Gruselig – Die drei berühmtesten Halloween-Experimente

Sie wissen ja sicher, dass in der kommenden Nacht Halloween ist. Aber wussten Sie, dass sich in der Vergangenheit auch Psychologen für das Fest interessierten? Hier die drei berühmtesten Halloween-Experimente.

1. Ed Dieners Klaukinder
Traditionell gehen die Kinder in den USA an Halloween bei den Nachbarn vorbei, um durch die Drohung „Trick or Treat“ Süßigkeiten zu ergattern. Der US-Psychologe Ed Diener stellte sich bereits in den Siebzigerjahren die Frage: Gehen Kinder dabei so weit, die Nachbarn zu beklauen?

Für eine Studie beobachteten Diener und seine Kollegen an Halloween 27 Häuser in einer Siedlung von Seattle. In jedem standen zwei Schüsseln auf einem Tisch in der Nähe des Eingangs – der eine gefüllt mit Schokoriegeln, der andere mit 5- und 10-Cent-Münzen.

Als die Kinder klingelten, sagten die Hausbesitzer: „Nehmt Euch jeder einen Schokoriegel, aber lasst die Münzen bitte liegen.“ Manchmal fragten die Anwohner die Kinder nach ihrem Namen oder ihrer Adresse; manchmal kamen die Kinder allein, manchmal in der Gruppe. Und manchmal warnte der Hausbesitzer, dass er das kleinste Kind der Gruppe dafür verantwortlich machen werde, wenn den Regeln nicht Folge geleistet werde. Dann entschuldigte er sich und ließ die Kinder alleine – um sie heimlich zu beobachten. Würden die Kinder zu Langfingern mutieren?

In jener Nacht betraten insgesamt 1352 Kinder die 27 Häuser. Die gute Nachricht: Etwa zwei Drittel der Kinder waren komplett ehrlich – sie nahmen genau einen Schokoriegel und ließen die Münzen liegen. Mehr noch: Wenn die Kinder alleine kamen und vom Anwohner nach ihrem Namen gefragt wurden, klauten sogar nur acht Prozent.

Und jetzt die schlechte Nachricht: Wenn sie in einer Gruppe waren, sich nicht identifizieren mussten und die Verantwortung dem kleinsten Kind übertragen wurde, klauten 80 (!) Prozent der Kinder. Sobald ein Kind anfing, machten es ihm die anderen schnell nach.

Psychologen nennen dieses Phänomen Deindividuation. Demnach befolgen wir in einer Gruppe seltener gesellschaftliche Normen, als wenn wir alleine sind.

2. Arthur Beamans Spiegelbildeffekt
Eine ähnliche Studie stammt von dem US-Psychologen Arthur Beaman. Im Jahr 1979 wollte er gemeinsam mit Ed Diener herausfinden, ob die bloße Anwesenheit eines Spiegels das Verhalten der Kinder beeinflussen kann.

Wieder wurden Kinder in einer Siedlung von Seattle an Halloween beobachtet. Diesmal sagten die Hausbesitzer, dass sie sich aus der Schüssel genau ein Bonbon nehmen sollten. Ergebnis: Jedes dritte Kind steckte sich mehr ein, nachdem der Besitzer gegangen war. Hing hinter der Schüssel jedoch ein Spiegel, nahm sich nur jedes zehnte Kind mehr Bonbons.

Offenbar sorgt unser Spiegelbild dafür, dass wir vor miesem Verhalten zurückschrecken – der so genannte Spiegelbildeffekt.

3. Scott Frasers Halloween-Party
1969 lud der US-Psychologe Scott Fraser acht Kinder im Alter zwischen acht und zehn zu einer Halloween-Party ein. Er hatte ihnen vorher versprochen, sie mit Kostümen einzukleiden, doch nun gaukelte er ihnen vor, die Kostüme würden noch auf sich warten lassen. Also bat er sie, sich die Zeit mit Spielen zu vertreiben.

Zur Auswahl standen vier ruhige Spiele, beispielsweise Balancieren, oder vier aggressive, darunter Wasserballons auf Erwachsene zu werfen. Als Belohnung versprach er den Kindern Gutscheine, die sie später gegen Spielsachen eintauschen konnten.

Nach einer Stunde überreichte Fraser den Kindern die Kostüme: weiße Umhänge, ähnlich der Gewänder des Ku-Klux-Clans. Der Sinn dieser Verkleidung: Jedes Kind sollte sich anonym fühlen. Was das auslöste? Die Stimmung kippte umgehend.

Jetzt wollten die Kinder nicht nur hauptsächlich aggressive Spiele spielen. Sie gingen dabei auch viel brutaler vor, schlugen um sich oder rempelten sich gegenseitig an. Fraser brach das Experiment vorzeitig ab und sagte den Kindern, die Kostüme würden noch für eine andere Party gebraucht. Sie dürften aber weiterspielen – und sofort wurde die Stimmung wieder friedlich.

Einen Link für die Studie kann ich Ihnen leider nicht liefern, denn sie wurde nie formell publiziert. Laut Reto U. Schneider beschreibt Frasers Doktorvater, der berühmte Psychologe Philip Zimbardo, sie in seinem Lehrbuch „Psychology and Life“. Er selbst nutzte die Erkenntnisse einige Jahre später für einen der berühmtesten Psychologie-Versuche aller Zeiten: Das Stanford-Prison-Experiment.

8 Kommentare

  1. Viel interessanter wären die Studienergebnisse, wenn die Probanden im Erwachsenenalter wären 😀 was wohl dann dabei raus gekommen wäre?

  2. Ja stimmt. Das ist der Hammer – und ehrlich gesagt einer meiner Lieblingstricks ;-))
    Ist auch gar nicht so schwer:
    Man muss es sich
    1. Vornehmen
    2. die Aufmerksamkeit auf die einleitenden Worte legen: „Das ist…, der hier heißt…, damit man in dem Moment, wo der Name genannt wird auch DA ist (Stichwort: schwankende Vigilanz!)
    3. Den Namen innerlich und äußerlich wiederholen.
    Innerlich: „Peter, Paul, Tina, Klara, während die Vorstellungsrunde weitergeht
    Äußerlich: Statt „Hallo“ eben „Hallo Peter“

    Et voilá: Jetzt kannst Du es auch! 😉

  3. Danke für die Anregungen, ich werde das demnächst mal ausprobieren 😉

    Ein anderes Beispiel: Ich finde es immer beeindruckend, wenn jemand einer Gruppe vorgestellt wird, etwa auf einer Party, und sich in den folgenden Gesprächen noch an die Vornamen aller Anwesenden erinnert.

  4. Interessant!
    Ich finde diese Erkenntnisse auch in einem anderen Zusammenhang sehr praktisch.
    Es bedeutet nämlich umgekehrt, dass wenn man Menschen aus der Anonymität herausholt und sie z.B. nach ihrem Namen fragt, sie weniger aggressiv reagieren.

    1.Anwendungsgebiet: Eine unfreundliche Frage während eines Vortrags. Bevor man sie beantwortet, fragt man nach dem Namen des Fragers. Erfahrungsgemäß verpufft die Aggressivität dann.
    2. Anwendungsgebiet: Unfreundliche Verkäufer
    3. Anwendungsgebiet: Kritische Situationen in öffentlichen Verkehrsmitteln

    Es gibt sicher noch mehr Anwendungsgebiete.
    Instinktiv habe ich das schon immer gewusst.
    In Seminaren lerne ich als erstes alle Namen.
    Der Name hat eine magische Kraft und die Atmosphäre ist sofort eine ganz andere, wenn alle namentlich bekannt sind.

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