Der Coolidge-Effekt – Warum Männer fremdgehen

Warum gehen Männer fremd? Einige Wissenschaftler vermuten hinter ehelicher Untreue vor allem biochemische Gründe. Der Name dieses Phänomens: Coolidge-Effekt.

Es war ein warmer Sommertag, an dem der damalige US-Präsident Calvin Coolidge zusammen mit seiner Ehefrau eine Hühnerfarm besuchte. Die First Lady fragte den Farmer neugierig, wie es denn möglich sei, mit so wenig Hähnen so viele Eier zu produzieren. Der Farmer erklärte ihr daraufhin, dass die Hähne pro Tag Dutzende Male „ran“ müssten, worauf die Präsidentengattin schlagfertig erwiderte: „Sagen Sie das mal meinem Mann!“

Doch der hatte die Bemerkung seiner Frau mitbekommen und holte zum Gegenschlag aus: „Treibt es denn ein Hahn jedes Mal mit derselben Henne?“, wollte Coolidge wissen. „Nein“, antwortete der Farmer, „jedem Hahn stehen mehrere Hennen zur Verfügung.“ Darauf der US-Präsident: „Vielleicht sagen Sie das mal meiner Frau!“

Die Anekdote sprach sich schnell herum und gab schließlich dem Coolidge-Effekt seinen Namen. Der besagt: Die sexuelle Lust von Männern wird neu angefacht, wenn sie hin und wieder zu neuen Partnerinnen wechseln. Oder anders formuliert: Ein paar Bettgeschichten ab und an bringen den Hormonhaushalt eines Mannes wieder ins Lot.

Biochemische Erklärung

Gewiss, das klingt nach einer reichlich faulen Ausrede fürs Fremdgehen und einer billigen Rechtfertigung für partnerschaftliche Untreue. Das soll es aber gar nicht sein. Hinter dem Coolidge-Effekt steckt vielmehr eine biochemische Erklärung.

Ursache für den Seitensprung ist, so die Vertreter dieser Theorie, vor allem das Hormon Dopamin. Wann immer wir eine angenehme Erfahrung machen, schütten die Zellen im Lustzentrum des Gehirns diesen Botenstoff aus. Dopamin gilt deswegen auch als Glückshormon. Seine Wirkung entfaltet es beim Genuss von Schokolade ebenso wie beim Konsum von Drogen – oder eben beim Geschlechtsverkehr.

Der Psychologe Dennis Fiorino von der Universität von British Columbia in Vancouver wollte das noch etwas genauer wissen und maß in einer Studie (.pdf) im Jahr 1997 dazu den Dopaminspiegel männlicher Ratten, die sich mit einem Weibchen vergnügen durften. Bei allen Männchen beobachtete Fiorino dasselbe: Nach einer Weile sackte ihr Dopaminwert ab. Sie verloren die Lust und infolgedessen auch ihre Libido.

Dann schickte Fiorino eine neue weibliche Ratte in den Käfig. Und siehe da: Die Newcomerin machte die müden Ratten wieder munter – und die gerade noch erschlafften Männchen waren plötzlich wieder, nun ja, rattenscharf.

Bislang haben die Forscher noch kein Mittel gefunden, das ein Absinken des Dopaminniveaus künstlich bremsen könnte. Viagra hilft jedenfalls nicht. DerMuntermacher wirkt nur, wenn bereits eine sexuelle Erregung vorhanden, nicht aber, wenn sie schon erlahmt ist.

Können untreue Ehemänner wie Tiger Woods oder Arnold Schwarzenegger also im Endeffekt gar nichts dafür? Von wegen! So einfach ist es auch nicht. Der Coolidge-Effekt raubt niemandem den Verstand. Er liefert ein biochemisches Motiv für außereheliche Techtelmechtel, aber das macht die Seitensprünge noch nicht zum Affekt – geschweige denn besser.

Der Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Ich denke, also spinn ich„, das ich gemeinsam mit meinem Kollegen Jochen Mai geschrieben habe.

9 Kommentare

  1. Sehr schöner Artikel über den Coolidge-Effekt beim fremdgehen.
    In der Dopaminforschung hat sich allerdings einiges getan. Das künstliche Absinken des Dopaminniveaus ist mittlerweile durch den D4-Antagonist L-745,870 in der Lage, die Wirkung von Quinpirol abzuschwächen. Allerdings befindet sich das Mittel dafür noch in der Forschung.

    LG

    Christina

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