Buchauszug – Der frühe Vogel kann mich mal

Drehen Sie sich morgens im Bett gerne nochmal um? Laufen Sie erst nachmittags zur Höchstform auf? Ein neues Buch zeigt, warum solche „Eulen“ die besseren und netteren Menschen sind. Ein exklusiver Buchauszug – inklusive fünf Freiexemplaren.

Wieso Langschläfer die besseren Menschen sind

Langschläfer sind Nachtarbeiter. Sie sind zumeist innovativ, geistvoll, weltoffen, tolerant und voller Humor. Sie gewinnen dem Hamsterrad-Treiben ihrer aufgeweckten Gegenspieler nur ein müdes Lächeln ab, weil sie sich nächtens neue Welten erschließen und zu Höhenflügen begeben. Und vielleicht trägt zu ihrer allgemeinen Entspanntheit bei, dass die Nacht eben nicht nur der Arbeit, den Innovationen, der Kunst und der Forschung vorbehalten ist, sondern auch anderen Genüssen Raum bietet. Langschläfer kümmern sich nicht um den Schönheitsschlaf vor Mitternacht, sondern lieber um ihren Geliebten oder ihre Geliebte.

Selbst wenn es mancher Lerche weh tut: Langschläfer sind so gesehen die besseren Menschen. Auch, weil sie im Gegensatz zu den Frühaufstehern niemanden dazu nötigen, ihrem Rhythmus zu folgen, und sich nicht daran stören, dass es Menschen gibt, die sich bereits nach dem Tatort vom Tage verabschieden.

Dieses Buch tritt nicht nur für Toleranz gegenüber Langschläfern ein, es ist auch – und vor allem – ein fröhliches Plädoyer für einen entspannteren Lebensstil. Und was wäre geeigneter, um diesen Lebensstil zu feiern, als den stolzesten Vorkämpfern dieser Bewegung endlich ein Denkmal zu setzen?

Diese Pioniere sollen hochleben, und ihr Vorbild soll nicht nur im Mondlicht, sondern auch bei Tage leuchten, damit diejenigen, die noch ein Leben unter dem Joch des frühen Weckerklingelns führen, sich endlich gegen diesen Zwang erheben. Denn frühes Aufstehen ist nicht gott gegeben, sondern der Lebensstil einer Lobby, deren Biorhythmus nach der inneren Uhr mittelalterlicher Ackerbauern tickt.

Wir Langschläfer sind viele. Und hoffentlich werden durch dieses Buch diejenigen ermutigt, zu ihrem Lebensstil zu stehen, die bislang noch verschämt aus ihren Federbetten kriechen und mit viel Kaffee morgendliche Aufgewecktheit simulieren. Die Zeit der Scham ist vorbei. Wir sagen laut und deutlich: Der frühe Vogel kann uns mal!

Gründe, sich als Eule zu outen

Eulen halten länger durch
Lange Ausdauer ist sicher einer der größten Vorteile, in deren Genuss Eulen aufgrund ihrer genetischen Disposition kommen. Dass sie abends länger durchhalten, befähigt sie nicht nur für alle Berufe, die in der Nacht ausgeübt werden, sondern macht sie am Wochenende, wenn auf Partys, in Clubs oder an Bartheken Kondition gefordert wird, zum King im Ring.

Hier unterscheiden sie sich wohltuend von den frühaufstehenden Losern, die abends gelegentlich notgedrungen ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen, um nicht völlig ins soziale Aus zu schlittern. Langschläfer ordern die richtigen Getränke, und das gerne für die ganze Runde.

Eulen sind geselliger als Lerchen
Das naturgegebene Talent der Eulen, abends besser drauf zu sein, fördert gleichzeitig ihre soziale Kompetenz. Weil Langschläfer den (für sie langen) Abend nicht immer gerne allein mit einem guten Buch auf dem Sofa liegend verbringen, haben sie in der Regel einen großen (zugegebenermaßen von Eulen dominierten) Freundeskreis.

Möglicherweise rührt das daher, dass sich gesellschaftlich Ausgegrenzte immer schon gerne zusammengetan haben, um durch ein Gemeinschaftsgefühl ihre Interessen zu stärken und durchzusetzen. Es ist die alte Huhn-oder-Ei- Frage: Fördert die Fähigkeit, nachts länger durchhalten zu können, die Geselligkeit? Oder fördert der verstärkte Wunsch nach Geselligkeit die Fähigkeit, nachts länger aufbleiben zu können?

