Laut einer neuen Studie macht sich die Lektüre eines Buchs im Gehirn bemerkbar. Sogar messbar.
„Ein großartiges Buch sollte einen mit vielen Erfahrungen zurück lassen, und leicht erschöpft“, sagte einst der amerikanische Schriftsteller William Styron. „Man sollte mehrere Leben leben, während man es liest.“
Wie prägend Bücher sein können, zeigt nun eine neue Studie.
Gregory Berns, Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der Emory Universität, gewann für seine Studie 19 Freiwillige im Alter zwischen 19 und 27.
Alle erklärten sich dazu bereit, knapp drei Wochen lang jeden Tag ins Labor zu kommen. Dort legten sie sich in einen Magnetresonanztomographen, kurz MRT. Das Gerät erlaubt, vereinfacht gesagt, einen Blick ins Gehirn. Oder genauer: Wissenschaftler können nachvollziehen, welche Hirnareale besonders aktiv sind.
Nach dem fünften Hirnscan gab Berns den Probanden eine Zusatzaufgabe. Von nun an sollten sie neun Abende hintereinander etwa 30 Seiten eines Buchs lesen – und zwar „Pompeji“ von Robert Harris. Darin erzählt der britische Schriftsteller die Geschichte des Wasserbaumeisters Attilius, der einer Verschwörung auf die Spur kommt.
Am folgenden Tag legten sich die Freiwilligen wieder in Berns‘ Hirnscan. Um sicherzustellen, dass sie die jeweilige Passage am Vorabend auch tatsächlich gelesen hatten, stellte der Forscher ihnen einige Fragen. Und siehe da: Die Lektüre hinterließ Spuren.
Bei den Messungen nach der Lektüre bemerkte Berns Veränderungen in Teilen des Temporallappens. Genauer gesagt: in jenen Regionen, die auch am Lesen oder der Fähigkeit zur Abstraktion entscheidend beteiligt sind.
Mehr noch: Nach Ablauf der neun Tage kamen die Teilnehmer für fünf weitere Messungen ins Labor – ohne am Vorabend „Pompeji“ gelesen zu haben. Trotzdem blieben die leichten Veränderungen im Gehirn erhalten. Zumindest während des Versuchs.
Erst vor wenigen Monaten kamen die US-Wissenschaftler David Comer Kidd und Emanuele Castano zu dem Ergebnis, dass Romane die Fähigkeit zur Empathie fördern. Jetzt legt Berns also nahe, dass Literatur regelrecht die Gehirnstruktur verändert.
Zwar ist er sich unsicher, wie lange diese neurologischen Veränderungen andauern. Fakt sei aber, dass man sie bereits nach wenigen Tagen messen könne: „Offenbar prägen unsere Lieblingsbücher unser Gehirn stärker als gedacht.“
Quelle:
Gregory Berns et al (2013). Short- and Long-Term Effects of a Novel on Connectivity in the Brain. Brain Connectivity, Band 3, Nummer 6, Seite 590-600
Das heißt ich sollte lieber aufpassen was ich lese, oder spielt das laut diesem Versuch keine Rolle?
Ich möchte ja nicht das mein gehirn negativ umstrukturiert wird.
Zu viel lesen fördert aber auch mit sicherheit die unfähigkeit zu sozialen beziehungen. oder?
das lästige am schreiben wie am lesen: man hält sich ständig im eigenen kopf auf. das kann nicht gut gehen.
Wäre interessant zu wissen, ob das nur mit gedruckten Büchern oder auch mit elektronischen Büchern (Kindle & Co.) funktioniert.
Spontan würde ich ein „ja“ vermuten, trotzdem könnte ja auch das Umblättern usw. einen Einfluss haben.