Vorteil Hackordnung – Hierarchien steigern die Produktivität

Gegen Demokratie und Gleichberechtigung ist an sich nichts einzuwenden. Aber eine neue Studie legt nahe, dass Produktivität vor allem durch einen Faktor entsteht: Hierarchie.

Zum Beispiel Hühner. Wenn in einem Stall zu viele Hennen leben, die wesentlich mehr Eier legen als die anderen, sinkt die gesamte Eierproduktion. Offenbar wirkt es sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus, wenn mehrere Alphahennen auf engstem Raum zusammenleben.

Der Grund: Die fleißigsten Eierleger sind gleichzeitig auch die dominantesten. Und wenn sie sich auf den Krallen stehen, kämpfen sie bald um Essen und Platz – und legen weniger Eier. Wo keine Hierarchie, da auch keine Harmonie. Nicht nur bei Hühnern, sondern auch bei Menschen.

Einerseits bekommt niemand gerne sein Freiheit beschnitten. Aber genau das geschieht ständig. Egal ob durch Lehrer, Vorgesetzte oder andere Anführer – überall sorgt eine mehr oder weniger natürliche Hierarchie für Hackordnung. Und das ist auch gut so. Zu diesem Fazit kommt zumindest der Psychologe Richard Ronay in einer Studie, die bald im Fachjournal „Psychological Science“ erscheint.

Mehr Macht

In einem Versuch teilte er 138 Studenten in drei Gruppen. Gruppe A wurde zunächst auf hohe Macht „geprimed“. Dafür sollten sie sich an ein Ereignis aus der Vergangenheit erinnern, bei der sie Macht über einen anderen Menschen gehabt hatten.

Gruppe B wurde auf geringe Macht gepolt, sie sollten sich an einen Moment erinnern, bei der jemand Macht über sie gehabt hatte. Gruppe C blieb gedanklich neutral, sie erinnerten sich an den letzten Einkauf im Supermarkt.

Nun steckte Ronay alle Teilnehmer in Dreiergrüppchen. Die einen bestanden lediglich aus Studenten der Gruppe A, die anderen nur aus solchen der Gruppe B, bei der dritten kam je einer aus jeder Gruppe. Jetzt sollten alle verschiedene Aufgaben lösen.

Bei der einen bekamen sie 16 Buchstaben vorgelegt und sollten daraus, zunächst alleine, Wörter mit mindestens drei Buchstaben bilden. Nun sollten sie daraus gemeinsam sinnvolle Sätze formen, wobei jedes Mitglied mindestens ein Wort beisteuern sollte. Mit anderen Worten: Sie waren aufeinander angewiesen und mussten kooperieren. Bei der anderen Aufgabe ging es darum, für drei Gegenstände möglichst viele Einsatzmöglichkeiten zu finden – aber hier konnten sie für sich alleine arbeiten.

Und siehe da: Die Zusammensetzung der Gruppe wirkte sich erheblich auf ihren Erfolg aus – aber nur dann, wenn sie kooperieren musste. Hier kamen die gemischten Teams im Schnitt auf knapp fünf Sätze. Die Teams aus Gruppe C fanden im Schnitt drei Sätze. Und die Teams aus Gruppe A – also gewissermaßen die Alphatiere unter sich -, kamen nur auf zwei Sätze.

Das Ergebnis dient durchaus als Plädoyer für Hierarchie. Offenbar erleichtert Machtverteilung die Zusammenarbeit, weil sich die einzelnen Gruppenmitglieder dann mehr anstrengen. Es entstehen weniger Konflikte und Reibungsverluste, die Arbeitsteilung wird erleichtert, die Produktivität steigt.

„Gut funktionierende Teams brauchen sowohl Anführer als auch Mitläufer“, schreibt Ronay, „sonst leidet die Zusammenarbeit.“ Egal ob bei Hennen oder bei Menschen.

Quelle:
Richard Ronay et al (2012). The Path to Glory Is Paved With Hierarchy : When Hierarchical Differentiation Increases Group Effectiveness. Psychological Science.

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