10 psychologische Fakten über Alkoholkonsum

Haben Sie gestern beim Deutschland-Spiel Bier getrunken? Womöglich eins zu viel? Und jetzt kommen Sie nicht in die Gänge? Vielleicht helfen Ihnen beim Ausnüchtern diese zehn wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Psychologie des Alkoholkonsums.

Betrunkene Schwergewichte sind aggressiver: Leider neigen manche Menschen dazu, unter Alkoholeinfluss aggressiv zu werden – besonders bei Gelegenheiten wie dem Oktoberfest oder dem Karneval im Rheinland zeigt. Laut einer aktuellen Studie (.pdf) des US-Psychologen Nathan Hall von der Universität von Kentucky verhält sich das Aggressionspotential proportional zum Körpergewicht. In zwei Experimenten bekamen 880 Teilnehmer entweder ein alkoholisches Getränk oder einen Softdrink. Danach sollten sie an einem Spiel teilnehmen, das schnelle Reaktionen verlangte. Wer gewann, durfte den Verlierer mit einem kleinen Elektroschock bestrafen. Wer verlor, bekam selbst einen Schlag versetzt. Ergebnis: Betrunkene Männer wählten nicht nur eine höhere Dosis, sondern die Aggression stieg mit dem Körpergewicht.

Alkoholverkauf steigert die Gewaltverbrechen: Zu diesem Ergebnis kamen zwei Professoren der Indiana Universität in diesem Jahr. Alex Pridemore und Tony Grubesic werteten 302 Viertel von Cincinnati aus – und zwar sowohl die Anzahl gewalttätiger Übergriffe als auch die Zahl der Geschäfte, in denen es Alkohol zu kaufen gab. Fazit: Je mehr solcher Verkaufsstellen, desto mehr Gewalt gab es.

Ablenkung besänftigt Betrunkene: Peter Giancola und Michelle Corman von der Universität von Kentucky meinen hingegen: Alkohol sorgt nicht zwangsläufig für mehr Aggressionen. In einer Studie im Jahr 2007 ließen die Wissenschaftler alkoholisierte und nüchterne Probanden ebenfalls an obigem Spiel teilnehmen. Einige der angetrunkenen Teilnehmer sollten zusätzlich noch einen Gedächtnistest absolvieren. Und siehe da: Genau diese Personen wählten in dem Frage-Antwort-Spiel die sanftesten Bestrafungen. Umgekehrt bestraften Männer, die nur mit dem Spiel beschäftigt waren, ihre Mitspieler besonders hart.

Restalkohol schadet bei Klausuren nicht: Am Abend vor einer wichtigen Klausur sollten Studenten nüchtern bleiben und keinen Alkohol trinken. Wirklich? Glaubt man einer Studie Jonathan Howland von der Boston Universität aus diesem Jahr, leidet die Note nicht darunter, wenn man während der Klausur noch Restalkohol intus hat. 196 Studenten sollten einen Test absolvieren, nachdem sie am Abend zuvor ordentlich ins Glas geschaut hatten. Dabei schnitten sie nicht schlechter ab als jene, die nüchtern erschienen – allerdings waren sie schlechter gelaunt und reagierten langsamer.

Akademikerinnen trinken am meisten: Das gilt zumindest für Großbritannien. Francesca Borgonovi und Maria Huerta von der London School of Economics analysierten für ihre aktuelle Studie die Trinkgewohnheiten Tausender Briten. Demnach gilt: Je höher der Bildungsgrad der Frauen, desto mehr Alkohol trinken sie.

Musik beeinflusst das Trinkverhalten: Der französische Psychologe Nicolas Guéguen beobachtete in einem Feldversuch (.pdf) im Jahr 2008 männliche Biertrinker in verschiedenen Bars. Zuvor hatte er mit den Barbesitzern verabredet, die Musik unterschiedlich laut aufzudrehen. Bei leiser Musik brauchte ein Gast für ein Glas Bier im Schnitt 15 Minuten, bei lauter Musik weniger als 12 Minuten.

