Morgen startet der 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga, in Wolfsburg gibt Pierre Littbarski sein Debüt als Trainer. Für ihn – und jeden anderen Fußball-Coach – fünf wissenschaftlich erwiesene Tipps für den Traineralltag.
Spielerwechsel planen: Angenommen, Ihre Mannschaft gerät in Rückstand und Sie wollen andere Spieler einwechseln – ist dann der Zeitpunkt der Einwechslungen wichtig? Und ob, resümiert Bret Myers, Managementprofessor an der amerikanischen Business School Villanova. Er erledigte für seine Studie eine echte Fleißarbeit: Myers analysierte nicht nur sämtliche Partien der Saison 2009/2010 aus den ersten Ligen in Deutschland, England, Italien, Spanien und den USA, sondern auch alle Begegnungen der Weltmeisterschaft in Südafrika. Dabei interessierte ihn vor allem die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Zeitpunkt der Einwechslung und dem Ausgang der Partie. Ergebnis: Die erste Einwechslung sollte spätestens bis zur 58. Spielminute erfolgen, die zweite bis zur 73. Minute, die dritte bis zur 79. Minute. Beachten Trainer diese Regel, hat ihre Mannschaft die höchste Chance, noch zu mindestens ein Tor zu erzielen.
Fouls einfordern: Kaum ein Fußballspiel kommt ohne die viel zitierte „gesunde Härte“ aus. Das Problem: Wer seine Spieler zu Fouls anleitet, riskiert im schlimmsten Fall einen Platzverweis. Trainer sollten daher an die Mannschaft appellieren, Fouls unbedingt in den ersten 15 Minuten zu begehen – dann nämlich haben die Spieler gute Chancen, ungestraft davon zu kommen. Wissenschaftler um Christian Unkelbach von der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg fanden in einer Studie (.pdf) im Jahr 2008 heraus: In der ersten Viertelstunde drücken die Schiedsrichter gerne beide Augen fest zu. Der Grund: Die Unparteiischen benötigen ein paar Minuten, um sich an das Spiel zu gewöhnen und ein Strafmaß festzulegen.
Elfmeterschützen beruhigen: Immer wieder versagen Spieler dabei, den Ball beim Elfmeter im Tor unterzubringen. Falls Ihr Team einen Elfer zugesprochen bekommt – erinnern Sie den Schützen daher unbedingt daran, die Ruhe zu bewahren. Der norwegische Sportpsychologe Geir Jordet analysierte für seine Studie (.pdf) im Jahr 2009 die Elfmeterduelle der Europa- und Weltmeisterschaften aus den letzten 30 Jahren, sowie Elfmeter aus der Champions League. Ergebnis: Je weniger Zeit die Schützen am Elfmeterpunkt verbrachten, desto eher verschossen sie den Ball. Wer nach dem Pfiff des Schiedsrichters weniger als 200 Millisekunden wartete, bevor er aufs Tor schoss, traf in 57 Prozent der Fälle. Wer sich mindestens eine Sekunde Zeit ließ, traf immerhin zu 80 Prozent.
Torwart postieren: So ziemlich jeder Torhüter stellt sich bei einem Elfmeter genau in die Mitte des Tores. Falsch, resümierte Rich Master von der Universität Hongkong im Jahr 2007: Die Chance des Torwarts, den Elfmeter zu halten, ist höher, wenn er leicht links oder rechts der Tormitte steht. Für seine Studie (.pdf) wertete er im Jahr 2007 200 Videoaufzeichnungen von Strafstößen aus. Ergebnis: Meist stand der Torwart etwa zehn Zentimeter näher an einem der Pfosten – und in sechs von zehn Fällen schoss der Elfmeterschütze den Ball auf die andere Seiten. Masters Tipp für Torhüter: Beim Elfmeter sollten sie leicht seitlich von der Mitte stehen und nach dem Schuss sofort in die andere Richtung springen.
Körpergröße berücksichtigen: Niels van Quaquebeke und Steffen Giessner von der Rotterdam School of Management fanden im Jahr 2010 in ihrer Studie (.pdf) heraus: Bei einem Foul bekommt meist der kleinere Spieler den Freistoß – und der größere Spieler vom Schiedsrichter Ärger. Die Wissenschaftler analysierten etwa 125.000 Schiedsrichterentscheidungen aus Bundesliga, Champions League und von Weltmeisterschaften. Bei einem Größenunterschied von über zehn Zentimetern beträgt die Verzerrung ganze 17 Prozent. Demnach sind Spieler wie Philipp Lahm oder Marko Marin mit einer Körpergröße von etwa 1,70 Meter im Vorteil – bei ihnen drückt der Unparteiische eher mal ein Auge zu.
Und hier noch drei Fakten, die jeder Trainer mindestens im Hinterkopf haben sollte:
1. Rote Karten können motivieren: Eine Mannschaft kann von durchaus davon profitieren, wenn sie in Unterzahl ist – allerdings nur dann, wenn sie auswärts spielt. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler um Mario Mechtel von der Universität Tübingen im vergangenen Jahr. In ihrer Studie (.pdf) werteten sie etwa 3000 Bundesligaspiele von 1999 bis 2009 aus. 672 Platzverweise zählten die Forscher in dieser Zeit. Fazit: Wenn die Auswärtsmannschaft maximal 20 Minuten mit einem Mann weniger spielte, hielt sie im Schnitt besser durch, als wenn sie die Partie vollzählig beendete. Offenbar sorgte die rote Karte bei den Gästen für zusätzliche Motivation – und die Heimmannschaft biss sich an der Verteidigung die Zähne aus.
2. Weite Auswärtsreisen lohnen nicht: Zugegeben, das ist ein wenig überspitzt formuliert. Aber einen wahren Kern hat der Satz schon, wenn man einer Untersuchung (.pdf) von Harald Oberhofer von der Uni Salzburg glaubt. Er analysierte im Jahr 2009 knapp 6400 Bundesligapartien von 1986 bis 2007. Fazit: Je weiter eine Mannschaft zu einem Auswärtsspiel reisen musste, desto mehr Tore kassierte sie im Schnitt – und desto weniger schoss sie selbst. Mit anderen Worten: Mit der Entfernung steigt die Wahrscheinlichkeit, die Partie zu verlieren.
3. Der Gefoulte darf selbst schießen: Es ist eine der ältesten Legenden, dass der Spieler, der einen Elfmeter herausgeholt hat, selbigen nicht schießen sollte. Statistisch gesehen ist das allerdings völliger Mumpitz. Oliver Kuß von der Universität Halle-Wittenberg wertete im Jahr 2007 in einer Studie (.pdf) sämtliche 835 Foulelfmeter der Bundesliga von 1993 bis 2005 aus. Fazit: Schoss der Gefoulte selbst, traf er in 73 Prozent der Fälle. Trat ein anderer an den Elfmeterpunkt, lag die Erfolgsquote bei 75 Prozent – statistisch gesehen kein signifikanter Unterschied.
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Als Fußballtrainer benötigt man vor allem viel Einfühlungsvermögen.
Mit besten Grüßen,
Manuel
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