10 psychologische Fakten über Fernsehen

Macht uns die Glotze wirklich dick, doof und depressiv? Oder sind Menschen mit vielen Programmen glücklicher? Antworten liefern diese zehn psychologischen Fakten über das Fernsehen.

1. Fernsehen kann die Gesundheit gefährden
Jede Stunde vor der Mattscheibe erhöht unser Sterblichkeitsrisiko um elf Prozent. Das behauptete zumindest der australische Wissenschaftler David Dunstan vom Baker Herz- und Diabetes-Institut in Melbourne im Jahr 2010. Für eine Studie untersuchte er mit seinem Team über mehrere Jahre hinweg den Lebensstil von 8800 Australiern. Von den 284 Teilnehmern, die in dieser Zeit starben, litten 87 an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Und siehe da: Zwischen dem Fernsehkonsum und einer solchen Erkrankung gab es einen signifikanten Zusammenhang: Wer täglich mehr als vier Stunden fernsehe, habe ein 80 Prozent höheres Risiko, an einer derartigen Krankheit zu sterben, als jemand, der täglich weniger als zwei Stunden vor der Glotze sitze.

2. Wer weniger Fernsehen guckt, verbrennt automatisch mehr Kalorien
Zu diesem Schluss kam Jennifer Otten von der Stanford-Universität in ihrer Studie im Jahr 2009. Für ihr Experiment meldeten sich 36 Erwachsene, die normalerweise mindestens drei Stunden Fernsehen am Tag schauten. 20 von ihnen erhielten nun drei Wochen lang ein elektronisches Gerät, das die Glotze automatisch abschaltete, sobald sie 50 Prozent ihres wöchentlichen Fernsehkonsums aufgebraucht hatten. Fazit: Diese 20 Teilnehmer verbrannten pro Tag im Schnitt 119 Kalorien mehr.

3. Fernsehkonsum verringert den Nutzen von Sport
GF Dunton analysierte in einer Untersuchung im Jahr 2009 gemeinsam mit seinen Kollegen am National Cancer Institut im US-Bundesstaat Maryland eine telefonische Befragung von 10.000 erwachsenen Amerikanern. Diese hatten nicht nur Angaben zu ihrer Größe und ihrem Gewicht gemacht, sondern auch zu ihren körperlichen Aktivität der letzten 24 Stunden. Wenig überraschend: Die Teilnehmer, die unter einer Stunde pro Tag Fernsehen guckten, hatten einen signifikant niedrigeren Body-Mass-Index (BMI). Doch das Fernsehen machte sogar den Nutzen von Sport zunichte: Wer mehr als eine Stunde am Tag vor der Glotze saß, hatte selbst dann nicht einen niedrigeren BMI, wenn er sich täglich über eine Stunde körperlich bewegte. Mit anderen Worten: Wer zu viel Fernsehen guckt, schadet sich laut Duntons Untersuchung selbst und verhindert das Abnehmen.

4. Werbepausen machen dick
Greifen Sie bei Werbeunterbrechungen auch am liebsten zur Fernbedienung? Gut so. Laut Frederick Zimmerman und Janice Bell von der US-Universität UCLA schaden Werbespots dem Körper. In ihrer Analyse einer Studie von 3563 Kindern fanden sie heraus: Wer häufig Werbung sah, hatte einen höheren Body-Mass-Index.

5. Fernsehkonsum schadet der kindlichen Entwicklung
Die Psychologin Linda Pagani von der Universität Montreal verfolgte für ihre Langzeitstudie, die sie im vergangenen Jahr veröffentlichte, den Werdegang von etwa 1300 Kindern. Dafür konnte sie die Eltern überreden, über den Fernsehkonsum der Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren ein Tagebuch zu führen. Als die Kinder zehn Jahre alt waren, befragte Pagani die Lehrer der kleinen Probanden zu deren Noten und Verhalten. Ergebnis: Die Kinder, die schon als Kleinkinder viel vor dem Fernsehen gesessen hatten, beteiligten sich seltener aktiv am Unterricht – und sie hatten auch schlechtere Noten. Außerdem machten sie weniger Sport, ernährten sich ungesünder und wogen mehr.

