Sie kennen das: Wenn sich andere so richtig im Fettnapf suhlen, empfinden wir oft eine gehörige Portion Fremdscham. Wissenschaftler haben sich dieses Phänomens jetzt erstmals wissenschaftlich angenommen – mit überraschenden Ergebnissen.
Der Begriff der Schadenfreude existiert schon lange. Bereits Stummfilm-Stars wie Buster Keaton oder Charlie Chaplin machten sich das Slapstick-Prinzip zunutze. In den vergangenen Jahren jedoch hat im Zusammenhang mit den Fehltritten anderer Menschen vor allem ein Begriff Karriere gemacht: „Fremdschämen“. Das Wort drückt aus, dass wir gewissermaßen mitleiden, wenn sich andere zum Gespött machen. Inzwischen steht Fremdschämen sogar im Duden.
Nun erklimmt der Begriff die nächste Stufe der Karriereleiter. Ein Team von Psychologen um Sören Krach von der Universität Marburg widmete sich in einer Studie dem Phänomen des „Vicarious Embarrassment“ – so lautet der englische Ausdruck für Fremdschämen („Vicarious“ heißt so viel wie „Stellvertreter“). Für den ersten Teil der Untersuchung gewannen Krach und seine Kollegen 139 Männer und 480 Frauen mit einem Durchschnittsalter von etwa 24 Jahren. Nun konfrontierten sie die Teilnehmer mit vier unterschiedlichen Szenarien, die die Wissenschaftler sich zuvor ausgedacht hatten.
Im ersten fiel eine Person versehentlich in den Dreck oder verhaspelte sich während einer Rede, im zweiten ging sie mit offenem Hosenstall durch die Landschaft oder hatte Klopapier aus der Gesäßtasche hängen – allerdings ohne sich darüber im klaren zu sein. In der dritten Situation verhielt sich die Person in einem Sternerestaurant völlig daneben, im vierten lobte sie sich in einer öffentlichen Rede über den sprichwörtlichen grünen Klee oder trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin sexy“.
Sie merken schon: Alle vier Szenarien werden einem aller Voraussicht nach keine Sympathiepunkte einbringen – aber durchaus Fremdscham der Anwesenden. Denn, so ein erstes Zwischenfazit von Krach und Co: Den über 500 Teilnehmern war es völlig gleichgültig, ob die beobachtete Person absichtlich (T-Shirt) oder aus Versehen (Dreckplumpser) in die peinliche Situation geraten war. Mehr noch: Für den Fremdscham war es ebenfalls irrelevant, ob die Person sich dieser misslichen Lage bewusst war oder nicht. Entscheidend war demnach vor allem, wie die Freiwilligen die Situation bewerteten – und nicht, wie die Betroffenen darauf reagierten.
Apropos Reaktion: Im zweiten Teil der Untersuchung wollte Krach herausfinden, ob sich bei Fremdscham etwas in unserem Gehirn tut. Daher konfrontierte er 32 Freiwillige im Alter von 20 bis 28 erneut mit oben erwähnten Ausrutschern. Parallel dazu maß er via funktioneller Magnetresonanztomographie die Hirnströme der Teilnehmer. Wieder war das Ergebnis dasselbe: Die Personen reagierten bei jedem Fettnapf – unabhängig davon, ob er freiwillig oder versehentlich besucht wurde und ob die Betroffenen es merkten oder nicht.
Doch Krach beobachtete noch etwas anderes: Beim Fremdschämen waren bei den 32 Teilnehmern der Hirnstamm und das Kleinhirn besonders aktiv – und genau jene Gehirnregionen reagieren auch dann, wenn wir die körperlichen Schmerzen anderer Menschen nachempfinden. Und wohl auch deshalb leiden wir bei Fremdscham bisweilen so sehr mit.
Wo wir gerade beim Thema Fremdschämen sind…
Peinlich, peinlich – So entsteht Fremdscham Sie kennen das: Wenn sich andere so richtig im Fettnapf suhlen, empfinden wi http://tiny.ly/epoH
Studie zu Fremdscham:
http://bit.ly/gSjrd4 #psychologie
Via @danielrettig
RT @danielrettig: Lustige Studie: So entsteht Fremdscham http://bit.ly/gSjrd4 #psychologie
Lustige Studie: So entsteht Fremdscham http://bit.ly/gSjrd4 #psychologie
Peinlich, peinlich – So entsteht Fremdscham: Sie kennen das: Wenn sich andere so richtig im Fettnapf suhlen, emp… http://bit.ly/gdttoY