10 psychologische Fakten über Mütter

„Die Welt durchwandernd fand ich allerwärts: Kein Herz kann lieben wie ein Mutterherz“, dichtete der deutsche Dichter Friedrich von Bodenstedt im 19. Jahrhundert. Etwas aktueller: Zehn Erkenntnisse zur Psychologie von Müttern.

Männer brauchen Mamas Nähe: Das gilt zumindest in den USA. Janice Compton und Robert Pollak von der Uni Michigan werteten in einer aktuellen Untersuchung (.pdf) eine repräsentative Umfrage aus. Demnach lebt ein Amerikaner über 25 im Schnitt nicht weiter als 25 Meilen von seiner Mutter entfernt. Bei Singles verkürzt sich der Radius sogar auf 15 Meilen.

Mütter sorgen für Sprachgefühl: Wir lernen bereits im Mutterleib, zwei verschiedene Sprachen voneinander zu unterscheiden. Konsequenz: Neugeborene interessieren schon kurz nach der Geburt für die Sprachen, die sie im Mutterleib regelmäßig gehört haben. Das fand Janet Werker von der Universität von British Columbia in einer Studie (.pdf) heraus. Sie spielte 30 Babys im Alter zwischen 0 und 5 Tagen Sätze in zwei Sprachen vor. Währenddessen maß die Wissenschaftlerin, wie oft die Kleinen an einer Gummibrustwarze saugten – ein Indiz dafür, wie stark sie auf einen Reiz in ihrer Umgebung reagierten. Die Hälfte der Kinder stammte von zweisprachigen Müttern, die während der Schwangerschaft sowohl Englisch als auch Philippinisch gesprochen hatten. Und siehe da: Diese zeigten an beiden Sprachen das gleiche Interesse, während die Babys von englischsprachigen Müttern lediglich bei den englischen Sätzen deutlich stärker saugten.

Mütter vererben Stressresistenz: Mütter und ihre Kinder reagieren auf Stress ähnlich – sogar der Herzschlag gleicht sich. Amy Kerivan von der Stanford Universität trennte in einer Studie (.pdf) im Jahr 2001 36 Frauen und ihre neun Monate alten Babys für kurze Zeit voneinander. Wenig überraschend löste diese Trennung sowohl bei Kindern als auch bei Müttern Stress aus, der sich in einer erhöhten Pulsfrequenz niederschlug. Überraschender: Der Puls der Mütter glich dem der Kinder – auch dann, wenn Mutter und Kind wieder vereint waren. Mehr noch: Frauen, die sich selbst als ängstlich einschätzen, reagierten bei dem Experiment heftiger – genau so war es bei ihren Kindern.

Mütter machen empathisch: Juan Adrian und seine Kollegen von der spanischen Universität Jaume in Castellón beobachteten für ihre Studie 41 Mütter dabei, wie sie ihren Kindern Bilderbücher vorlasen. Außerdem testeten sie die Empathiefähigkeit der Drei- bis Sechsjährigen. Ein Jahr später machten die Wissenschaftler das gleiche nochmal. Dabei bemerkten sie, dass die Ausdrucksweise der Mutter offenbar einen Einfluss auf die Empathie der Kinder hat. Demnach wirkten sich Verben wie „denken“, „wissen“, „glauben“ oder „erinnern“ positiv aus – je mehr die Mütter davon Gebrauch machten, desto empathischer waren die Kinder ein Jahr später.

Fehlende Mutterliebe führt zu Problemen: Wer als Kind keine Bindung zu seiner Mutter verspürt, leidet darunter oft ein Leben lang – das gilt besonders für Jungen. Zu diesem Ergebnis kam Pasco Fearon, Psychologe an der britischen Universität von Reading, in einer Studie vor einigen Monaten. Er analysierte 69 Untersuchungen mit knapp 6000 Kindern unter zwölf Jahren. Ergebnis: Entwickelt eine Mutter in den ersten Lebensjahren des Sohnes keine sichere Bindung, sind bei ihm spätere Verhaltensprobleme wie Aggressionen oder Feinseligkeiten erheblich wahrscheinlicher.

