Suche nach Schönheit – Warum wir uns mit anderen vergleichen

Der Vorwurf: Mode-, Fitness- und Lifestylemagazine fördern den Schlankheitswahn. Tatsächlich sind in den Zeitschriften sind Models abgebildet, die viele Leser an ihre körperliche Durchschnittlichkeit erinnern. Warum lesen wir sowas überhaupt?

Seit 1996 gibt es auch in Deutschland die Zeitschrift „Men’s Health“. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe den Eindruck, als würde so ziemlich jede Ausgabe dem Leser versprechen, in wenigen Tagen den ultimativen Waschbrettbauch oder die perfekten Muskeln zu erlangen. Auf dem Titelblatt strahlt einem dann meist ein halbnacktes Model mit ebenjenen Schönheitsidealen entgegen.

Bei Frauenmagazinen ist es nicht anders. Auch hier wimmelt es sowohl auf dem Titel als auch innendrin von ranken, schlanken und scheinbar makellosen Frauen. „So würde ich auch gerne aussehen“, lautet eine oft gehörte Reaktion.

Konsequent wäre es, solche Magazine einfach zu ignorieren. Ebenso wie entsprechende Fernsehsendungen á la „Germany’s Next Topmodel“. Nach dem Motto: Wenn ich mich danach schlechter fühle, lasse ich den Konsum besser bleiben. Tun wir jedoch nicht. Aber warum? Genau das wollte Silvia Knobloch-Westerwick, Medienforscherin an der Ohio State Universität, in ihrer neuen Studie wissen.

169 junge Erwachsene füllten dafür zunächst einen Fragebogen aus, in dem sie zu ihrem Leben Stellung nahmen – unter anderem auch dazu, wie zufrieden sie mit ihrem Körper waren. Dann bekamen sie die Aufgabe, am Computer eine Zeitschrift zu beurteilen.

Knobloch-Westerwick hatte das Magazin vorher manipuliert. 16 der insgesamt 21 Seiten bestanden aus Werbeanzeigen. Auf der Hälfte dieser Anzeigen waren extrem sportliche und schlanke Models abgebildet, die andere Hälfte zeigte Durchschnittskörper. Die männlichen Teilnehmer sahen eine Zeitschrift, in der nur Männer abgebildet waren, die weiblichen blickten ausschließlich auf Frauen.

Allerdings gab es zwei Versionen: Eine Zeitschrift enthielt Artikel über Diäten und Fitnessprogramme, die andere behandelte allgemeine Themen. Nun sollten die Probanden die Zeitschriften fünf Minuten lang durchblättern. Ein Softwareprogramm achtete darauf, wie lange sie jede Seite anschauten.

Als Knobloch-Westerwick die Resultate analysierte, bemerkte sie einen erheblichen Unterschied: Wer mit seinem Körper unzufrieden war, blickte 50 Prozent länger auf die Traumkörper – aber nur dann, wenn es in den Artikeln neben den Anzeigen um Sport und Ernährung ging. Dieses Verhalten zeigten sowohl Männer als auch Frauen. Behandelten die Texte hingegen allgemeine Themen, ignorierten die unzufriedenen Teilnehmer die Fotos weitgehend.

Offenbar sind also genau diese Versprechen á la Waschbrettbauch jetzt, Strandfigur morgen „der Schlüssel zum Erfolg“ solcher Magazine, sagt Knobloch-Westerwick. Unzufriedene sehen die entsprechenden Fotos und haben das Gefühl, auch so aussehen zu können oder wollen. Und daher widmen sie sich der Lektüre – auch wenn sie sich hinterher womöglich schlechter fühlen.

Dahinter steckt die so genannte Theorie des sozialen Vergleichs, die einst der berühmte US-Psychologe Leon Festinger aufstellte. Vereinfacht gesagt lautet deren Kernaussage: Wir vergleichen uns ständig mit anderen, um uns besser zu fühlen – allerdings sind wir dabei überaus flexibel. Je nach Situation verändern wir nämlich die Vergleichsperson. Brauchen wir realistische Informationen, vergleichen wir uns mit Gleichgestellten; wollen wir uns besser fühlen, blicken wir auf Unterlegene. Und wenn wir uns verbessern möchten, richten wir die Augen auf besser Gestellte.

Genau das passiert bei der Lektüre von Modemagazinen. Sprichwörtlich. Wir würden gerne so aussehen wie die Models und blicken daher umso langer auf deren Körper – denn die entsprechenden Texte gaukeln uns vor, mit der entsprechenden Disziplin auch so aussehen zu können. Von wegen.

Bedingung für diese Reaktion ist allerdings, dass jemand mit seinem Körper wirklich unzufrieden ist. Denn die Versuchspersonen von Knobloch-Westerwick, die an ihrer Figur nichts auszusetzen hatten, blickten nicht sonderlich lange auf die sportlichen, schlanken Figuren – unabhängig vom Inhalte der Texte. Aber wer ist schon völlig zufrieden mit seinem Äußeren. Sie etwa?

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