Mars und Venus – Männer und Frauen sind völlig unterschiedlich

Sind sich Männer und Frauen ähnlich? Oder völlig unterschiedlich? Eine neue Studie behauptet Letzteres – demnach ist die Persönlichkeit von Männern und Frauen nur zu zehn Prozent gleich.

Es ist eine Diskussion, die Wissenschaftler schon lange beschäftigt – was unter anderem daran liegt, dass zwei völlig gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen. Psychologen haben in den vergangenen Jahren Dutzende von Fakten über Männer und Fakten über Frauen gesammelt – aber einig sind sie sich bis heute nicht.

Die einen sind Vertreter der so genannten Geschlechter-Ähnlichkeitshypothese (gender similarities hypothesis). Dazu gehört unter anderem die US-Psychologin Janet Hyde von der Universität von Wisconsin. Sie wertete für eine Studie im Jahr 2005 46 Metaanalysen aus, die sich mit den charakterlichen Unterschieden von Männlein und Weiblein auseinandergesetzt hatten. Fazit: Knapp 80 Prozent der untersuchten Eigenschaften unterschieden sich wenig bis gar nicht. „Männer und Frauen, und auch Jungen und Mädchen, ähneln sich stärker, als dass sie sich unterscheiden“, resümierte Hyde.

Die anderen sind Anhänger der Evolutionspsychologie. Sie gehen davon aus, dass Männer und Frauen im Laufe der Evolution einen unterschiedlichen Selektionsdruck hatten. Dadurch bildeten sich zwischen den beiden Geschlechtern deutliche genetische Unterschiede – die sich nicht nur auf das Aussehen, sondern auch auf den Charakter auswirkten.

Marco Del Giudice von der Universität von Turin gibt der Evolutionspsychologie recht. Der Psychologe beschäftigte sich in einer neuen Studie mit den Eigenschaften von Männern und Frauen. Das Fazit: Die Persönlichkeit von Männern und Frauen ist nur zu zehn Prozent gleich.

Andere Methodik

Wie kommt der Italiener auf dieses Ergebnis? Vor allem durch eine andere Methodik. Del Giudice hat sich nämlich keine eigenen Experimente ausgedacht. Er hat lediglich eine US-Umfrage mit 10.000 Teilnehmern – etwa 5000 Männern und 5000 Frauen – anders, oder anders gesagt: detaillierter ausgewertet.

In der Umfrage unterzogen sich die Teilnehmer einem umfangreichen Persönlichkeitstest. Im Unterschied zu früheren Analysen bezog Del Giudice nämlich nicht nur die so genannten „Big Five“ mit ein, sondern betrachtete gleich 15 Persönlichkeitsmerkmale: Wärme, emotionale Stabilität, Dominanz oder auch Wachsamkeit. Mit anderen Worten: Der Wissenschaftler fokussierte sich nicht bloß auf übergeordnete Kategorien, die bestimmte Eigenschaften zusammenfassen – eben sondern einzelne Charakterzüge.

Wenig überraschend: Frauen waren durchweg empfindsamer, wärmer und besorgter, Männer dominanter, regelbewusster und wachsamer. Schon überraschender: Insgesamt sei die Persönlichkeit von Männern und Frauen nur zu zehn Prozent gleich, resümierte Del Giudice. Selbst wenn er die Kategorie mit den größten Unterschieden – Sensibilität – ausschloss, lag die Überschneidung nur bei 24 Prozent. „Die Vorstellung, dass zwischen Männern und Frauen nur geringe charakterliche Unterschiede bestehen, kann man getrost verabschieden.“

Quelle:
Marco Del Giudice, Tom Booth, Paul Irwing (2012). The Distance Between Mars and Venus: Measuring Global Sex Differences in Personality. PLoS One Band 7, Ausgabe 1.

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