10 psychologische Fakten über Schlaf

Haben Sie letzte Nacht gut geschlafen? Ich wünsche es Ihnen von Herzen, denn eine gesunde Nachtruhe ist wichtig – wie sehr, zeigen diese zehn Erkenntnisse zur Psychologie des Schlafs.

Schlaf beeinflusst das Herz: Die Dauer der Nachtruhe wirkt sich nicht nur auf die Laune am nächsten Morgen aus – sondern auch auf unser Herz. Glaubt man der aktuellen Studie zweier Wissenschaftler von der Universität von West Virginia, sind sieben Stunden die optimale Schlaflänge. Ein Forscher mit den schönen Namen Charumathi Sabanayagam analysierte eine US-weite Untersuchung zum Schlafverhalten von 30.000 Erwachsenen aus dem Jahr 2005. Demzufolge steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, bei weniger als fünf Stunden Schlaf um mehr als das Doppelte. Wer länger als neun Stunden schläft, hat immerhin noch ein anderthalb Mal höheres Risiko als die Sieben-Stunden-Schläfer.

Schlaf fördert die Kreativität: Es gibt verschiedene Techniken für mehr Kreativität, aber Voraussetzung ist vor allem eins: Nachtruhe. Das zumindest resümierte Denise Cai von der Universität von Kalifornien in San Diego in einer Studie im Jahr 2009. 77 Probanden sollten verschiedene Kreativitätsaufgaben lösen, beispielsweise ein passendes Wort zu der Reihe „cookies“, „sixteen“ und „heart“ finden. Eine mögliche Lösung wäre hier das Wort „sweet“, denn es passt sowohl zu Keksen als auch zu den bekannten Begriffen „sweet sixteen“ und „sweet heart“. In einem Teil der Tests stellte Cai den Freiwilligen zunächst die Aufgaben und entließ sie dann in eine zweistündige Mittagspause. Je nachdem, wie die Probanden die Siesta verbrachten, fielen die Ergebnisse aus. Dabei zeigte sich: Wer in den so genannten REM-Schlaf fiel, war nachher besonders kreativ. Offenbar dient er dazu, neue gedankliche Netze zu knüpfen, folgerte Cai.

Schlaf fördert die Sprachentwicklung: Ein Nickerchen ist nicht nur für Erwachsene ratsam, sondern auch für Babys. Wie Rebecca Gomez von der Universität von Arizona in Tucson 2006 in einer Studie zeigen konnte, fördert der kurze Schlaf deren Sprachentwicklung. Für ihre Studie brachte die Psychologin 48 Kleinkindern kurze Sätze einer künstlichen Sprache bei. Diese bestanden jeweils aus drei Wörtern, von denen immer das erste mit dem letzten einen logischen Zusammenhang besaß. Anschließende Tests zeigten, dass Babys die Zusammenhänge besser begriffen, wenn sie kurz vorher dreißig Minuten geschlafen hatten.

Neugeborene lernen im Schlaf: Auch wenn es seltsam klingt – selbst Neugeborene lernen im Schlaf, wie eine Studie von Dana Byrd von der Universität von Florida in Gainesville zeigt. Sie spielte 34 Babys, die zwischen 10 und 73 Stunden alt waren, in deren Schlaf in bestimmten Abständen einen Ton vor. Der wurde jedes Mal gefolgt von einem leichten Luftstoß auf das rechte Augenlid. Der Gedanke dahinter: So lernt der Proband, dass auf einen Ton ein Luftstoß folgt – und bald reagiert er bereits auf den Ton mit einem Zucken des Augenlides. Sogar die schlafenden Babykapierten das schnell – 24 kniffen bereits nach etwa 20 Minuten die Augen zusammen, sobald sie den Ton hörten.

Schlaf ist die beste Klausurvorbereitung: Jeder von uns hat sich vor einer wichtigen Klausur schon mal die Nacht um die Ohren gehauen – großer Quatsch! So lautet zumindest das Fazit der Studie eines deutsch-schweizerischen Forscherteams aus dem Jahr 2008. Die Wissenschaftler um Susanne Diekelmann von der Uni Lübeck gaben Freiwilligen 18 verschiedene Listen mit jeweils 15 Wörtern. Manche wurden danach bewusst wach gehalten, manche durften sich schlafen, wieder andere bekamen die Liste erst morgens, nachdem sie sich ausgeschlafen hatten. Natürlich machte jede Gruppe viele Fehler, doch welche machte wohl die meisten? Erraten: Diejenigen mit dem wenigsten Schlaf. Wer hingegen ausgeruht ans Werk ging, schlug sich im Schnitt doppelt so gut.

