Haste Töne – Gemeinsamer Musikgeschmack sorgt für Nähe

Sag mir, welche Musik Du hörst, und ich sage Dir, ob wir zusammenpassen. So lautet die Kernbotschaft einer neuen Studie. Demnach stellt gemeinsamer Musikgeschmack Nähe her – und der ist wichtiger als ähnliche Eigenschaften.

Musik hat ungeheure Macht über uns. Romantische Klänge helfen beim Flirten, gewisse Töne beeinflussen gar unser Einkaufsverhalten. Mehr noch: Musik geht immer. Wer jemanden kennenlernt, etwa auf einer Party, sollte Themen wie Politik und Religion unbedingt ausklammern – und lieber über Musik plaudern. Das ist herrlich unverbindlich und birgt wenig Zündstoff.

Wer mit einem Fremden über Musik redet, lernt ihn nicht nur besser und schneller kennen – sondern womöglich auch lieben. Denn Musik ist so etwas wie ein sozialer Filter: Mit dem Musikgeschmack verbinden wir gewisse Werte – und die entscheiden gleichzeitig darüber, wie sympathisch uns jemand ist. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen um Diana Boer, die derzeit an der Jacobs Universität in Bremen arbeitet.

Für ihre neue Studie, die in der September-Ausgabe des „Personality and Social Psychology Bulletin“ erscheinen wird, konzipierte sie insgesamt drei Experimente. In den ersten beiden sollten sich knapp 400 Jugendliche vorstellen, eine fremde Person zu treffen. Mal hatte diese denselben Musikgeschmack wie die Probanden, mal stand sie auf etwas anderes.

Nun sollten die Teilnehmer erstens angeben, welche Werte sie der fremden Person zubilligten. War sie eher konservativ und risikoscheu, war sie ehrgeizig, strebsam, tolerant? Danach sollten die Probanden ihre eigenen Werte offenlegen – und auf einer Skala ankreuzen, wie attraktiv und interessant sie die Fantasiefigur imaginierten.

Erstes Ergebnis – und vielleicht weniger überraschend: Sie mochten jene Personen lieber, die denselben Musikgeschmack hatten. Im zweiten Experiment war das Resultat dasselbe: Wieder entschied der gemeinsame Musikgeschmack über die Sympathie. Doch als Boer genauer hinsah, bemerkte sie etwas Erstaunliches. Entscheidend war nicht, ob die Teilnehmer Persönlichkeitseigenschaften teilten – sondern ob sie gemeinsame Werte hatten. War das der Fall, standen sie tendenziell häufiger auf dieselbe Musik – und fühlten sich dem anderen stärker verbunden.

Im dritten Experiment gelang es Boer sogar, das Ergebnis im echten Leben zu replizieren. Hier befragte sie 94 asiatische Studenten, die sich jeweils eine Zweier-WG teilten. Und wieder: Wer auf die gleiche Musik stand, teilte auch dieselben Werte – und stand sich näher als jene, die unterschiedliche Musik hörten.

„Offenbar sind gemeinsame Werte  für unsere Beziehungen wichtiger als gemeinsame Eigenschaften“, sagt Boer. Denn Harmonie basiere eher darauf, was uns im Leben wichtig ist – und nicht wie wir charakterlich ticken.

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