Erfolgreicher Blogger – Interview mit dem Psychologen Christian Jarrett

Christian Jarrett ist Gründer des Research Digest, eines der erfolgreichsten Psychologie-Blogs weltweit. Bei Facebook hat er mehr als 7500 Fans, bei Twitter über 15.000 Follower. Was ist sein Erfolgsrezept? Ein Interview.

Christian, wie kamst du zu deinem Blog?
Ich bin promovierter Psychologe und arbeite für die Gesellschaft britischer Psychologen (British Psychological Society, kurz BPS). 2003 habe ich damit begonnen, für die BPS einen Newsletter aufzusetzen. Das Blog startete dann 2005 und war sozusagen die Erweiterung dieses Newsletters.

Wieviel Zeit kostet dich das Blog?
Das lässt sich schwer in Zahlen ausdrücken. Ich bin ja bei der BPS angestellt – und das Blog soll die Hälfte meiner Arbeitszeit ausfüllen. Ich habe also das Glück, fürs Bloggen bezahlt zu werden.

Jede Woche veröffentlichen Fachmagazine Dutzende neuer Studien. Wie entscheidest du, über welche du schreibst?
Ich habe gewisse Kriterien: Ist die Studie originell? Hat sie Relevanz für unser Leben? Ist sie seriös? Außerdem sollte sie irgendwie ungewöhnlich sein, am besten bahnbrechend oder von geschichtlichem Interesse.

Das sind ja ganz schön hohe Hürden.
Ja. Ich will eine gesunde Mischung im Blog haben – es soll für jeden Psychologie-Fan etwas dabei sein. Deshalb versuche ich, viele unterschiedliche Forschungsrichtungen abzubilden, auch die ungewöhnlichen.

Liest du immer die komplette Studie oder manchmal nur die Pressemitteilungen?
Immer die komplette Studie.

Wie erfährst du von neuen Untersuchungen?
Ich habe Dutzende von Fachmagazinen per „Alert“ abonniert, also werde ich automatisch über Neuigkeiten informiert. Außerdem ist für mich Twitter sehr wichtig. Dort bin ich mit vielen Psychologen und anderen Bloggern verbunden. Und natürlich lese ich jeden Tag die „Times“ und jede Woche das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“.

Und was bringt dir das Bloggen?
Einerseits gehört es wie gesagt zu meinem Job – die Werbeerlöse gehen an die BPS. Andererseits glaube ich schon, dass das Blog mein berufliches Profil gestärkt hat.

Hast du dich durch das Bloggen auch persönlich weiterentwickelt?
Definitiv. Häufig geht es in den Studien ja um eher komplexe Sachverhalte. Die Herausforderung besteht also darin, diese Sachverhalte so aufzuschreiben, dass sie die Leser interessieren und bestenfalls unterhalten – und das habe ich durch das Bloggen gelernt.

Seit fast sieben Jahren bloggst du nun schon. Was motiviert dich weiterzumachen?
Ganz einfach: Ich will, dass der Research Digest das beste Psychologie-Blog der Welt ist.

Und was rätst du anderen Psychologie-Bloggern?
Qualität geht immer vor Quantität. Und denkt immer an eure Zielgruppe. Man sollte sich beim Schreiben vor allem eine Frage stellen: Für wen schreibe ich das gerade eigentlich?

8 Kommentare

  1. Ein sehr schön aufgebauter Blog und eine Fundgrube mit interessanten Themen.
    Und auch die „Werbung“ hält sich noch in erträglichen Grenzen, weiter so!

    Herzliche Grüße,

    peter reitz

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert