Als Jugendlicher extrovertiert, als Senior glücklich

Offenbar begünstigen gewisse Charaktereigenschaften, wie glücklich wir im Alter einmal sein werden. Eine britische Wissenschaftlerin glaubt: Wer als Jugendlicher besonders extrovertiert ist, fühlt sich als Senior glücklicher.

Zufriedenheit mit dem eigenen Leben hat viele Vorteile: Wer sich selbst wohl fühlt, lebt länger, ist beruflich erfolgreicher – und langfristig körperlich gesünder. Aber lässt sich diese Zufriedenheit vorhersagen?

Ja, meint zumindest Catharine Gale, Epidemiologin der Universität von Southampton. „Die Persönlichkeitsstruktur in der Jugend beeinflusst nachhaltig, wie glücklich und zufrieden man Jahrzehnte ist.“

Für ihre Studie verwendete sie Daten einer britischen Langzeituntersuchung. Etwa 4500 Männer und Frauen, die 1946 auf die Welt gekommen waren, hatten sich im Alter zwischen 16 und 26 Jahren einigen Persönlichkeitstests unterzogen. Vor allem wollten die Psychologen herausfinden, wie es um die Extraversion und den Neurotizismus der Probanden stand.

Kleiner Exkurs: Diese Eigenschaften gehören zum Fünf-Faktoren-Modell, auch Big Five genannt. Dem Modell zufolge gibt es fünf Dimensionen, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind.

Menschen mit hoher Extraversion sind zum Beispiel gesprächig, durchsetzungsstark und lebhaft. Introvertierte hingegen sind eher ruhig und schüchtern. Personen mit einer hohen Ausprägung in Neurotizismus sind ängstlich und launisch, jene mit wenig Neurotizismus emotional stabil.

In den folgenden Jahrzehnten testeten Mediziner und Psychologen regelmäßig die körperliche und seelische Gesundheit der Freiwilligen. Als die Teilnehmer zwischen 60 und 64 waren, beantworteten immerhin 2500 von ihnen Fragen zu ihrem Wohlbefinden, wie fit sie körperlich und wie zufrieden sie mit ihrem Leben waren. Und dabei entdeckte Gale einen deutlichen Zusammenhang.

Im Seniorenalter waren vor allem jene Probanden glücklich, die als Jugendliche über ein hohes Maß an Extraversion verfügt hatten. Sie waren zufriedener mit ihrem Leben und fühlten sich wohler.

Wohlgemerkt: Sicher war nicht allein die hohe Extraversion im Jugendalter dafür verantwortlich. Vielmehr gingen damit offenbar Eigenschaften einher, von denen die Menschen profitierten. Jene mit hoher Extraversion sind zum Beispiel kontaktfreudiger, sie reden freiwillig über Probleme und Sorgen – alles Punkte also, die dem Wohlbefinden eher zugute kommen. Und diese Eigenschaften, das zumindest legt Gales Studie nahe, werden schon in der Jugend festgelegt.

Quelle:
Catharine Gale et al (2013). Neuroticism and Extraversion in Youth Predict Mental Wellbeing and Life Satisfaction 40 Years Later. Journal of Research in Personality

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert