Aus den Augen, aus dem Sinn – Welche Fotos im Gedächtnis bleiben

Wollen Sie im nächsten Sommerurlaub wieder Hunderte von Fotos schießen? Nur zu. Doch seien Sie gewarnt: Laut einer neuen Studie vergessen wir bestimmte Motive besonders schnell – nur wenige Aufnahmen bleiben wirklich im Gedächtnis.

Dass vernünftige Digitalkameras mittlerweile schon für etwa 100 Euro zu haben sind, ist ja an sich erstmal gut und schön. Doch seitdem mutieren viele Urlauber zu passionierten Hobbyfotografen, die knipsen, knipsen, knipsen. Hauptsache, sie können Bilder der Reise konservieren und mit nach Hause nehmen. Aber seien Sie gewarnt: Bilder von Bergen, Seen, Flüssen oder Sonnenuntergängen sollten Sie nicht im Überfluss ablichten – denn genau solche Motive bleiben am schlechtesten im Gedächtnis haften.

Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des amerikanischen Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einer neuen Studie (.pdf). Der MIT-Forscher Phillip Isola dachte sich dafür ein simples Experiment aus. Zunächst sammelte er in einer Datenbank etwa 1000 verschiedene Fotos – Aufnahmen von Menschen, Straßen, Gebäuden oder der Natur. Nun zeigte er eine Auswahl der Bilder insgesamt 665 Personen auf einer Internetplattform. Die Aufgabe lautete: Drücken Sie einen Knopf, wenn Sie ein und dasselbe Bild zum zweiten Mal sehen!

Jedes Foto sahen die Teilnehmer eine Sekunde lang, eine Sitzung bestand aus 120 Bildern. Sofort danach bekamen die Probanden eine Auswertung und konnten sich entscheiden, ob sie nach einer kurzen Pause weitermachen wollten. Maximal 30 Durchgänge konnten sie absolvieren, im Durchschnitt entschieden sie sich für 13.

Natürlich hatte Isola die Reihenfolge der Bilder vorab manipuliert – manche tauchten nur einmal auf, andere doppelt. Als er die Ergebnisse auswertete, stellte er fest: Bestimmte Dubletten erkannten die Teilnehmer kaum, andere besonders gut. Mehr noch: Die Aufmerksamkeit war abhängig vom jeweiligen Motiv. Am besten erkannten die Freiwilligen jene Bilder, auf denen Menschen zu sehen waren – egal ob es sich dabei um Einzelporträts oder Gruppenfotos handelte. Offenbar blieben jene besonders gut im (Kurzzeit-)Gedächtnis haften.

Das genaue Gegenteil war bei Landschaftsaufnahmen der Fall: Fotos von Bäumen, Bergen, Seen oder dem Himmel entzogen sich häufig der Aufmerksamkeit – hier erkannten die Teilnehmer Dubletten am seltensten.

Im nächsten Urlaub sollten Sie demnach bestimmte Motive nicht zu häufig ablichten. Nebenbei bemerkt: Wenn Sie die Kamera nicht dabei haben, können Sie Ihre Aufmerksamkeit wenigstens voll und ganz Ihrer Umgebung und Gesellschaft widmen – und dafür ist der Urlaub ja eigentlich auch da.

6 Kommentare

  1. Die Frage ist ja, WARUM bestimmte Fotos so im Gedächtnis fest stecken, wohingegen andere verschwendete Zeit oder allenfalls ein neidisch machendes Nicken von den später Anschauenden hervor rufen…

    Meine Hypothese: Emotionalität. Haben wir mit bestimmten Situationen, die wir (auch kurz davor oder danach) fotografiert haben, dann verbinden wir eine Geschichte damit, haben mehrere Anker und Synapsenverknüpfungen und deshalb kommt uns das Bild dann öfter und leichter in den Sinn.

    Wahrscheinlich müsste man zu jedem Sonnenuntergang noch ein besonderes Boot am Horizont festkleben. Oder einen Dinosaurier durch’s Bild fliegen lassen… 😉

    Michael

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