Wie die Antwort auch ausfallen mag, es zählt der Endeffekt. Denn wenn ein großer Freundeskreis gepflegt und viele vergnügliche Stunden miteinander verbracht werden, ist alles in Ordnung – was Lerchen, die einmal in so eine Runde geraten, durchaus zu schätzen wissen.

Eulen sind die besseren Liebhaber
Apropos vergnügliche Stunden: Manchmal gehen auch nachtaktive Eulen gerne früh zu Bett, und zwar nicht, weil sie früh aufstehen müssen und „vorschlafen“ wollen (die Erfahrung hat ihnen gezeigt, dass das ohnehin keinen Zweck hat), sondern weil sie das Kamasutra durchturnen wollen. Eulen pfeifen auf den Schönheitsschlaf vor Mitternacht und widmen sich in diesen kostbaren Stunden lieber ihrem Partner oder ihrer Partnerin – ganz ohne Zeitdruck.

Lerchenmänner und -frauen hingegen haben ihre beste Zeit für Höhepunkte genau dann, wenn nach dem Aufwachen der Hormonspiegel ansteigt. Sofern sie diese Gelegenheit nutzen, riskieren sie, die Bahn zu verpassen und zu spät zur Arbeit zu kommen. Unter diesen stressigen Umständen lässt sich auf keinem Gebiet Kompetenz erwerben …

Eulen sind einfallsreicher und innovativer
Eine weitere Disziplin, in der Eulen den Lerchen um Längen voraus sind, ist Einfallsreichtum. Kein Wunder: Wer immerzu den frühen Termin nicht halten kann oder sich im Büro verspätet, dem gehen irgendwann die üblichen Ausreden aus. Über Notlügen wie „Bahn kam nicht“ oder „Wecker out of order“ kann der aufgeweckte Langschläfer nur lachen – das ist was für Leute, die drei Mal im Jahr zu spät bei der Arbeit eintreffen.

Da Langschläfer aber bereits in der ersten Woche des Monats auf diese Anzahl kommen, ist Kreativität gefragt. Diese aus der Not geborene Strategie schult die Fähigkeit, seine Mitmenschen durch Erzählungen auf die eigene Seite zu ziehen, zu begeistern und zu überzeugen. Ein weiteres Eulen-Plus betrifft das Gebiet der Innovation: Eulen haben die besseren Ideen und den größeren Mut, diese hartnäckig zu verfolgen. Ihre Außenseiterrolle hat sie gelehrt, sich durchzusetzen – auch gegen gängige Lehrmeinungen.

Das Paradebeispiel dafür ist sicher Albert Einstein. Satoshi Kanazawa und Kaja Perina behaupten gar, dass es die Nachteulen waren, die die Entwicklung der Menschheit vorangetrieben haben – schon allein deswegen, weil sie es gewagt haben, die Nacht zusätzlich als Arbeits- und Wirkungsraum zu erschließen. Nachteulen sind so gesehen die echten Rebellen und die idealen Mitstreiter bei der Eroberung der globalen Arbeitswelt, in der Stechuhren und Kernarbeitszeiten hinfällig sind.

Eulen sind flexibler
Langschläfer halten nicht an Altem fest, sondern können sich auf Unwägbarkeiten und Veränderungen schnell einstellen. Es ist nicht nur ihre Präferenz für Jobs, die später am Tage beginnen und später am Abend aufhören, die Langschläfer bevorzugt im Kreativ- und Unterhaltungssektor arbeiten lässt, oder ihr an Notlügen und Ausreden geschulter Einfallsreichtum, sondern auch die Erkenntnis, dass das Leben nicht in eine Zeitspanne von 9 bis 17 Uhr gepresst werden kann – eine Gefühlslage, in die ein Frühaufsteher nie gerät und auch nicht geraten möchte. Denn dieser fürchtet Irritationen und reagiert empfindlich auf Veränderungen in seinem Umfeld.

Da aber in der Kreativbranche nur unbestimmt vorhergesagt werden kann, was morgen ist, tummeln sich hier die flexiblen Nachteulen. Diese haben also nicht nur interessantere Jobs als all die frühaufstehenden Lehrer und Beamten, die ihnen in der Kindheit und im Alltag das Leben schwermachen, sondern auch die Möglichkeit, jenseits von festgelegten Besoldungsgruppen erfolgreich zu sein.

Eulen sind gelassener
Ein weiteres Plus, das der Langschläfer auf seinem imaginären Wir-sind-die-besseren-Menschen-Konto verbuchen kann, ist seine Gelassenheit im Umgang mit den kleinen Unzulänglichkeiten und Verfehlungen anderer Menschen. Während der Frühaufsteher mit mahnendem Blick auf das Deckglas seiner Uhr pocht, wenn wieder ein Termin nicht eingehalten wurde, oder sein Gegenüber korrigiert, wenn der sich in der Syntax verhaspelt, winken Eulen lässig ab und sehen darüber hinweg. Sie wissen, dass kleine Verfehlungen jedem und jederzeit passieren können.