Alkohol beeinträchtigt die räumliche Wahrnehmungsfähigkeit: Dass man sich unter Alkoholeinfluss nicht mehr ans Steuer setzen sollte, versteht sich von selbst. US-Psychologen um Mark Nawrot von der Universität von North Dakota haben 2004 herausgefunden, dass der Alkohol nicht nur unsere Reaktionsfähigkeit stört, sondern auch unser dreidimensionales Sehen. In ihren Experimenten (.pdf) sollten 15 Probanden in nüchternem und angetrunkenen Zustand Tests zur Ermittlung der Augenbewegungen absolvieren, während sie gleichzeitig den Kopf bewegten. Mit Alkohol im Blut hatten sie Schwierigkeiten, Kopf und Augen richtig zu koordinieren – eine Fähigkeit, die für räumliches Sehen und das Abschätzen von Entfernungen wichtig ist.

Placebo-Alkohol beeinflusst das Gedächtnis: Wir brauchen gar keinen echten Alkohol, um betrunken zu wirken – dafür reicht schon die Annahme, Alkohol getrunken zu haben. Die neuseeländischen Wissenschaftlerinnen Seema Assefi und Maryanne Garry servierten in einem Experiment im Jahr 2003 150 Studenten ein Mixgetränk mit Tonic Water. Die eine Hälfte der Teilnehmer bekam fälschlicherweise gesagt, das Getränk enthielte Wodka. Verblüffend: Diese Probanden zeigten nicht nur äußere Zeichen eines leichten Rauschs, auch ihr Erinnerungsvermögen veränderte sich. Als Assefi und Garry ihnen im Anschluss eine Diaserie zeigten, konnten sie sich an das Gesehene schlechter erinnern.

Alkoholkonsum macht Gesichter attraktiver: Der ein oder andere kennt womöglich das Phänomen des „Schöntrinkens“ – das funktioniert auch beim eigenen Geschlecht. Britische Wissenschaftler um Lycia Parker ließen in einem Experiment (.pdf) im Jahr 2008 84 Studenten die Attraktivität von Gesichtern beurteilen. Heterosexuelle Männer bewerteten unter Alkoholeinfluss nicht nur Frauen attraktiver, sondern auch Männer. Auch Frauen fanden andere Frauen schöner.

Schon der Gedanke an Alkohol wirkt aphrodisierend: Alkohol kann müde Männer munter machen – oder runter ziehen. Dafür brauchen sie jedoch noch nicht mal wirklich zu trinken. Wissenschaftler um Ronald Friedman von der Universität von Missouri–Columbia befragten für ihre Studie (.pdf) 82 junge Männer nach ihren Erfahrungen mit Alkohol und welchen Effekt er auf ihre Libido habe. Danach sahen die Teilnehmer auf einem Computermonitor Wörter und Buchstabenkombinationen. Die einen sahen Begriffe wie „Bier“, „Schnaps“ oder „Fass“, während die anderen neutrale Begriffe wie „Wasser“, „Limonade“ oder „Kaffee“ lasen. Im Anschluss sollten die Männer auf Fotos die Attraktivität junger Frauen bewerten. Sie ahnen es vermutlich: Wer zuvor alkoholbezogene Begriffe gelesen hatte und ohnehin davon ausging, dass ihn Alkohol sexuell anregt, fand die Frauen attraktiver.

14 Kommentare

  1. Warum können einige reden wenn sie alk getrunken haben , nüchtern aber ein eher ruhiger Mensch sind

  2. Sie listen unter der Überschrift: „10 Psychologische Fakten über den Alkoholkonsum“ Merkmale, Verhaltensweisen, die unter Alkoholeinfluss in Erscheinung trten auf, aber keine psychologischen Fakten. Unter diesen verstünde ich Motivation und Ursachen des Suffs, des Alkoholismus, des Alkoholkonsums. Wie sich letztlich dabei der einzelne Mensch verhält, dürfte ausserordentlich vielfältig und unterschiedlich sein, aber eben nur Ausdruck des Zustandes und seines Problems, was darunter zu finden sein würde, würde man sich wirklich die Mühe machen, nach der individuellen Psychologie des Alkoholkonsums zu sichen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Michael Maria Schulze

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert