Lieber weggucken – Raucher ignorieren Warnhinweise

Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sind nicht nur umstritten, sondern offenbar auch wirkungslos. Eine Analyse der Blickbewegungen zeigt: Raucher ignorieren die Warnungen bewusst.

Es ist schon erstaunlich: Jeder Raucher weiß, dass Zigaretten der Gesundheit schaden. Dennoch greifen Millionen von Menschen täglich zum Glimmstengel. Im Jahr 2013 lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei durchschnittlich 996 Zigaretten je Einwohner.

Seit einigen Jahren versuchen Politiker, Rauchern ihre fatale Leidenschaft abzugewöhnen, indem sie Warnungen auf die Packungen drucken lassen. Früher reichte der Hinweis, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet, heute greifen einige Staaten zu drastischeren Mitteln. Mal drucken sie Bilder von Raucherlungen ab, mal von Kehlkopfkrebs. Aber ist das sinnvoll?

Einer Umfrage zufolge glauben immerhin 72 Prozent der deutschen Raucher, dass die Warnungen nichts bringen. Und diese Meinung erhält nun wissenschaftlichen Beistand: „Regelmäßige Raucher meiden die Warnhinweise auf Packungen aktiv“, sagt Olivia Maynard von der Universität von Bristol.

Für ihre Studie gewann sie 30 britische Raucher im Alter zwischen 18 und 40. Alle rauchten mindestens fünf Zigaretten am Tag, im Schnitt kamen sie auf elf Kippen. Die erste zündeten sie sich spätestens eine Stunde nach dem Aufwachen an.

Alle setzten sich vor einen Monitor und wurden an eine so genannte Eyetracking-Software angeschlossen. Die ähnelt einem Fahrradhelm, an den Kameras montiert sind. Diese Kameras filmen die Augenbewegungen des Probanden.

Nun zeigte Maynard den Teilnehmern drei verschiedene Packungen Zigaretten. Die erste war ein normales Päckchen Benson&Hedges Gold, mit goldenem Hintergrund, rotem Dreieck und drastischem Warnhinweis. „Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs“, stand dort. Und darüber waren zwei Lungen abgebildet – die weiße Lunge eines Nichtrauchers und die schwarze Lunge eines Rauchers.

Die zweite Packung enthielt ebenfalls diese graphische Warnung. Allerdings hatte Maynard hier das typische Logo entfernt und auf die Packung lediglich „Benson&Hedges“ gedruckt.

Bei der dritten Packung hatte sie den Hinweis auf den Hersteller komplett entfernt. Hier prangte nur der Warnhinweis inklusive der gesunden und der kranken Lunge.

Alle Probanden sahen nun zehn Sekunden lang Fotos der verschiedenen Packungen, die Kamera zeichnete derweil ihre Blicke auf. Das Ergebnis: Bei den ersten beiden Päckchen blickten sie zehn Sekunden lang auf den Markennamen – und ignorierten den Gesundheitshinweis komplett. Als Maynard den Hinweis auf die Marke entfernte, schauten die Probanden dort immerhin noch acht Sekunden lang hin.

Offenbar haben sich Raucher also angewöhnt, die Warnungen zu ignorieren.

Quelle:
Olivia Maynard et al (2014). Avoidance of cigarette pack health warnings among regular cigarette smokers, Drug and Alcohol Dependence

3 Kommentare

  1. „[…]Das Raucher die “Gesundheitshinweise” bewusst nicht wahr nehmen[…]“

    Quatsch. Wie sollte denn eine bewusste nicht Wahrnehmung funktionieren?
    Vielleicht bewusst wegsehen? So wie man bewusst „auf Durchzug“ stellt und dann einfach nicht mehr zuhört?
    Diese nicht Wahrnehmung, wenn es so etwas überhaupt gibt, läuft mit Sicherheit unterbewusst ab, so wie alles das man sich antrainiert oder antrainiert bekommt. Ich glaube kaum, dass ein Raucher, jedes mal wenn er eine Schachtel in die Hand nimmt oder sieht, bewusst wegsehen muss um diese Doppelmoralschilder der Finanzminister nicht zu sehen.

  2. Gibt es da nicht noch andere Studien zu? Ich erinnere mich dunkel an die Hypothese: Abschreckende Bilder auf der Packung = Stress = Griff zur Zigarette?

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