Kopfkino – Denken Männer immer nur an das Eine?

Sehen Männer eine attraktive Frau, schaltet sich ihr Gehirn aus. Soweit zumindest ein weit verbreitetes Klischee. Eine neue Studie räumt damit jetzt auf. Demnach sind Frauen auch nicht besser – aber das muss längst nicht immer schlecht sein.

„Sexuelle Liebe macht aus der geliebten Person ein Objekt des Appetits“, schrieb der Philosoph Immanuel Kant bereits im Jahr 1779, „sobald dieser Appetit gestillt ist, werfen wir die Person weg wie eine ausgelutschte Zitrone.“ Dahinter steckt der Gedanke, dass andere Menschen gewissermaßen Mittel zum Zweck werden, wenn wir sie körperlich attraktiv finden.

Es ist uns schnuppe, welche Persönlichkeit in einem Körper steckt – sondern es zählt nur noch die äußere Hülle. Wir konzentrieren uns auf körperliche Aspekte und vernachlässigen den Geist. Diesen Prozess nennen Philosophen Vergegenständlichung. Der Volksmund würde sagen: Wir denken nur noch an „das Eine“.

Nicht wenige glauben, dass von diesem hormonell gesteuerten Urteil vor allem Männer betroffen sind. Sobald sie eine attraktive Frau sehen, beginnt das Kopfkino, das Gehirn verlagert sich in andere Körperregionen. Erst recht dann, wenn die Frau auch noch leicht bekleidet ist. Soweit das Klischee.

Eine neue Studie, die in der Novemberausgabe des „Journal of Personality and Social Psychology“ erschienen ist, räumt nun mit dieser Binsenweisheit auf. Psychologen um Kurt Gray von der Universität von Maryland haben darin herausgefunden: Auch Frauen bewerten Männer anders, wenn diese viel Haut zeigen. Und das muss längst nicht immer schlecht sein.

In insgesamt sechs Experimenten betrachteten die Probanden Fotos von Männern und Frauen. Manche waren komplett bekleidet, andere zeigten viel Haut, wieder andere waren sogar ganz nackt. Nun sollten die Teilnehmer die Personen auf den Fotos bewerten. Und siehe da: Die angezogenen Modelle empfanden sie zwar als kompetenter – sie trauten ihnen etwa mehr Selbstkontrolle zu, bessere Kommunikationsfähigkeiten oder eine höhere Moral. Doch die nackten Personen schnitten dafür bei anderen Kriterien besser ab: Sie bekamen höhere Punktzahlen in emotionalen Bereichen und galten unter anderem als gefühlvoller und sensibler.

Außerdem weckte der Anblick nackter Haut offenbar den Beschützerinstinkt. In einem Versuch durften die Probanden beispielsweise entscheiden, ob sie den abgebildeten Personen leichte Stromschläge zufügen würden – bei jenen, die komplett angezogen waren, entschieden sich die Teilnehmer wesentlich häufiger für diese leichte Qual. Den Nackten wollten sie das nicht antun.

„Wer sich nur auf den Körper eines Menschen konzentriert, macht ihn längst nicht automatisch zum Objekt“, resümiert Gray. Vielmehr legt er bei seiner Bewertung andere Kriterien zugrunde. Und das gilt demnach sowohl für Männer, die nackte Frauen sehen – als auch für Frauen, die nackte Männer sehen.

Quelle:
Kurt Gray et al. More than a body: Mind perception and the nature of objectification. Journal of Personality and Social Psychology, November 2011.

17 Kommentare

  1. @Martin: „Wer sich nur auf den Körper eines Menschen konzentriert, macht ihn längst nicht automatisch zum Objekt“, resümiert Gray. Vielmehr legt er bei seiner Bewertung andere Kriterien zugrunde. Und das gilt demnach sowohl für Männer, die nackte Frauen sehen – als auch für Frauen, die nackte Männer sehen.“

    Und was heißt überhaupt: „Mal wieder“?

  2. Bitte wo wird denn nun die Frage beantwortet, die im Titel gestellt wird? Mal wieder ein reißerischer Titel ohne Substanz.

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