Lernen von Sherlock Holmes – Die Autorin Maria Konnikova im Interview

Der Meisterdetektiv Sherlock Holmes ist berühmt für seine Beobachtungsgabe. Ein neues Buch zeigt, wie wir diese Fähigkeiten selbst trainieren können. Ein Interview mit der Autorin und Psychologin Maria Konnikova.

„Ich bin der Meinung, dass das Gehirn eines Menschen ursprünglich wie eine kleine leere Dachkammer ist, die man mit dem Mobiliar versehen muss, das einem genehm ist.“ Dieses Zitat legte der britische Schriftsteller Arthur Conan Doyle seiner berühmten Romanfigur Sherlock Holmes in den Mund.

Doch Holmes war nicht nur ein Meisterdetektiv. Von ihm können wir außerdem lernen, wie unser Verstand arbeitet – und wie wir ihn so einsetzen, dass wir Höchstleistungen erzielen.

Das behauptet zumindest die amerikanische Psychologin und Autorin Maria Konnikova. Ihr Buch „Mastermind: How to Think Like Sherlock Holmes“ stand wochenlang auf den amerikanischen Bestsellerlisten, heute erscheint es auch auf Deutsch.

Darin erforscht Konnikova die Methoden des Meisterdetektivs. Darunter: Achtsamkeit, die scharfsinnige und unvoreingenommene Beobachtung, Engagement für die Sache und am Ende die logische Schlussfolgerung. Und sie zeigt, wie man wichtige von unwichtigen Details unterscheidet, die eigene Wahrnehmung schärft, Probleme kreativer löst und besser entscheidet. Ein Interview mit der Autorin.

Maria, wie kamst du auf die Idee für das Buch?
Vor ein paar Jahren recherchierte ich für einen Artikel, denn hauptberuflich arbeite ich als freie Journalistin. Plötzlich musste ich an einen Dialog zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson aus „Ein Skandal in Böhmen“ denken. Ich las mir die Stelle noch mal durch und stellte fest, dass sie enorm viel psychologische Weisheit enthielt. Dann besorgte ich mir alle Holmes-Geschichten und erkannte: Damit ließ sich ein ganzes Buch füllen.

Warst du schon als Kind Holmes-Fan?
Ja. Mein Vater las mir die Geschichten vor, als ich etwa acht Jahre alt war. Ich weiß noch genau, dass ich sofort begeistert war.

Aus dieser Begeisterung entstand letztlich dein Buch. Was ist denn deine Kernthese?
Im Schlussteil schreibe ich: „Am mächtigsten ist ein ruhiger Geist. Ein Geist, der gegenwärtig, nachdenklich, sich seiner Gedanken und seines Zustandes bewusst ist. Er erledigt nur selten mehrere Dinge gleichzeitig, und wenn doch, dann tut er es gezielt.“ Das sollte jeder berücksichtigen. Wir müssen lernen, dass Selbstdisziplin essenziell für echte Wachsamkeit ist, und dass wir uns gewissermaßen gegen das schnelle Lebenstempo wappnen müssen. Wir können die technologischen Fortschritte zwar für unsere Zwecke nutzen, dürfen aber niemals unsere mentale Stärke opfern.

Warum wolltest du überhaupt ein Buch schreiben? Reichte dir die Arbeit als Doktorandin und freie Journalistin für den New Yorker oder das Wall Street Journal nicht?
Keine Frage, ich liebe das Leben als freie Autorin für verschiedene Medien. Aber ich wollte mich einem Thema mal intensiver widmen als in einem Artikel. Und das genoss ich  auch. Diesen Prozess, ein ganzes Buch zu durchdenken, die Freiheit, ohne Zeilenbegrenzung zu schreiben. Außerdem gestattete mir die Columbia-Universität und mein Doktorvater Walter Mischel eine Auszeit.

Was machte denn mehr Spaß, die Recherche oder das Schreiben?
Beides, ich kann das nicht trennen. Wenn man schreibt, recherchiert man ja irgendwie auch. Denn man merkt schnell, an welchen Stellen man zu wenig weiß. Und wenn man recherchiert, schreibt man in gewisser Weise auch, denn man sortiert seine Gedanken.

