Falsche Folien – Was bringen Powerpoint-Präsentationen?

Schätzungen zufolge werden täglich 30 Millionen Präsentationen mit Powerpoint erstellt. Dadurch sollen die Zuhörer die Inhalte leichter verarbeiten und verinnerlichen. Eine neue Studie warnt: Längst nicht immer wird dieses Ziel erreicht.

Im Jahr 1984 präsentierten die Softwareingenieure Dennis Austin und Thomas Rudkin ein neues Programm für den Apple Macintosh namens „Presenter“. Schon drei Jahre später verschwand der Name wieder. 1987 wurde Austins und Rudkins Unternehmen „Forethought“ von Microsoft gekauft und das Programm umbenannt – in „Powerpoint“. Seitdem hat sich die Software nicht nur auf Millionen von Rechnern weltweit breit gemacht, sondern auch in Konferenzräumen und Vorlesungssälen. Kaum ein Unternehmensberater oder Uniprofessor kommt noch ohne das Programm aus.

Doch jedes enorm erfolgreiche Produkt spaltet auch immer die Geister, und da macht Powerpoint keinen Unterschied. Die einen halten es vereinfacht gesagt für die Pest, da es komplexe Zusammenhänge zu einfach und womöglich falsch darstellt, und dem Zuhörer dadurch letztlich mehr schadet als nützt. Death by Powerpoint eben. Die Befürworter hingegen schätzen, dass der Lernprozess durch die kreative und spielerische Präsentation erleichtert wird. Die Frage ist: Wer hat Recht?

Dieser Frage widmeten sich US-Wissenschaftler um den Managementprofessor Aaron Buchko von der Bradley Universität in Illinois in einer Studie, die in der kommenden Ausgaben des Fachmagazins „Computers in Human Behavior“ erscheinen wird. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Das Präsentationsprogramm kann der Merkfähigkeit der Zuhörer durchaus schaden – dann nämlich, wenn die Folien nur aus bunten Bildchen und Graphiken bestehen.

Drei Predigten

Für seine Feldstudie gewann Buchko 84 Mitglieder einer Kirchengemeinde. 34 Männer und 50 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 52 lauschten von September bis Dezember 2009 verschiedenen Predigten des Pastors – allerdings in drei unterschiedlichen Versionen. Die eine Gruppe sah während der Predigt einige Schlüsselbegriffe und Phrasen auf Powerpoint-Folien. Die zweite Gruppe erblickte währenddessen entsprechende Bilder oder Fotos, die die Botschaft des Predigers unterstützten. Die dritte Gruppe sah beides – sowohl Bilder, Fotos und Zeichnungen als auch Wörter und Schlüsselbegriffe.

Einige Tage später wollte Buchko testen, was den Zuhörern von den Predigten im Kopf geblieben war und stellte ihnen verschiedene Fragen. Einerseits sollten sie sich an den genauen Inhalt der Folien erinnern, andererseits an die generelle Aussage der Präsentation sowie der gesamten Predigt. Und siehe da: Die Form der Präsentation wirkte sich erheblich auf die Merkfähigkeit aus.

Am besten erinnerten sich die Teilnehmer, wenn sie während der Predigt einige Schlüsselbegriffe in verbaler Form auf den Folien gesehen hatten, die Kombination aus Wörter und Bildern lag auf Platz zwei. Am schlechtesten konnten sie sich erinnern, wenn ausschließlich Bilder auf den Folien zu sehen waren – und zwar sowohl im Hinblick auf die konkreten Inhalte der Folien wie auch die generelle Aussage der Predigt. Damit widerlegt die Studie die Annahme, dass Powerpoint-Präsentationen unbedingt graphische Elemente enthalten müssen.

Doch auch generell zieht Aaron Buchko die Sinnhaftigkeit solcher Folien in Frage. Denn eine Kontrollgruppe lauschte den Predigten ohne den Einsatz von Powerpoint – und sie konnten sich genauso viel merken wie die Testpersonen.

Quelle:
Aaron A. Buchko, Kathleen J. Buchko, Joseph M. Meyer (2012). Is there power in PowerPoint? A field test of the efficacy of PowerPoint on memory and recall of religious sermons. In: Computers in Human Behavior, Ausgabe 28, Seite 688–695.

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