Schlaf löst Probleme: Vor schwierigen Entscheidungen sollen wir ja unbedingt eine Nacht darüber schlafen. Dann lösen sich manche Probleme von ganz allein – das ist sogar wissenschaftlich belegt. Jan Born von der Universität Lübeck gab seinen Probanden in einer Studie (.pdf) im Jahr 2004 eine Aufgabe: Sie sollten Zahlenreihen nach zwei vorgegebenen Regeln bearbeiten. Danach hatten sie die Wahl zwischen acht Stunden Schlaf oder Wachbleiben. Im Anschluss sollten sie die Aufgabe noch einmal lösen. Und siehe da: 60 Prozent der Ausgeschlafenen konnten das Problem jetzt lösen, aber nur 22 Prozent derjenigen, die wach geblieben waren.

Freunde beeinflussen unseren Schlaf: Haben Sie viele Freunde? Schlafen Sie gut und regelmäßig? Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Eine ganze Menge, meint jedenfalls die schwedische Wissenschaftlerin Maria Nordin. In ihrer Dissertation an der Universität Umeå wertete sie im Jahr 2006 die Daten von knapp 10.000 Freiwilligen aus vier Untersuchungen aus. Demnach steigern fehlende soziale Kontakte das Risiko von Schlafstörungen – und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Schlafmangel erschwert Bauchentscheidungen: Zu diesem Ergebnis kam Todd Maddox von der Universität von Texas in Austin in einer Studie (.pdf) im vergangenen Jahr. 49 Kadetten der Militärakademie West Point sollten Karten verschiedener Formen und Farben sortieren.Dabei erhielten sie keine Anweisungen, sondern sollten allein anhand des Feedbacks – einem „richtig“ oder „falsch“ – die Kriterien herausfinden, nach denen die Karten geordnet werden sollten. Alle Teilnehmer absolvierten den Test zweimal innerhalb von 24 Stunden. 21 von ihnen durften zwischen den Sitzungen nicht schlafen, die anderen durften sich nach Belieben ausschlafen. Wenig überraschend: Die ausgeruhten Probanden verbesserten ihre Trefferquote in der zweiten Runde von 74 auf über 78 Prozent, während die Leistung der Schlafmangel-Gruppe im Schnitt um knapp 2,5 Prozent absackte. Allerdings ließen nicht alle müden Teilnehmer gleich stark nach: Am größten war der Einbruch bei denjenigen, die die Aufgabe beim zweiten Mal anders lösen wollten. Maddox meint, dass der Schlafmangel die Fähigkeit beeinträchtigt, spontane Entscheidungen schnell und aus dem Bauch heraus zu treffen.

Schlafmangel lässt sich schnell aufholen: Es ist nervtötend, nachts ständig aufzuwachen und am nächsten Morgen völlig gerädert aus dem Bett zu steigen. Doch David Dinges von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia hat vor kurzem in einer Studie herausgefunden, dass sich chronischer Schlafmangel durch Extraschlaf am Wochenende wieder aufholen lässt. 159 Probanden zwischen 22 und 45 Jahren durften sich n den ersten beiden Nächten des Experiments zehn Stunden lang ins Bett legen. An den nächsten fünf Tagen verringerte Dinges die Schlafdauer auf vier Stunden. Für den anschließenden Erholungsschlaf wurden die Teilnehmer in sechs Gruppen eingeteilt, die zwischen null und zehn Stunden schlafen durften. Tagsüber untersuchte Dinges die Probanden, unter anderem auf Reaktionszeit oder Konzentrationsfähigkeit. Wenig überraschend: Direkt nach der stark reduzierten Schlafdauer waren alle Werte erheblich schlechter. Je länger jedoch der anschließende Erholungsschlaf dauerte, desto besser wurden die Ergebnisse. Allerdings: So gut wie am Anfang waren nur diejenigen, die zehn Stunden geschlafen hatten.

Morgenlerchen sind aktiver: Christoph Randler von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg befragte in einer Studie im vergangenen Jahr 367 Studenten, ob sie eher morgens oder abends zur Hochform aufliefen. Außerdem wollte er wissen, wie aktiv und engagiert die Teilnehmer waren. Dabei fand er tatsächlich einen Zusammenhang: Die Morgenlerchen zeichneten sich tendenziell durch größeren Tatendrang aus als die Nachteulen.

 

 

32 Kommentare

  1. Mist, ich schreibe morgen ne Klausur und da es jetzt schon 0:00 uhr ist werde ich wohl nicht mehr viel schlafen können ><

    naja, der Absatz über Kreativität hat mich erstaunt, behaupten nicht viele Künstler, sie seien nachts am kreativsten und die Schlafforscher, Schlaf sei nachts am besten?
    naja wahrscheinlich arbeiten die Künstler nachts einfach unter Zeitdruck: Und Not macht erfinderisch ;D

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