Hast du besondere Inspirationsquellen?
Ich lese hauptsächlich Romane und Gedichte. Und wenn ich schreibe, brauche ich absolute Ruhe und null Ablenkung – vor allem keinen Internetzugang.

Welchen Rat würdest du anderen Autoren geben?
Schreib nur über Dinge, die dich wirklich interessieren. Du wirst dich damit lange beschäftigen, ohne Leidenschaft wirst du das Projekt irgendwann hassen. Und das wird der Leser merken.

In den USA war dein Buch ein großer Erfolg. Ist das nächste Werk schon in Planung?
Ich arbeite tatsächlich schon wieder am nächsten, ja.

Und worum geht es diesmal?
Tut mir leid, aber dazu darf ich noch nichts sagen.

Über die Autorin
Maria Konnikova, geboren in Russland, kam mit vier Jahren in die USA. Nach ihrem Studium der Psychologie und des kreativen Schreibens an der Harvard Universität arbeitete sie als Produzentin für eine US-Fernsehshow. Parallel zu ihrer Dissertation schrieb sie die beliebte Kolumne „Lessons from Sherlock Holmes“ für die Zeitschrift Scientific American. Die Kunst des logischen Denkens ist ihr erstes Buch.

Das Gewinnspiel
Der Ariston-Verlag hat mir freundlicherweise erlaubt, unter meinen Lesern drei Exemplare des Buchs zu verlosen. Falls Sie also eines der Bücher gewinnen wollen, müssen Sie nur Folgendes tun: Hinterlassen Sie mir bis Freitag, 11. Oktober, 23.59 Uhr, einen Kommentar in der unteren Spalte. Die Gewinner werden von einer unbestechlichen und unabhängigen Jury ausgelost, der Rechtsweg ist, genau: ausgeschlossen.

21 Kommentare

  1. Schon als Kind habe ich die Bücher von Sherlock Holmes geliebt und verschlungen. Und ich lese sie auch heute immer mal wieder gerne, meistens weiß ich schon gar nicht mehr, wie die Geschichteausgeht. Gerne würde ich das Buch gewinnen, ich bin leider da Gegenteil von dem berühmten Detektiv, aber meine Intuition ist zumindest super. Dieses Buch bringt mich bestimmt weiter in meiner Detektivarbeit, was Lügen entlarven angeht. 😉

  2. Das Sherlock Holmes ein guter Psychologe, unter anderem, war, ist bekannt.

    Wenn man sich nun einen Teil der Scharfsinnigkeit des Helden aneignen könnte, fände ich das toll.

  3. Würde mich unheimlich interssieren.

    Gerade vom Blickwinkel der Achtsamkeit.

    Danke für das schöne Interview!

  4. Klingt sehr verlockend – wer möchte nicht so schlau sein wie Sherlock Holmes? Mich interessiert das sehr, weil ich mich ohnehin mit dem Thema beschäftige.

  5. Pfeiferauchen habe ich zugunsten von Teetrinken aufgegeben. Ein kleiner Trost könnte dieses Buch sein 😉

  6. Guten Abend erst mal!
    Das Buch würde mich auch wahnsinnig interessieren, Wissen, das durch lebendige Geschichten bzw. herausragende Persönlichkeiten vermittelt wird, macht mir einfach besonders viel Spass.
    Über einen Gewinn würde ich mich also mehr als freuen (:
    Viele Grüße
    Jannik St.

  7. Klingt für mich sehr interessant, sowohl als Psychologie- aus auch als Sherlock-Holmes-Fan.
    Würde mich sehr über das Buch freuen 🙂

  8. Ich finde es faszinierend, dass man aus Holmes‘ Methoden wirklich ein Sachbuch machen kann. Es würde mich interessieren, was und wie die Autorin das umsetzt.

  9. Das Bewusstsein erweitern und das mit einer schönen Pfeife… vielleicht habe ich etwas Glück. Mit Besten Grüßen aus Österreich.

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