Such, Maschine – Ist Google wirklich schneller?

Sie kennen das: Man will nur rasch etwas im Internet nachschauen und findet Hunderte von Informationen – außer der, die man braucht. Sind Suchmaschinen wie Google wirklich schneller? Oder lohnt sich die Recherche in der Bibliothek?

Der ebenso bekannte wie erfolgreiche US-Journalist und Sachbuchautor Malcolm Gladwell berichtete in einem Fragebogen kürzlich von seinen täglichen Lesegewohnheiten. Offenbar verbringt er kaum Zeit im Internet – weder in Sozialen Netzwerken wie Facebook noch auf Nachrichtenseiten. Stattdessen liest er die „New York Times“ und am Wochenende ab und zu das „Wall Street Journal“. Außerdem umgibt er sich lieber mit Büchern: Einmal wöchentlich besucht er die Bibliothek der New York Universität und stöbert in Ruhe in seinen bevorzugten wissenschaftlichen Magazinen.

Ist Gladwell ein Sonderling? Hat er nicht verstanden, wie viel schneller er dieselben Informationen online bekommen könnte? Oder gilt das genaue Gegenteil: Macht Gladwell es richtig und Onlinejunkies alles falsch? Sind Suchmaschinen wie Google und Co. im Endeffekt gar nicht schneller?

All diesen Fragen widmete sich kürzlich eine bislang unveröffentlichte Studie (.pdf) der Professorin Yan Chen von der Universität von Michigan. In einem Experiment ließ sie zwei Gruppen von Studenten gegeneinander antreten. Die Aufgabe bestand darin, verschiedene Informationen zu finden – etwa eine Antwort auf eine bestimmte Frage oder weitere Quellen für die Recherche.

Vorher teilte Chen die 244 Teilnehmer in zwei Gruppen: Die eine durfte ausschließlich Suchmaschinen im Internet nutzen, die andere lediglich die Universitätsbibliothek. Welche Methode war besser?

Um es kurz zu machen: Google gewann. Zum einen war die Erfolgswahrscheinlichkeit der Online-Suche wesentlich höher. Hier fanden die Probanden die benötigten Infos in 99,7 Prozent der Fälle. In der Bücherei lag diese Quote bei 90 Prozent. Doch viel entscheidender war der Zeitvorteil: Wer das Internet befragte, hatte die Antwort im Schnitt in sieben Minuten gefunden – gegenüber 22 Minuten in der Bibliothek.

Der Google-Chefökonom Hal Varian äußerte sich kürzlich in einem Interview ganz begeistert über die Resultate: „Denken Sie nur daran, wie viel Zeit Sie bei der Suche sparen!“ Vor 20 Jahren sei es teuer gewesen, Antworten zu bekommen – daher habe man weniger Fragen gestellt. Mittlerweile sei es extrem billig, Antworten zu finden – und genau deswegen stellten wir täglich Milliarden von Fragen.

Glaubt man dem Experiment von Yan Chen, macht das im Internet auch mehr Spaß. So erging es zumindest ihren Probanden: Wer online recherchieren durfte, fand die Aufgabe spannender, die Informationen interessanter und den Suchprozess weniger ermüdend.

Ob Malcolm Gladwell seine Recherchemethoden ändert, sollte er jemals von der Studie erfahren? Schwer vorstellbar – aber vermutlich auch nicht unbedingt notwendig. Berichten zufolge nimmt er für einen Auftritt bis zu 80.000 US-Dollar – so falsch kann seine Herangehensweise also auch nicht sein.

 

 

 

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