Gehirndoping – So stärken Sie Ihre Disziplin

Ihnen mangelt es im Alltag häufig an Disziplin? Sie wollen Ihre Willenskraft stärken? Dann hat ein US-Forscher einen Tipp für Sie: Halten Sie sich ständig vor Augen, worauf Sie im Zweifelsfall verzichten müssen.

Oft stehen wir vor demselben Konflikt. Wir können entweder die sofortige Belohnung wählen oder müssen auf eine größere warten – und entscheiden uns für den sprichwörtlichen Spatz in der Hand. Der Grund: Es mangelt an Disziplin.

Psychologen sprechen lieber von Selbstkontrolle (self-control), aber sie meinen dasselbe. Die Fähigkeit, sich geistig anzustrengen. Willen zu zeigen. Versuchungen zu widerstehen. Fähigkeiten, die sich lohnen. Wortwörtlich. Denn eine Reihe von Studien konnte zeigen: Selbstkontrolle macht erfolgreich, egal ob bei Noten in der Schule oder dem Gehalt als Angestellter.

Das Problem ist nur: Unsere mentale Energie ist endlich. Irgendwann macht selbst der stärkste Geist mal schlapp, braucht eine Pause, ist erschöpft. Da stellt sich die Frage: Gibt es eine Methode, den Willen gewissermaßen künstlich zu stärken? Die Disziplin aufrechtzuerhalten, ohne dafür mentale Ressourcen zu verbrauchen?

Definitiv, meint zumindest Eran Magen von der Universität von Pennsylvania: „Sie müssen nur die Bedeutung und den Wert der Belohnung anpassen.“

In seiner neuen Studie konfrontierte er 182 Freiwillige mit zwei verschiedenen Szenarien. Die eine Hälfte fragte er, ob sie lieber sofort sechs Dollar erhalten wollten – oder in 46 Tagen 8,50 Dollar. Die andere Hälfte fragte er: Wollen Sie lieber sofort sechs Dollar bekommen und in 46 Tagen null Dollar – oder möchten Sie jetzt sofort null Dollar und in 46 Tagen 8,50 Dollar?

Sie sehen: Im ersten Fall lockte die sofortige Belohnung – und gewissermaßen eine Warteprämie von 2,50 Dollar. Im zweiten Szenario machte er den Freiwilligen klar, worauf sie verzichteten, wenn sie sich für die sofortige Belohnung entschieden. Und siehe da: Dieser Unterschied wirkte. Die Probanden im zweiten Szenario wählten wesentlich häufiger die spätere, größere Belohnung. Im ersten Szenario entschieden sich die meisten hingegen für die sofortige Belohnung. Offenbar senkte die Vorstellung, in 46 Tagen leer auszugehen, den Reiz der sofortigen Belohnung.

System für Disziplin

Magen glaubt, dass in unserem Gehirn unterschiedliche Systeme für Belohnungen und Willenskraft zuständig sind. Eine Bestätigung für diese These, der manche Wissenschaftler schon länger anhängen, fand er in einem weiteren Versuch.

Wieder konfrontierte er Freiwillige mit unterschiedlichen Szenarien – einer kurzfristigen, kleinen Belohnung und einer langfristigen, größeren. Doch diesmal lagen die Probanden in einem funktionellen Magnetresonanztomographen, der ihr Gehirn scannte. Das Ergebnis: Wurden die Teilnehmer explizit mit Szenarien konfrontiert, in denen sie null Dollar erhielten, reagierten andere Hirnregionen.

Die Studie legt also nahe: Wer seine Disziplin im Alltag stärken will, muss seine Optionen gewissermaßen umdeuten – und sich immer wieder vor Augen führen, worauf er im Falle der Disziplinlosigkeit verzichtet.

Quelle:
Eran Magen et al (2014). Behavioral and neural correlates of increased self-control in the absence of increased willpower. Proceedings of the National Academy of Sciences

2 Kommentare

  1. Sehr interessantes Thema. Ich glaube zum einen ist es die Gier, die uns Menschen bei diesen Entscheidungen lenkt. Zum anderen die Angst etwas zu verpassen. Eigentlich genau wie an der Börse.

    Da ich auch große Erfahrungen mit Zukunftsängsten -in Bezug auf den Verlust meines Status – gemacht habe, weiß ich jedoch, wie sehr es einen beeinflusst bzw. die Disziplin schult, wenn man im Hinterkopf hat, was man alles verlieren könnte.

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