Möglicherweise liegt die Ursache dafür auch hier darin, dass Eulen ständig mit Vorurteilen und nervöser Ausgrenzung konfrontiert sind. Sie kennen es, als nicht perfekt wahrgenommen zu werden. Deshalb fällt es ihnen leichter, die allgemeine Unvollkommenheit der Menschen zu akzeptieren und sich entsprechend gelassener zu verhalten. Wenn also irgendjemand mal wieder auftrumpfen und die Vorzüge der Frühaufsteher anpreisen will, können Eulen diese Eiferer gutgelaunt ignorieren und sich in der Gewissheit wiegen, dass die Zukunft ihnen gehört.

Über die Autorin
Bettina Hennig arbeitet tagsüber für einen großen Hamburger Verlag und nachts an ihrer Doktorarbeit. Sie hasst es, früh aufzustehen, und verteidigt ihre morgendliche Bettruhe mit Ohropax und Schlafbrille. „Der frühe Vogel kann mich mal“ ist am 12. August im Ullstein-Verlag erschienen.

Das Gewinnspiel
Der Ullstein-Verlag hat mir freundlicherweise erlaubt, unter meinen Lesern fünf Exemplare des Buchs zu verlosen. Falls Sie also eines der Bücher gewinnen wollen, müssen Sie nur Folgendes tun: Hinterlassen Sie mir bis Freitag, 19. August, 23.59 Uhr, einen Kommentar in der unteren Spalte oder auf meiner Fanseite. Die Gewinner werden von einer unbestechlichen und unabhängigen Jury ausgelost, der Rechtsweg ist, genau: ausgeschlossen.

58 Kommentare

  1. Lieber Lars, hättest Du denn Lust in ein paar Tagen bei der Leserunde mitzumachen? Ich poste hier, wo es sein wird. Und selbstverständlich ist das eine Veranstaltung die eher in den Abendstunden stattfindet. Herzlich, Bettina

  2. Jetzt hab ich leider kein Buch gewonnen, also werde ich es kaufen. Liebe Frau Hennig, danke für die Antwort. Tja, die Philosophie der kleinen Schritte, ich werde mich darin üben. Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!

  3. Herzlichen Dank für diese tolle Verlosung. Ich nehme gerne teil und hoffe auf den späten Vogel! Viele sonnige Grüße

  4. Dieser Buchtitel spricht mir aus der Seele, einfach erfrischend und…die Wahrheit!
    Dieser Buchtitel hat mich neugierig gemacht!

  5. Herrlich, endlich mal ein paar gute Argumente, um das -morgens ne Stunde später kommen- zu rechtfertigen 🙂

  6. Liebe Frau Wiedenhöft,
    das alles, was sie sich erhoffen, kommt in diesem Buch drin vor. Auch die Aufklärung darüber, dass die Menschen, die wir gemeinhin als Langschläfer bezeichnen, einfach nur etwas länger in den Tag hinein schreiben. Also: Ich hoffe, dass ich damit auf einem Treppenchenplatz in Ihrer persönlichen Superbuchliste komme. 😉
    Und Beruf und Doktorarbeit und Buch unter einem Hut zu bekommen, fällt schwer, aber ich kann nicht anders. Ich gehe wenig aus. Und sitze meist abends noch am Schreibtisch. Eine halbe, eine Stunde. Es ist das Prinzip der kleinen Schritte. Meine Bücher schreibe ich ja auch nicht über Nacht, sondern über mehrere Monate. An der Doktorarbeit bereits knapp sechs Jahre. So verteilt geht es. Aber nicht auch nicht immer zugegebenermaßen. Richtigen Urlaub mit Wegfahren und so hatte ich zuletzt in 2005. Ihre Bettina Hennig (ähm, ach übrigens nicht: Henning)

  7. Ah, das ist genau das Buch, was ich selbst gern geschrieben hätte! Und wenn in dem Buch jetzt noch drin steht, wie sich der Alltag als ausgeprägte Eule unter lauter Lerchen besser leben lässt, kommt es auf meiner Super-Buch-Liste ganz weit nach vorn.

    @Bettina Henning Es interessiert mich brennend, wie Sie es hinbekommen:Job und Doktorarbeit und Buch schreiben. Hätten Sie Lust, mir hier ein Einblicke zu geben, vielleicht auf einem anderen Kanal? Das wär ganz ganz großartig.

