Glück kommt selten allein – Zufriedenheit macht erfolgreich

Macht Glück satt und genügsam oder fördert es die Motivation? Eine neue Studie kommt jetzt zu einem eindeutigen Ergebnis: Demnach ist Zufriedenheit mit dem eigenen Leben die Basis für Erfolg – egal ob im Beruf oder Privatleben.

Die deutsche Psychologin Claudia Haase, seit Anfang 2011 an der Universität von Kalifornien in Berkeley, konzipierte für ihre Untersuchung zwei Langzeitstudien. Für die erste begleitete sie über mehrere Monate 752 Schüler von vier Schulen in Los Angeles. Kurz vor deren Highschool-Abschluss machten die Freiwilligen umfangreiche Angaben zu ihrem Gefühlsleben – und zwar in zwei unterschiedlichen Kategorien.

Erstens erkundigte sich Haase nach dem Gefühlsleben der Probanden. Dafür bestimmte sie zum einen deren so genannten positiven Affekt (positive affect). Darunter verstehen Psychologen angenehme Gefühle wie Begeisterung, Freude, Glück oder Zufriedenheit. Haase fragte die Probanden beispielsweise, ob sie in der vergangenen Woche glücklich gewesen seien, ob sie optimistisch in die Zukunft geblickt und das Leben generell genossen hätten. Zum anderen fragte sie nach depressiven Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Verzweiflung.

Zweitens untersuchte die Psychologin die Mentalität der Schüler. Genauer gesagt analysierte sie, wie es um deren „Kontrollstrategien“ bestimmt war. An dieser Stelle ein kurzer Exkurs in die Welt der Theorie.

Verschiedene Strategien

Haase kooperierte für ihre Studie mit der renommierten Motivationspsychologin Jutta Heckhausen. Die postulierte bereits vor einigen Jahren die „Lebenslauftheorie der Kontrolle“ (lifespan theory of control). Demnach streben Menschen vor allem danach, ihr Leben wirksam beeinflussen zu können – und dafür stehen ihnen laut Heckhausen zwei verschiedenen Strategien zur Verfügung: Die primären Kontrollstrategien (primary control) und die sekundären Kontrollstrategien (secondary control).

Ein simples Beispiel: Nehmen wir an, jemand hat Übergewicht. Eine primäre Kontrollstrategie wäre, eine Diät zu beginnen oder sich im Fitnessstudio anzumelden. Eine sekundäre Kontrollstrategie hingegen bestünde darin, sich selbst gut zuzureden, weitere Hosen zu kaufen oder alle Spiegel in der Wohnung abzuhängen. Will sagen: Jemand mit primärer Kontrollstrategie geht das Problem direkt an; derjenige mit sekundärer Kontrollstrategie passt sich seine Umwelt so an, dass er mit dem Problem klar kommt.

Claudia Haase vermutete nun zu Beginn ihrer Langzeitstudie, dass sich der positive Affekt direkt auf die positiven Kontrollstrategien auswirkt. Oder anders formuliert: Dass glückliche und zufriedene Menschen ihre Ziele konsequenter verfolgen und daher letztlich erfolgreicher sind. Die Forscherin sollte Recht behalten.

In der ersten Untersuchung zeigte sich: Schüler, die sich zum Zeitpunkt der ersten Befragung besonders wohl fühlten, zeigten ein Jahr später vermehrt positive Kontrollstrategien. Mit anderen Worten: Sie behielten ihre Ziele stärker im Auge und glaubten eher an ihren Erfolg als jene, die zum Start der Studie unglücklich waren.

Die zweite Studie führte Haase nach Deutschland. Diesmal stellte sie die Fragen knapp 500 Realschüler, und zwar an sechs verschiedenen Zeitpunkten – fünf Mal während deren letztem Schuljahr sowie zwei Monate nach dem Abschluss. Und siehe da: Wieder zeigte sich der Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden und dem beruflichen Willen. Mehr noch: Jene Realschüler, die zufrieden durchs Leben gingen und an sich glaubten, waren sogar ausdauernder und erfolgreicher bei der Suche nach Praktika.

„Glücksgefühle machen erfolgreich“, resümierte die renommierte US-Psychologin Sonja Lyubomirsky bereits in einer Studie im Jahr 2005 – ganz gleich, ob im Beruf oder Privatleben. Haases Studie stützt diese Annahme und liefert zugleich einen Grund: „Menschen mit ausgeprägtem positiven Affekt investieren mehr Zeit und Mühen, um ihre Ziele zu erreichen, und lassen sich von Rückschlägen nicht aufhalten“, schreibt Haase, „weil sie davon überzeugt sind, dass sie diese Ziele aus eigener Kraft erreichen können.“

Quelle:
Claudia Haase, Michael Poulin und Jutta Heckhausen (2012). Happiness as a Motivator: Positive Affect Predicts Primary Control Striving for Career and Educational Goals. Personality and Social Psychology Bulletin.

8 Kommentare

  1. Gut, das ist schon lange allgemein bekannt, dass „Zufriedenheit mit dem eigenen Leben die Basis für Erfolg“ – bloß, die meisten Menschen entscheiden sich daran unglücklich zu sein 😛

    Btw: interessante Strategien
    DANKE

  2. Probleme hat doch jeder, der eine mehr und der andere weniger. Viel wichtiger ist doch, dass man sich von Problemen nicht an seiner Zielerreichung hindern lässt. Probleme eröffnen einem auch immer neue Sichtweisen.

  3. Wenn man keine Probleme hat, kann man sich auf seinen Erfolg konzentrieren. Wow, was für eine Überraschung… (?!)

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert