett zu seinen Mitmenschen zu sein.
Rand teilte 785 Freiwillige in Gruppen von 20 bis 30 Personen. Alle nahmen nun an einer Computersimulation teil. Und die lief so: Am Anfang des Spiels hatte jeder eine gleiche Anzahl von Punkten und wurde per Zufallsprinzip einem oder mehreren Spielern zugeteilt. Jetzt hatte jeder Spieler zwei Möglichkeiten: Er konnte großzügig sein und seinen Mitspielern Punkte abgeben – oder alle für sich behalten.
Nach jeder Runde durften zufällig ausgewählte Spieler entscheiden, ob sie ihr Netzwerk verlassen und sich lieber mit anderen zusammentun wollten. Wenig überraschend: Die Wechselbereitschaft stieg mit dem Egoismus der anderen Spieler. Je weniger diese abgaben, desto eher waren die Probanden dazu bereit, ihr Netzwerk zu verlassen. Je großzügiger sich jemand zeigte, desto mehr Spieler wollten sich mit ihm zusammenschließen.
Interessanterweise entdeckte die Studie auch eine Art natürlichen Korrektiv: Wer zunächst egoistisch handelte und infolgedessen sozial geächtet wurde, änderte sein Verhalten und wurde plötzlich kooperativ.
Dahinter steckt das Prinzip der Reziprozität, also das Motto „Wie du mir, so ich dir“. Demnach passen wir unser eigenes Verhalten an das unserer Mitmenschen an. Meinen sie es gut mit uns, verhalten wir uns genauso. Sind sie unkooperativ, sind wir es auch. Und die Studie zeigt, dass dieses Prinzip in sozialen Netzwerken erheblich gefördert wird. Der Wunsch nach menschlichen Bindungen ist demnach stärker als der Egoismus der Individuen. „Es lohnt sich, nett zu seinen Mitmenschen zu sein“, resümiert David Rand, „sonst wird man von ihnen isoliert.“
Quelle:
David G. Rand, Samuel Arbesman, Nicholas A. Christakis. Dynamic social networks promote cooperation in experiments with humans. Proceedings of the National Academy of Sciences, 14. November 2011.
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