Es dürfte bekannt sein, dass Freunde gut für unser geistiges Wohlbefinden sind. Aber können Freunde auch in stressigen Situationen helfen? Jein – einer neuen Studie zufolge hängt das von unseren Genen ab. Zumindest bei Männern.
Das Experiment klang ziemlich simpel: 194 männliche Studenten hatten sich dazu bereit erklärt, eine stressige Situation über sich ergehen zu lassen. Die Forscher um Markus Heinrichs, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Freiburg, bereiteten die Probanden jedoch unterschiedlich darauf vor: 79 von ihnen sagten sie, dass sie zu dem Versuch doch bitteschön eine ihnen nahe stehende, weibliche Person mitbringen sollten. Die restlichen 115 kamen allein.
Im Labor führten Heinrichs und Co. die Begleiterinnen zunächst in einen separaten Raum und teilten ihnen mit, dass sie ihrem Freund oder Bekannten im folgenden Test so gut wie möglich helfen sollten. Alle Probanden konnten sich nun zehn Minuten lang auf die Situation vorbereiten – die eine Hälfte zusammen mit ihrer Bekannten, die andere Hälfte allein.
Der Test sah wie folgt aus: Alle Probanden wurden in einen Raum geführt, in dem zwei Personen bereits an einem Tisch saßen, flankiert von zwei Videokameras. Nun absolvierten sie 20 Minuten lang den so genannten „Trier Social Stress Test for Groups“. Sie simulierten unter anderem ein Bewerbungsgespräch, außerdem mussten sie verschiedene Rechenaufgaben lösen. Die zwei Interviewer verzogen derweil keine Miene, lächelten nicht, nickten nicht. Danach wurden alle Teilnehmer zurück ins Wartezimmer geführt.
Das Besondere: Heinrichs und Co. nahmen von allen Probanden Speichelproben an sechs verschiedenen Zeitpunkten – und zwar sowohl kurz vor dem Test und kurz danach als auch 20, 30 und 60 Minuten später. Außerdem füllten alle Teilnehmer einen Fragebogen aus, wie stressig sie die Situation empfunden hatten.
Und siehe da: Die Hilfe der weiblichen Begleitungen wirkte sich sehr unterschiedlich aus. Nur bei Teilnehmern mit einer bestimmten genetischen Prägung reduzierte die soziale Unterstützung den Stress merklich. „Während die Anwesenheit eines Freundes den Stress bei den meisten Personen reduzierte, profitierte eine andere Gruppe davon überhaupt nicht“, resümierten die Forscher.
Dafür verantwortlich ist laut Heinrichs eine spezielle Variante des Hormons Oxytocin. Vor einigen Jahren konnte der Wissenschaftler bereits nachweisen, dass das Hormon eine zentrale Rolle bei Stressbewältigung spielt. Die neue Studie zeigt: Oxytocin könnte erklären, warum sich die Unterstützung von nahe stehenden Personen auf jeden Menschen sehr unterschiedlich auswirkt.
Eine Einschränkung ist jedoch wichtig: Die Probanden waren alle männlich, die Begleitungen alle weiblich. Die Studie sagt demnach nur etwas darüber aus, wie Männer auf die Unterstützung von Frauen reagieren – und nicht umgekehrt.
Quelle:
Frances S. Chen, Robert Kumsta, Bernadette von Dawans, Mikhail Monakhov, Richard P. Ebstein und Markus Heinrichs (2011). Common oxytocin receptor gene (OXTR) polymorphism and social support interact to reduce stress in humans. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
Sehr interessant in Bezug auf Freundschaften am Arbeitsplatz. Gerade das umgekehrte Ergebnis – wie reagieren Frauen – würde mich sehr interessieren. Unsereins neigt ja im Großen und Ganzen eher zu Stress/Stressempfinden.
Beruhigungspille – Können Freunde Stress lindern? http://t.co/VTAilhWP #psychologie
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