Schlaf-Kino – Wie wir träumen

Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir träumen? Deutschen Wissenschaftlern ist es nun erstmals gelungen, unser Gehirn während des Träumens genau zu beobachten.

Bereits seit Anfang der Achtzigerjahre ist das Phänomen des luziden Träumens bekannt. Damals entdeckte der US-Psychologe Stephen LaBerge in einer Studie diese ungewöhnliche Mischung aus Wachsein und Träumen. Luzide Träumer, auch Klarträumer genannt, sind sich völlig darüber bewusst, wenn sie träumen. Mehr noch: Sie können ihren Traum sogar bewusst steuern. Es ist, als wären sie Regisseur, Schauspieler und Zuschauer in einer Person.

Sechs solcher Klarträumer zwischen 21 und 38 Jahren erklärten sich nun bereit, an einer Untersuchung (.pdf) von Wissenschaftlern um Martin Dresler und Florian Holsboer vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München teilzunehmen. Zunächst legten sich die Probanden in einen Kernspintomografen, der ihre Hirnströme festhielt, und schliefen ein. Vorher hatten die Wissenschaftler mit ihnen jedoch etwas verabredet, was für jeden Normalträumer ziemlich abenteuerlich klingt: Die Klarträumer sollten bewusst träumen.

Genauer gesagt: Sie sollten sich vorstellen, im Traum zuerst die linke, dann die rechte Hand zehn Sekunden lang zu einer Faust zu ballen. Außerdem sollten sie diesen luziden Zustand durch Augenbewegungen an die Forscher melden. Klingt kompliziert, funktionierte bei zwei Teilnehmern aber wirklich. Als die Wissenschaftler hinterher die Hirnscans auswerteten, bemerkten sie etwas Erstaunliches: Tatsächlich wurde im Gehirn der Probanden eine Region aktiviert, die im Alltagsleben unsere Bewegungen koordiniert – obwohl sie ja nur träumten, eine Bewegung auszuführen.

Offenbar ist unser Gehirn im Traum ähnlich aktiv wie im Wachzustand. Denn als die luziden Träumer wieder wach waren, sollten sie sich vorstellen, die Hand zu bewegen – und erneut reagierte dieselbe Hirnregion.

„Unsere Träume sind also kein Schlaf-Kino, in dem wir passiv ein Geschehen nur beobachten,“ sagt Ko-Autor Michael Czisch, „sondern schließen Aktivität in denjenigen Hirnregionen mit ein, die für die Traumhandlung relevant sind.“

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