    Übrigens: Die Bezeichnung Langschläfer führt meines Erachtens ein wenig in die Irre, Eulen schlafen nicht länger, sondern nur zu anderen Zeiten – wenn man sie lässt. Dann gibt es da die 6- oder-8- oder 10-Stunden-Schläfer wie bei den Lerchen auch.

  8. Würde mich über ein Buch von Frau Hennig freuen, damit ich endlich verstehe, warum ich zu JEDER Tageszeit gähne.

  9. RoBlitz, ich? Es persönlich auf einen Frühaufsteher abgesehen? Pah! Und wenn ich es hätte, würde ich – typisch Eule! – dem tolerant gegenüber stehen. Er kann ja schon mal die Brötchen holen und den Kaffee kochen.

  10. Liebe Maria, normal! Das liegt an den Hormonen. Und den Genen. Wird sich aber ändern mit der Zeit, auch wenn es ein wenig dauert. Stichwort: Senile Bettflucht. Liebe Grüße, Bettina Hennig

  11. Lieber Axel Koop. Oh ja, es gibt viel mehr Eulen heutzutage als vor etwa 200 Jahren. Das hat damit zu tun, dass wir uns im allgemeinen viel seltener draußen aufhalten. Mehr im Buch. Oder hast Du noch Fragen?

  12. Meiner Erfahrung nach passieren die meisten guten Dinge im Leben erst wenn die Sonne untergegangen ist. 🙂

  13. Hört sich nach einem interessanten Buch an und als Eule (oder auch Lerche 😉 ) sicher spannend zu lesen!

  14. Als „Freund des natürlichen Erwachens“ stimme ich dem Buch-Titel voll uns ganz zu. Einen Wecker stelle ich mir nur, wenn es ein Flug oder eine Bahnfahrt nötig machen. Die Anzahl im Jahr liegt auf jeden Fall deutlich unter 20.

    Lebensqualität fängt für mich schon mit der freien Wahl des Aufstehens an. Und trotzdem bin ich sehr selten später als um 9 Uhr wach …

  15. Mich als Frühaufsteher interessiert natürlich schon, wieso Eulen besser (dran) sind. Wäre ich Langschläfer, könnte ich mit meinem Tag wohl gar nichts mehr anfangen. Umso mehr interessiert mich das Buch natürlich. Dann kann ich mich endlich in diese mir fremde Spezies reinversetzen.

  16. Endlich ein Buch was mir aus der Seele spricht 😉
    Nein im Ernst, die Einleitung dieses Buches sagt schon was tolles aus, dass man nicht nur nach Vorurteilen über Eulen (Langschläfer) jemanden abstempeln soll, sondern ruhig sich mit dem Thema und dessen Vorteilen auch auseinandersetzen sollte, um fundiert urteilen zu können.
    Ja und ein guter Buchtitel machen es aus, ein Werk für den Leser aufmerksam zu machen…so ging es mir „Titel gelesen, laut gelacht und weitergelesen“ – PRIMA 😀

  17. Hmm, der Auszug hört sich ein bißchen so an, als hätte es die Autorin persönlich auf einen Frühtaufsteher abgesehen und würde diesen auseinandernehmen :))) Das Plädoyer ist einmalig und muss weiter verbreitet werden. Was, wenn in jedem zweiten Frühaufsteher eigentlich ein Langschläfer schlummert? Die Welt könnte viel schöner sein 🙂

  18. Endlich sagt mal eine, was ich schon immer wusste!
    Am meisten Spaß macht das Arbeiten, wenn abend um 6 alle Kollegen das Haus verlassen haben, und nur noch die Putzfrau die Büros abschliesst!
    Vielen Dank! Wenn ich das Buch nicht gewinne, werde ich es auf jeden Fall kaufen 🙂 Uuups, hätte ich vielleicht besser nicht sagen soll ^^!

  19. Hey, das klingt spannend! Das möchte ich direkt sämtlichen Vorgesetzten, Lehrkräften und Frühaufsteher-Freunden unter die Nase reiben… Würde mich sehr über ein Buch freuen! Liebe Grüße 🙂

  20. Ein sicherlich wundervolles Buch für eine mir sehr nahestehende wundervolle Person. Name wird nicht genannt 😉
    Vielen dank für den Artikel

  21. Gibt es denn heutzutage mehr Eulen als noch vor 200 Jahren? Oder können die Eulen mittlerweile ihren Lebensstil einfach besser ihrer biologischen Uhr anpassen (indem sie sich die entsprechenden Jobs suchen)?

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