10 psychologische Fakten über Urlaub

Jedes Jahr dasselbe: Sommer ist Urlaubszeit – drei von vier Deutschen werden in den kommenden Wochen verreisen. Daher heute zehn Fakten zur Psychologie des Urlaubs.

Die Erholung hält maximal acht Wochen: Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Wissenschaftler um Jeroen Nawijn von der Erasmus Universität in Rotterdam werteten für eine aktuelle Untersuchung die Fragebögen von 1530 Niederländern aus. Dabei zeigte sich, dass die Personen, die einen Urlaub gebucht hatten, zwar schon Monate vorher wesentlich glücklicher waren als solche, die gewissermaßen auf Balkonien blieben. Allerdings war der Erholungseffekt schon kurz nach der Rückkehr wieder vorbei. Nur wer eine besonders entspannende Reise hinter sich hatte, konnte das Glücksgefühl zu Hause noch etwa zwei Wochen lang aufrecht erhalten. Nach acht Wochen war selbst das Zufriedenheitsniveau dieser Urlauber wieder auf den Wert vor den Ferien gesunken.

Erinnerungen sind schöner als die Realität: Wir neigen häufig dazu, Erlebnisse zu verklären. Im Nachhinein war alles viel schöner, als wir es in jenem Moment empfunden haben – auch Urlaubsreisen.  Leigh Thompson von der Kellogg School of Management und Terence Mitchell von der Foster School of Business befragten in einer Studie im Jahr 1997 verschiedene Amerikaner. Die einen waren nach Europa gereist, die anderen drei Wochen lang durch Kalifornien geradelt, wieder andere waren über Thanksgiving ein paar Tage weggefahren. Sie sollten vorher, währenddessen und nachher angeben, wie zufrieden sie gerade waren. Verblüffend: In allen drei Fällen glichen sich die Angaben. Vor der Reise genossen alle die Vorfreude, nachher waren sie froh über ein wenig Erholung – aber während der Reise waren sie am unzufriedensten. Die einen waren enttäuscht, die anderen genervt von den Aktivitäten oder dem Druck, sich amüsieren zu müssen.

Im Urlaub steigt die Spendierlaune: Wenig überraschend: Im Urlaub achten wir weniger auf unsere Ausgaben als im Alltag. Doch warum? Glaubt man einer Studie des Ökonomen Klaus Wertenbroch von der Insead Business School, liegt das vor allem an den fremden Geldscheinen – je größer deren Zahlen, desto mehr geben wir aus. Wertenbroch testete die Zahlungsbereitschaft von Probanden in Hongkong, den USA und Deutschland für bestimmte Waren. Demnach lassen Reisende sich von den auf den Geldscheinen stehenden Zahlen beeinflussen. Je größer die Summe, desto spendabler sind wir.

Reisen ist gut für das Herz: Die berühmte Framingham-Herz-Studie untersuchte ab 1948 die Einwohner des US-Städtchens Framingham  auf Ursachen und Risiken für Herzkrankheiten. Neun Jahre lang begleiteten die Wissenschaftler knapp 12.000 Männer zwischen 35 und 57. Die Teilnehmer machten auch Angaben darüber, wie häufig sie in Urlaub fuhren. Und siehe da: Ferien verlängern offenbar das Leben. Das zumindest resümierten Brooks Gump und Karen Matthews von der staatlichen Universität von New York in Oswego. In einer Auswertung im Jahr 2000 fanden sie heraus: Männer, die jedes Jahr verreisten, reduzierten das Risiko einer tödlichen Herzkrankheit um fast 30 Prozent.

Entspannung braucht Zeit: Zugegeben, besser ein Tag Urlaub als gar keiner. Aber: Wissenschaftler um Peter Totterdell von der Universität von Sheffield fanden bereits in einer Studie 1995 heraus, dass der Grad der Erholung proportional zur Länge der Ferien steigt – zumindest bei Schichtarbeitern. 61 Krankenschwestern sollten einen Monat lang genaue Angaben über ihr Wohlbefinden und ihren Schlaf machen. Außerdem absolvierten sie verschiedene Gedächtnistests. Ergebnis: Je länger sie am Stück frei gehabt hatten, desto mehr Punkte erreichten sie in den Tests und desto besser war auch ihre Laune.