6. Alleine Fernsehen bildet nicht…
Für mich gab es als Kind keine bessere Fernsehserie als „Alf“. Aber um ehrlich zu sein, habe ich im Nachhinein das Gefühl, ziemlich viel vor dem Fernseher gesessen zu haben – zum Glück jedoch nicht als Kleinkind. Kathy Hirsh-Pasek von der Temple Universität in Philadelphia zeigte in ihrer Studie (.pdf) im Jahr 2009 96 Babys im Alter zwischen 30 und 42 Monaten Ausschnitte aus einer Kindersendung, dann testete sie, ob die Kinder sich Wörter hatten merken können. Resultat: Wenn die unter Dreijährigen die Videos alleine sahen, konnten sie nichts davon memorieren. War jedoch ein Erwachsener anwesend, der ihnen die Handlungen auf dem Video vorab präsentierte, behielten die Kleinen die Wörter durchaus im Gedächtnis.

7. …aber Untertitel helfen beim Erlernen einer Sprache
Das resümierte Holger Mitterer vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen im Jahr 2009. Gemeinsam mit seinem Kollegen James McQueen teilte er für eine Studie 121 niederländische Studenten in zwei Gruppen auf. Der einen zeigten sie Szenen aus einem Film, in dem die Darsteller mit schottischem Akzent sprachen, die anderen sahen Ausschnnitte aus einer australischen Sitcom. Nun gab es drei Szenarien: Jeweils ein Drittel sah die Ausschnitte mit englischen Untertiteln, das zweite Dritten mit niederländischen, wieder andere hatten gar keinen Untertitel zur Verfügung. Im Anschluss sollten die Teilnehmer Sätze nachsprechen, die in den Szenen vorgekommen waren. Am schlechtesten schnitten jene ab, die den Film in ihrer eigenen Muttersprache mitgelesen hatten – und am wenigsten Fehler machten jene, die den Film mit Untertiteln in der Originalsprache gesehen hatten. Mögliche Erklärung: Offenbar verarbeitet unser Gehirn eine Fremdsprache schlechter, wenn wir in unserer Muttersprache mitlesen – denn dann konzentrieren wir uns mehr auf das Gesagte als die Gesetzmäßigkeiten der neuen Sprache.

8. Fernsehen hilft gegen Einsamkeit
Wie sehr der Fernseher soziale Kontakte ersetzt, konnte Jaye Derrick von der Universität von Buffalo in ihrer Studie im Jahr 2009 zeigen.Mit Hilfe eines Fragebogens fand sie nicht nur heraus, dass eine Gruppe von 700 Studenten vor allem dann fernsah, wenn sie sich einsam fühlten. In anschließenden Experimenten wurde außerdem deutlich, dass das Nachdenken über die Lieblingssendung Gefühle der Einsamkeit linderte.

9. …trotzdem macht Fernsehen langfristig nicht glücklich
Ganz im Gegenteil. John Robinson von der Universität von Maryland analysierte für seine Studie repräsentative US-Umfragen mit etwa 30.000 Teilnehmern. Dabei kam er zu einem durchaus bemerkenswerten Fazit. Sämtliche Freizeitbeschäftigungen, die uns im Tagesverlauf Spaß machen, stimmen uns auch langfristig zufriedener – mit einer Ausnahme: Fernsehen gucken. Zwar empfanden dies die Befragten kurzfristig als angenehm, aber auf lange Sicht waren Vielgucker unglücklicher. Nach Angabe von Robinson verbringen unglückliche Menschen etwa 20 Prozent mehr Zeit vor der Glotze als glückliche. Offenbar liegt das an einer Art Denkfalle: Kurzfristig wirkt Fernsehem wie ein entspannender Zeitvertreib, für den weder Anstrengung noch Konzentration nötig ist. Langfristig macht genau das aber unzufrieden.

10. Eine große Programmauswahl macht sogar noch unglücklicher
Eine ähnliche Methode wie Robinson wählten Schweizer Forscher um den renommierten Ökonomen Bruno Frey in ihrer Studie (.pdf) im Jahr 2007. Auch sie werteten zahlreiche weltweite Langzeitbefragungen mit Tausenden von Teilnehmern aus, um herauszufinden, wie das Fernsehen unser Leben beeinflusst. Ihr Fazit: Je mehr Kanäle jemandem zur Verfügung stehen, desto unglücklicher ist er. Weniger ist manchmal eben doch mehr.

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