Materialistische Länder sind unglücklicher

Die Einwohner jener Nationen, denen Geld wichtiger ist als Zeit, sind messbar unglücklicher.

Dass Geld nicht glücklich macht, müsste sich inzwischen herumgesprochen haben. Wer sein Leben allein danach ausrichtet, das Konto zu füllen, muss viele Kompromisse eingehen und Dinge tun, die vielleicht finanzielle Vorteile bringen, aber nicht unbedingt seelische Glücksmomente.

Und was für den Einzelnen gilt, das gilt auch für ganze Länder: Die Einwohner jener Nationen, denen Geld wichtiger ist als Zeit, sind tendenziell messbar unglücklicher – und zwar unabhängig vom jeweiligen wirtschaftlichen Zustand des Landes.

So lautet jedenfalls das Fazit einer neuen Studie von Lucía Macchia (University of London) und Ashley Whillans (Harvard Business School). Die beiden Forscherinnen analysierten dafür die „World Values Survey“. Darin machen Tausende von Menschen aus knapp 100 Ländern seit mehreren Jahrzehnten regelmäßig umfangreiche Angaben zu ihrem Seelenleben – wie glücklich und zufrieden sie sind, ob sie gesund oder finanziell unabhängig sind und was ihnen im Leben aktuell wichtig ist. Insgesamt werteten die Autorinnen 220.000 Beobachtungen aus 79 Ländern aus, die die Befragten zwischen 1989 und 2016 gemacht hatten.

Und dabei fanden Macchia und Whillans einen eindeutigen Zusammenhang: Die Menschen in den Ländern, die Freizeit mehr schätzten als Arbeit, waren zufriedener mit ihrem Leben – und zwar unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht oder ihrer finanziellen Situation.

Nun spricht natürlich nichts dagegen, gewisse finanzielle Ziele zu verfolgen oder materielle Errungenschaften wertzuschätzen. Letztendlich muss jeder selbst wissen, wie er sein Leben leben möchte. Man sollte bloß nicht erwarten, dass Geld zwangsläufig glücklich macht. Und davor kann man ja eigentlich nie genug warnen. Oder, wie Macchia und Whillans es ausdrücken: „Die Arbeit über die Freizeit zu stellen, geht zulasten des nationalen Glücks.“

Quelle:
Lucía Macchia und Ashley Whillans (2019). Leisure beliefs and the subjective well-being of nations. The Journal of Positive Psychology