Töchter profitieren von vertrauensvollen Müttern: Dass Kinder davon profitieren, wenn ihre Eltern ihnen Vertrauen entgegenbringen, erscheint logisch. Doch laut einer Studie von Eirini Flouri von der Universität von London bestimmt das Vertrauen der Mütter sogar den weiteren Lebensweg ihrer Töchter: Je stärker die Mütter von ihren Fähigkeiten überzeugt sind, desto selbstbewusster werden die Kinder. Flouri wertete die Daten einer britischen Langzeitstudie aus. Darin sollten die Mütter 1980 vorhersagen, wann ihr Nachwuchs ihrer Meinung nach mit der Schule fertig sein würden – damals waren die Kinder zehn Jahre alt. Jahrzehnte später analysierten die Wissenschaftler, was aus den Kindern geworden war. Dabei zeigte sich: Je stärker die Mütter an ihre Töchter Kinder geglaubt haben, desto mehr verdienten sie und desto eher hatten sie ihr Leben im Griff. Interessant: Bei Söhnen gab es keinerlei Zusammenhang zwischen der mütterlichen Erwartung und dem späteren Erfolg.

Mütter übernehmen den Erziehungsstil ihrer Mütter: Jonathan Vespa von der Ohio State Universität wertete für seine Studie im Jahr 2009 eine repräsentative Umfrage von 1133 Amerikanern aus, die zwischen 1979 und 1994 regelmäßig befragt wurden. Vespa fand dabei heraus, Frauen offenbar den Erziehungsstil ihrer Mütter übernehmen. Wer als Kind beispielsweise regelmäßig eine Ohrfeige bekommen hatte, machte dies als Mutter mit hoher Wahrscheinlichkeit genau so. Frauen, die als Kind häufig vorgelesen bekamen, machten das später als Mutter genau so. Für Männer fand Vespa einen solchen Zusammenhang nicht.

Menschen bevorzugen Verwandte mütterlicherseits: Der Einfluss unserer Mutter hat offenbar sogar Einfluss auf das Verhältnis zu unseren Verwandten. Joonghwan Jeon und David Buss von der Universität von Texas in Austin befragten in einer Studie (.pdf) im Jahr 2007 190 Personen nach der Beziehung zu ihren Cousins und der Bereitschaft, ihnen in einer lebensbedrohlichen Situation zu helfen. Ergebnis: Die Befragten standen der Familie der Schwester ihrer Mutter emotional am nächsten – und daher waren sie auch eher bereit, ihr Leben zu retten. Jeon und Buss führen dies auf die Evolution zurück – demzufolge ist die Verbindung zur Mutter stets enger als zum Vater und infolgedessen auch zu den Verwandten mütterlicherseits.

Mütter finden Windeln eigener Babys weniger abstoßend: Zugegeben, es gibt angenehmere Gerüche als eine volle Windel. Doch Mütter stört der Geruch nicht – so lange es sich um die Windel des eigenen Kindes handelt. Trevor Case von der australischen Macquarie Universität ließ für seine Studie im Jahr 2006 13 Frauen an den Windeln ihrer eigenen und fremder Kinder riechen – ohne ihnen jedoch zu sagen, von wem die Windeln stammten. Danach sollten die Frauen auf einer Punkteskala angeben, ob sie von dem Geruch angeekelt waren oder ihnen übel wurde. Und siehe da: Die Teilnehmerinnen fanden die vollen Windeln des eigenen Nachwuchses stets weniger abstoßend als den anderer Kinder. Auch dieses Ergebnis erklärt sich evolutionär: Demnach ist es sinnvoll, dass unser Ekel gegenüber nahestehenden Menschen oder Verwandten geringer ist als gegenüber Fremden.

Kinderlose Anwältinnen sind produktiver: Und zum Abschluss noch eine Studie, die ich persönlich für großen Quatsch halte. Jean Wallace und Marisa Young von der Universität von Calgary meinen: Weibliche Angestellte ohne Kinder sind produktiver. Grundlage ihrer Studie im Jahr 2007 waren die Anzahl der Arbeitsstunden, die 670 Anwälte in der kanadischen Provinz Alberta ihren Kunden in Rechnung stellten. Demzufolge sind Anwältinnen ohne Kinder wesentlich produktiver als ihre Kolleginnen mit Kindern, meinen zumindest Wallace und Young. Ich meine: Produktivität ist keine Frage der geleisteten Arbeitsstunden – und in Rechnung gestellte Stunden sind erst kein Indiz dafür.

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