„Hinter allem, was leicht aussieht, steckt sehr viel Arbeit.“

„Hinter allem, was leicht aussieht, steckt sehr viel Arbeit.“ Dieser Satz ist leider nicht von mir, sondern vom „SZ“-Redakteur Holger Gertz. Aber weil ich ihn so schön und treffend finde, ein paar Gedanken dazu.

Benutzt hat Gertz ihn in der heutigen Seite Drei-Reportage der Süddeutschen Zeitung. In dem Artikel begibt sich Gertz auf „olympische Spurensuche“. Er versucht herauszufinden, warum das Gefühl während der Olympischen Sommerspiele in München im Jahr 1972 so besonders war. Und warum es, selbst wenn die Stadt den Zuschlag für die Winterspiele 2018 bekommen sollte, nie wieder so sein wird. Gertz schreibt: „Die Spiele wirkten entspannt, weil sie gründlich geplant wurden. Hinter allem, was leicht aussieht, steckt sehr viel Arbeit.“ Ein großartiger Satz.

Als ich ihn las, musste ich spontan an den Schweizer Tennisstar Roger Federer denken. Dass ich ihn uneingeschränkt bewundere, habe ich bereits erwähnt. Wer jemals einen Tennisschläger in Händen hatte, kann ungefähr erahnen, wie schwierig es ist, diesen Sport zu beherrschen. Ich konnte das mal leidlich gut, war von ebenjener Beherrschung aber meilenweit entfernt. Noch viel schwieriger ist es jedoch, es so mühelos, so leicht, so filigran aussehen zu lassen wie Federer.

Vielleicht ist genau das die Definition von echtem, wirklichem Können: Es sieht so leicht aus. Ganz gleich, ob im Sport oder in anderen Bereichen. Für Musiker oder Schauspieler gilt dasselbe. „Das könnte ich auch“, hört man dann häufig. Nein, könnten wir nicht.

Leider vergessen wir das allzu oft. Wir glauben, nur weil es mühelos aussieht, kostet es auch keine große Anstrengung. Aber warum denken wir das? Vielleicht, weil wir es selbst noch nicht ausprobiert haben – und daher gar nicht wissen, wie schwierig diese Sportart oder jenes Instrument wirklich ist.

Bei der Lektüre von Gertz‘ Text erinnerte ich mich an meinen Winterurlaub. Ich stand zum ersten Mal in meinem Leben auf Skiern – und versagte kläglich. Nach zwei Stunden schaffte ich es immer noch nicht, zehn Meter das Hügelchen herunterzurutschen, ohne dabei hinzufallen (und das Aufrichten klappte auch nur mit fremder Hilfe). Zehn Meter neben mir rasten die Urlauber den Berg hinunter.

Ich habe jetzt definitiv mehr Respekt vor dem Skifahren. Dabei sah es eigentlich so leicht aus.

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