Gute Seele – Babys sind von Natur aus hilfsbereit

Eine neue Studie resümiert: Babys sind von sich aus dazu motiviert, anderen zu helfen. Dafür müssen sie noch nicht mal selbst eingreifen. Es beruhigt sie schon, wenn einer Person in Not überhaupt geholfen wird.

Babys und Schimpansen – das sind die liebsten Forschungsobjekte des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie. In den vergangenen Jahren haben die Forscher Dutzende von faszinierenden Studien veröffentlicht, die uns einiges über das Verhalten und das Wesen von kleinen Affen und kleinen Menschen verraten.

Seitdem wissen wir beispielsweise, dass Babys schon kurz nach ihrem ersten Geburtstag einen Sinn für Gerechtigkeit und ein Gespür für Kooperation haben, dass sie zu Mitleid und Hilfsbereitschaft fähig sind.

Doch stellt sich die Frage: Helfen sie anderen, weil sie davon selbst profitieren? Oder haben sie echte Sorge? Mit anderen Worten: Sind Kleinkinder intrinsisch motiviert, anderen zu helfen? Oder tun sie das nur, wenn sie dafür auch etwas zurückbekommen? Eine Antwort darauf haben jetzt Wissenschaftler ebenjenes Max-Planck-Instituts gefunden.

Für ihre Studie bastelten die Forscher um Robert Hepach ein kleines Spielzeughaus. Das hatte sogar ein kleines Fenster mit einem Vorhang, und dort platzierte Hepach einen Monitor. 36 Zweijährige, 18 Jungen und 18 Mädchen, setzten sich nun auf den Schoß ihrer Eltern und schauten auf den Monitor. Darauf sahen sie, wie ein Erwachsener versuchte, ein Stück Kreide oder eine Dose mit der Hand zu ergreifen – aber er schaffte es einfach nicht.

Nun standen die Eltern auf und gingen mit den Kleinen in das Haus – und dort saß die Person aus dem eben gesehenen Film an einem Tisch. Sie versuchte immer noch, die Kreide oder die Dose zu erreichen.

Ein Drittel der Kinder durfte sich nun frei in dem Haus bewegen, fast alle halfen der Person dabei, den Gegenstand zu ergreifen. Ein zweites Drittel wurde von ihren Eltern auf dem Arm gehalten, sie durften der Person also nicht helfen – genauso wie das letzte Drittel. Doch sie sahen, wie eine zweite Person in das Haus ging und der Person half.

Große Augen

Danach setzten sich alle Kinder wieder vor das Haus, denn dort hatte Hepach eine spezielle Kamera auf die Augen der Babys gerichtet. Hintergrund: In der Vergangenheit konnten Wissenschaftler zeigen, dass sich die Pupillen bei Aufregung erweitern – und Hepach wollte wissen, ob das auch bei seinen Testpersönchen der Fall war.

Und siehe da: Am stärksten schwollen die Pupillen bei Gruppe 2 an. Jenen Kindern also, die der Person nicht helfen konnten. Bei Gruppe 1 und 3 veränderten sich die Pupillen hingegen kaum.

Mit anderen Worten: Die hilfsbedürftige Person versetzte die Kinder in eine gewisse Aufregung. Doch dieser Zustand verschwand bereits dann, wenn die Kinder einfach nur beobachteten, dass der Person von einer dritten geholfen wurde. Offenbar kam es ihnen also nicht darauf an, ihre Aufregung durch eigenes Handeln selbst zu lindern.

„Die Kinder unserer Studie wollten nur, dass der Person geholfen wird“, schreibt Hepach. Das deute darauf hin, dass Kleinkinder von ihrer Hilfsbereitschaft nicht profitieren wollen. Oder anders gesagt: dass sie dazu nicht extrinsisch motiviert sind, sondern intrinsisch und aus echter Besorgnis. Offenbar meinen es Babys also wirklich von Natur aus gut.

Das ahnte bereits der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau: „Alles ist gut, wenn es aus den Händen des Schöpfers hervorgeht.“ Doch für den späteren Weg war er eher pessimistisch: „Alles entartet unter den Händen des Menschen.“

Quelle:
Robert Hepach, Amrisha Vaish und Michael Tomasello (2012). Young Children Are Intrinsically Motivated to See Others Helped. Psychological Science

3 Kommentare

  1. @Stephan: Ich habe den Begriff Baby synonym verwendet, da ich nicht immer „die Kleinen“ oder „die Kinder“ schreiben wollte. Aber natürlich hast du recht, streng genommen sind Zweijährige keine Babys mehr.

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