Schritt für Schritt – Wie Kinder Gehen lernen

Übung macht bekanntlich den Meister. Einer neuen Studie zufolge gilt das auch für eine elementare Fähigkeit: aufrecht gehen. Pro Tag legen Kleinkinder 14.000 Schritte zurück – und fallen dabei etwa 100 Mal.

Die Phasen sind meist immer gleich. Nach fünf Monaten können Babys sitzen, ohne sich abzustützen, nach zehn Monaten krabbeln – und nach etwa zwölf Monaten ist es soweit: Die meisten Kleinkinder können ohne Hilfe gehen.

Doch der Weg dahin ist weit. Aber wie weit eigentlich? Oder anders gefragt: Wie viele Schritte müssen Kinder in etwa zurücklegen, bis sie endlich alleine gehen können? Wie viele Meter legen sie an einem normalen Tag zurück? Und wie oft fallen sie dabei hin?

Diesen Fragen widmete sich jetzt die renommierte Entwicklungspsychologin Karen Adolph von der New York Universität. Für ihre neue Studie filmte sie Hunderte von Kleinkindern im Alter zwischen elf und 14 Monaten – entweder in einem eigens präparierten Spielzimmer oder zu Hause. Immer war ein Elternteil anwesend, die Kleinen konnten tun und lassen, was sie wollten. Manche konnten gerade mal krabbeln, andere schon mehr oder weniger gut gehen.

Am Ende wertete Adolph die Videos mit ihrem Team aus. Sie zählte, wie oft die Kinder hinfielen, wie viele Schritte sie machten und welche Entfernung sie dabei zurücklegten. Und die Ergebnisse geben erstmals einen genauen Hinweis darauf, wie mühsam es eigentlich ist, gehen zu lernen.

Im Schnitt kam jedes Kind auf 2368 Schritte pro Stunde. Dabei legte es eine Strecke von 700 Metern zurück, immerhin die Länge von etwa sieben Fußballfeldern. Und im Schnitt fiel es 17 Mal pro Stunde hin. Geht man nun davon aus, dass ein Kind etwa sechs Stunden lang wach ist, macht es jeden Tag 14.000 Schritte und fällt dabei etwa 100 Mal hin.

„Kleinkinder üben wirklich unglaublich lange“, schreibt Adolph. Aber davon profitieren sie unmittelbar: Je mehr sie üben, desto weiter gehen sie und desto seltener fallen sie hin. Adolph: „Und Gehen finden sie sehr bald ohnehin reizvoller als Krabbeln, denn es bringt sie schneller weiter.“ Und zwar wortwörtlich.

Quelle:
Karen Adolph et al (2012). How Do You Learn to Walk? Thousands of Steps and Dozens of Falls per Day, Psychological Science

3 Kommentare

  1. Das ist mal wirklich interessant. Daran sieht man wie hartnäckig die Kleinen doch sein können. Und wenn sie dann wirklich Laufen habe wir Eltern Tränen vor Freude in den Augen. Lg

  2. Sehr schöner und interessanter Beitrag. Vielen Dank dafür!

    Ich hätte nicht gedacht, dass die Kleinen so viel üben müssen, bis sie endlich sicher laufen können. Anhand der Studie kann man schön erkennen, wie wichtig konstantes Probieren ist und, dass Hinfallen Teil des Lernprozesses ist und sich nicht vermeiden lässt.

    Viele Grüße, Kerstin

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