Ferien machen dumm: Traurig, aber wahr – Ferien und langer Urlaub machen dumm. Harris Cooper von der Universität von Missouri in Columbia analysierte in einer Metastudie 1996 insgesamt 39 wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirkung von Sommerferien auf Schüler. Dabei zeigte sich: Sowohl die mathematische Fähigkeiten als auch die Rechtschreibkompetenzen litten unter der langen Pause. Schon nach vier Wochen Auszeit im Sommer waren die Schüler wieder auf dem geistigen Niveau des Frühjahrs angelangt. Mehr noch: Der negative Effekt wurde von Jahrgang zu Jahrgang größer – je älter die Schüler, desto stärker der Rückfall.

Urlaub kann krank machen: Adrian Vingerhoets, Psychologe der niederländischen Universität Tilburg, befragte in einer Studie vor einigen Jahren 1128 Männer und 765 Frauen. Drei Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig am Wochenende und im Urlaub Kopfschmerzen zu haben, grippale Infekte oder sogar Depressionen zu bekommen. „Leisure sickness“ (Freizeitkrankheit) nennt Vingerhoets das Phänomen.

Männer und Frauen erkranken unterschiedlich: Während Männer eher unter Malaria und anderen Fiebererkrankungen leiden, plagen sich Frauen meist mit Durchfall und Infektionen der Atemwege. Das zumindest geht aus einer Studie der Universität Zürich hervor. Die Wissenschaftler werteten dafür zwischen 1997 und 2007 die Daten von rund 60.000 Patienten aus, die eine von weltweit 44 Kliniken für Reisekrankheiten aufgesucht hatten.

Zu viel Kultur kann schädlich sein: Wer ein fremdes Land bereist, sollte mehr kennenlernen als die örtlichen Diskos und Strände. Aber Vorsicht: Zu viel neue kulturelle Eindrücke sind auch nicht unbedingt gut. Diese Entdeckung machte 1979 die italienische Ärztin Graziella Magherini. Als Leiterin der psychologischen Abteilung eines Krankenhauses in Florenz fielen ihr Krankheitsfälle ausländischer Touristen auf. Magherini führte das auf die Fülle von Kunstwerken und den damit verbundenen Eindrücken zurück. Das Phänomen taufte sie „Stendhal-Syndrom“ – in Anlehnung an die Reiseberichte des gleichnamigen französischen Schriftstellers.

Und zum Abschluss noch eine Statistik: Das Marktforschungsinstitut Forsa fragte im Jahr 2008 1004 Deutsche: „Mit welchem Verkehrsmittel fühlen Sie sich auf Reisen am sichersten?“ Auf Platz 1 landete das Auto mit 42 Prozent, die Bahn nannten 24 Prozent, das Flugzeug fanden nur 16 Prozent am sichersten. Kurios – in dem Jahr flogen knapp 40 Prozent aller Urlauber mit dem Flugzeug, die Bahn nutzten lediglich 5,4 Prozent.

Wo immer es Sie auch hinzieht: Schönen Urlaub!

33 Kommentare

  1. Pingback: Anonymous
  2. Apropos Reisepsychologie:
    Es gibt für Reisende eine Psychologin die einen (gratis!) Coaching-dienst anbietet. Das Ganze heisst ‚travellizer‘ und man kann sich an sie wenden, wenn man sich z.B. nebst den Ferien gedanklich auch mit seinem Leben nach der Reise beschäftigt, aber selber nicht weiter kommt und gerne ein paar Tipps möchte. Also eine Art Laufbahnberatung für Reisende. Probiert’s doch einfach mal aus oder gebt anderen Bescheid!

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