Blick in die Zukunft – Negatives Denken lässt sich manipulieren

Fällt es Ihnen schwer, notwendige, aber lästige Dinge zu erledigen? Ein US-Forscher liefert in einer neuen Studie den Beweis dafür, warum wir manches so gerne aufschieben – denn unser negatives Denken lässt sich leicht manipulieren.

Das Leben ist kein Ponyhof. Oft erledigen wir Dinge oder gehen Aktivitäten nach, die uns eigentlich keinen Spaß machen. Nehmen wir mal ein simples Beispiel aus dem Alltag: Sport.

Klar, es gibt diese Extremtypen, die sich zu körperlicher Ertüchtigung nicht erst überwinden müssen. Doch ich behaupte: Die schweigende Mehrheit lümmelt abends lieber mit Chips oder Süßigkeiten oder beidem auf dem Sofa herum, als im Sportstudio zu schwitzen. Der Weg dorthin ist einfach zu beschwerlich, auf der Couch ist es viel bequemer, draußen wird es schon dunkel, müde ist man auch, und dann erst dieser Muskelkater…solche Ausreden halten uns nicht selten von unseren guten Vorsätze ab.

Der Psychologe Jeff Galak von der Carnegie Mellon Universität wollte jetzt in einer neuen Studie (.pdf) herausfinden: Warum genau empfinden wir eine Tätigkeit als unangenehm? Lassen sich diese negativen Gedanken vielleicht manipulieren? Und ob.

Nervtötende Aufgaben

Im ersten Experiment setzten sich 30 Studenten Kopfhörer auf und lauschten 40 Sekunden lang einem Staubsauger – vorher hatte Galak sichergestellt, dass alle Probanden das Geräusch unangenehm fanden. Nach Ablauf der 40 Sekunden sagte Galak der einen Hälfte der Teilnehmer, dass sie das Geräusch in ein paar Minuten erneut hören würden. Der anderen teilte er mit, der Versuch sei hiermit beendet.

Nun sollten alle Freiwilligen auf einer Skala angeben, wie störend sie das Geräusch gefunden hatten (1: gar nicht, 9: fürchterlich). Außerdem fragte Galak, wie viel die Teilnehmer zahlen würden, um das Geräusch nicht mehr hören zu müssen. Und siehe da: Gruppe A bewertete das Geräusch mit einem Nervfaktor von 5,92. Gruppe B pendelte sich bei 4,56 ein – immerhin ein Unterschied von 30 Prozent! Noch deutlicher war die Differenz in Sachen Zahlungsbereitschaft. Gruppe A war es im Schnitt 3,62 US-Dollar wert, den Staubsauger nicht mehr zu hören. Gruppe B wollte dafür nur magere 94 Cent latzen – 285 Prozent weniger!

Dasselbe Resultat erhielt Galak in sieben weiteren Experimenten. Jedes Mal absolvierten alle Teilnehmer eine unangenehme, langweilige oder nervtötende Übung. Doch wer davon ausging, diese erneut hinter sich bringen zu müssen, fand sie viel schlimmer als jene Probanden, die mit der Aufgabe bereits abgeschlossen hatten.

Offenbar sorgt allein die Erwartung einer negativen Erfahrung für eine Art vorsorglichen Pessimismus. Dadurch bereiten wir uns allerdings nicht nur mental auf das Schlimmste vor – sondern finden diese Erfahrung im Nachhinein umso ätzender, störender, unerfreulicher. Flapsig formuliert: Wer negativ in die Zukunft blickt, findet auch die Vergangenheit Mist. Mit anderen Worten: Wer immer nur an die schlechten Seiten einer Tätigkeit denkt, an die Mühen, den Schweiß und die Tränen (ich übertreibe), der verliert irgendwann gänzlich die Lust darauf und lässt es ganz bleiben.

Wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Um beim Beispiel Sport zu bleiben: Hier sollte man sich womöglich noch mehr auf die Gegenwart konzentrieren oder an vergangene Erfolge erinnern. Wo lief es gut, was hat funktioniert, wie fühlte man sich nach dem Duschen? Dadurch fokussiert man sich zumindest weniger auf die unangenehmen Aspekte – und erreicht seine Trainingsziele vermutlich leichter.

 

Quelle:

Jeff Galak und Tom Meyvis (2011). „The Pain Was Greater If It Will Happen Again: The Effect of Continuation on Retrospective Discomfort“. Journal of Experimental Psychology: General, 140 (1), 63-75.

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