Die Dosis macht das Gift – Facebook-Nutzer haben keine schlechteren Noten

Entwarnung für besorgte Eltern: Facebook-Nutzer haben keine schlechteren Schulnoten – das behauptet zumindest ein US-Forscher in einer neuen Studie. Demnach sorgt Facebook-Konsum manchmal sogar für bessere Leistungen.

Der Charme eines Blogs liegt auch darin, dass man sehen kann, über welche Suchbegriffe die Menschen auf die eigene Seite finden. Schon seit Monaten landen pro Tag Hunderte von Besuchern auf der Alltagsforschung, weil sie Suchmaschinen wie Google oder Bing eine Frage stellen: Macht Facebook süchtig?

Natürlich könnte man darüber schmunzeln, aber offenbar bewegt das Thema ziemlich viele Menschen – und zwar nicht nur rein privat. Seit einigen Jahren beschäftigen sich auch zahlreiche Wissenschaftler mit Sozialen Netzwerken und deren Auswirkungen auf unser Leben, dabei haben sie bereits einige Erkenntnisse über die Psychologie von Facebook gesammelt.

Ein Aspekt der Forschung dreht sich um die Befürchtung von Eltern, dass es ihre Kinder mit dem Netzwerken übertreiben – und ihre Schulnoten unter ihrer Facebook-Aktivität leiden. Bislang ist sich die Forschung da uneinig. Josh Pasek von der Universität von Michigan beispielsweise fand in einer Studie im Jahr 2009 keine Verbindung zwischen der Facebook-Nutzung und den Schulnoten. Paul Kirschner und Aryn Karpinski hingegen resümierten in einer Untersuchung im vergangenen Jahr, dass häufige Facebook-Nutzer auch schlechtere Noten mit nach Hause bringen.

Die unterschiedlichen Ergebnisse liegen auch daran, dass die meisten Studien unterschiedliche Herangehensweisen wählten – die Befragten machten beispielsweise lediglich eigene Angaben über ihre Noten, die Wissenschaftler prüften das nie objektiv nach. Und gerade bei schulischen Leistungen ist es ja durchaus denkbar, dass man in der Umfrage flunkert.

Um das zu vermeiden, wählte Reynol Junco, Psychologe an der Lock Haven Universität in Pennsylvania, jetzt eine mühsamere Arbeitsweise. Auch er widmete sich in seiner neuen Studie (.pdf) dem Zusammenhang zwischen Facebook-Konsum und Schulnoten – doch im Vergleich zu früheren Untersuchungen überprüfte er die Noten der Probanden höchst selbst.

Insgesamt beteiligten sich an Juncos Online-Umfrage 1839 Studenten (64 Prozent Frauen, 36 Prozent Männer), das Durchschnittsalter lag bei 21. Die Studenten sollten nun genaue Angaben dazu machen, wie sie Facebook nutzten – ob sie dort eher mit Freunden chatteten, Links posteten oder Nachrichten schrieben. Außerdem sollten sie mitteilen, wieviel Zeit sie täglich auf Facebook verbrachten.

Dann sammelte Junco die Noten aller Teilnehmer – und zwar sowohl deren Abschlussnoten in der High School als auch ihren Notendurchschnitt an der Universität. Und siehe da: „Allein die Nutzung von Facebook schadet den akademischen Leistungen nicht“, schreibt Junco. Vielmehr gilt: Es kommt drauf an, was man dort macht und wie viel Zeit man dabei verdaddelt.

Junco konnte berechnen: Wer hauptsächlich Statusupdates postet und mit Freunden chattet, riskiert tendenziell einen schlechteren Notendurchschnitt. Wer sich hingegen nur kurz bei Facebook anmeldete, die Nachrichten seiner Freunde las und vielleicht noch einen Link postete, der hatte sogar bessere Noten. Mit anderen Worten: Wer bei Facebook hauptsächlich an Geselligkeit interessiert war, dessen Noten litten. Wem es um Informationen ging, der konnte davon sogar profitieren.

Bevor Sie Ihren Kindern jetzt Ratschläge erteilen, sollten Sie jedoch eines bedenken. Runcos Studie stellt lediglich eine Korrelation her, aber keine Kausalität. Will sagen: Es ist denkbar, dass die Noten mit dem Facebook-Konsum sinken. Es könnte aber auch sein, dass schlechte Studenten schlicht mehr Zeit auf Facebook verbringen. Vermutlich ist es wie mit den meisten Aktivitäten: Die Dosis macht das Gift.

Die größte Vorhersagekraft besaßen ohnehin die Noten in der High School – je besser die Befragten damals abschnitten, desto besser waren sie auch jetzt auf dem College.

Quelle:
Reynol Junco: Too much face and not enough books: The relationship between multiple indices of Facebook use and academic performance. Computers in Human Behavior.

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