Handschriftliche Notizen bleiben besser im Kopf

Sie wollen neue Informationen behalten? Dann schreiben Sie per Hand mit. Laut einer neuen Studie bleiben handschriftliche Notizen besser im Gedächtnis.

Viele Studenten nutzen inzwischen keinen Notizblock mehr. Anstatt in Vorlesungen mühsam mitzuschreiben, tippen sie die Inhalte in ihren Laptop.

Pam Mueller von der Princeton Universität hingegen schwörte als Studentin auf ihren Notizblock. „Ich bekam wesentlich mehr mit“, sagt die Psychologin heute.

Ihrem Kollegen Daniel Oppenheimer ging es ähnlich. Er machte sich gerne Notizen am Computer. Bis er eines Tages feststellte, dass er nichts wirklich verstand.

Daher beschlossen die beiden, das Thema zu erforschen – und eine Frage zu beantworten: Bleiben handschriftliche Notizen besser im Gedächtnis als solche, die wir am Computer machen?

Im ersten Experiment ihrer neuen Studie schauten 65 Studenten 15-minütige Videos von Vorträgen. Die eine Hälfte durfte Stichwörter in einen Laptop eintippen, die andere konnte handschriftliche Notizen machen. Dabei stellte Mueller ihnen frei, ob sie viel oder wenig notierten.

Dann wurden die Freiwilligen zunächst mit verschiedenen Aufgaben abgelenkt. Etwa 30 Minuten später sollten sie verschiedene Fragen zu den Vorträgen beantworten – und zwar sowohl reine Faktenfragen als auch solche, die ein tieferes Verständnis der Thematik erforderten.

Und siehe da: Im Hinblick auf die Faktenfragen schlugen sich beide Gruppen gleich gut. Doch wenn es um Verständnisfragen ging, schnitt die Handschrift-Gruppe wesentlich besser ab.

Dasselbe Resultat erhielten Mueller und Oppenheimer in zwei weiteren Versuchen. Jedes Mal merkte sich die Laptop-Gruppe weniger. Oder genauer: Sie hatte ein schlechteres Verständnis der Thematik. Aber wieso?

Eine mögliche Erklärung entdeckte Mueller, als sie sich die Notizen aller Probanden ansah. Dabei entdeckte sie einen interessanten Unterschied: Wer einen Computer vor sich hatte, schrieb wesentlich mehr Wörter mit. Er versuchte den Vortrag gewissermaßen wörtlich zu transkribieren – doch darunter litt das Verständnis. Selbst wenn Mueller die Probanden ausdrücklich anwies, wenig Notizen zu nehmen, schrieb die Computergruppe immer mehr mit als die Notizblockgruppe.

Nun heißt das noch lange nicht, dass handschriftliche Notizen automatisch besser im Gedächtnis haften bleiben, oder dass elektronische Notizen jedes Mal schneller vergessen werden.

Vielmehr verleitet eine Tastatur offenbar dazu, mehr mitzuschreiben und weniger nachzudenken. Und darunter leidet nicht nur das Verständnis – sondern auch das Gedächtnis.

Quelle:
Pam Mueller und Daniel Oppenheimer (2014). The Pen Is Mightier Than the Keyboard: Advantages of Longhand Over Laptop Note Taking. Psychological Science

15 Kommentare

  1. Hallo Daniel,
    der Artikel ist wirklich hilfreich! Ich arbeite als Fachübersetzerin und bei Fachübersetzungen schreibe ich mir den Satz auf. Ich muss der Satz dann mehrere malen umschreiben bis ich zufrieden damit bin. Ein wirklich sehr guter Artikel mit guten Tipps. Danke dir dafür.

    Ps. Sorry für die Schreibfehlern ich bin Niederländerin.

    Liebe Grüßen,
    Tina

  2. Hallo!

    Absolut! Wir machen die Erfahrung auch immer wieder. Wenn auf Kongressen Notizblöcke oder Kladden verteilt werden, statt die PowerPoints einfach auszudrucken, haben wir schon während der Veranstaltung das Gefühl, dass die Inhalte besser aufgenommen werden. Es sind die Kleinigkeiten, die auf Events den Unterschied machen, gerade, wenn es darum geht, in wenigen Stunden möglichst viel Wissen an den Gast zu bringen.

    Grüße aus der Eventpsychologie,
    Ben

  3. Hier noch ein Pluspunkt für handschriftliche Notizen. Neben wichtigen Begriffen oder Sätzen kann man ganz einfach kleine Skizzen/Bilder/Symbole zeichnen. Somit behält man Informationen noch besser! Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
    Ganz nach dem Sprichwort: “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”.

  4. Hier noch ein Pluspunkt für handschriftliche Notizen. Neben wichtigen Begriffen oder Sätzen kann man ganz einfach kleine Skizzen/Bilder/Symbole zeichnen. Somit behält man Informationen noch besser! Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
    Ganz nach dem Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.

  5. das fällt bei mir auf fruchtbaren Boden… auch ich rate meinen Klienten während eines Coachings eher zu einer herkömmliche Kladde statt zu einer neuen Datei.

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