Alles ist relativ – Warum Bronze glücklicher macht als Silber

In der kommenden Woche beginnen die Olympischen Winterspiele in Vancouver. Ich bin alles andere als eine Skiratte, daher interessieren mich die Winterspiele nicht im geringsten. Dennoch wünsche ich den deutschen Sportlern natürlich viele Goldmedaillen. Und Bronze. Warum nicht Silber? Weil das bloß unzufrieden macht.

Der US-Psychologe John Tauer berichtet in seinem Blog von einer Studie (.pdf) aus dem Jahr 1995. Die Psychologen Thomas Gilovich, Victoria Husted Medvec und Scott F. Madey untersuchten in verschiedenen Experimenten die Reaktionen von Gold-, Silber- und Bronzemedaillengewinnern bei den Olympischen Spielen in Barcelona im Jahr 1992.

Sie ließen Studenten die Reaktionen der Athleten bewerten – und zwar einerseits direkt nach Ende des Wettkampfs und bei der Siegerehrung, andererseits im Interview danach. Die Studenten sollten die Emotionen der Sportler auf einer 10-Punkte-Skala bewerten (1: Trauer, 10: Ekstase).

Überraschendes Ergebnis: Die Bronzemedaillengewinner waren glücklicher als die Silbermedaillengewinner – und zwar sowohl unmittelbar nach Ende des Wettkampfs als auch bei der Siegerehrung.

Doch nicht nur das: Auch im Interview mit den Sportreportern zeigten sich die Drittplatzierten viel positiver – sie sprachen von ihrer Zufriedenheit und ihren Glücksgefühlen, während die Zweitplatzierten zerknirscht waren, weil es nicht zu Gold gereicht hatte.

Auf den ersten Blick wirken die Ergebnisse überraschend: Eigentlich müsste der Gewinner einer Silbermedaille glücklicher sein als der Drittplatzierte – denn er hat ja besser abgeschnitten. Doch so denken Sportler nicht, Top-Athleten schon gar nicht. Und so grämen sie sich vor allem unmittelbar nach dem Wettkampf darüber, dass sie nicht ganz oben auf dem Treppchen landeten.

Insofern bleibt nichts anderes übrig, als den deutschen Wintersportlern viel Glück zu wünschen – und ab und zu an das olympische Motto zu erinnern. Das dachte sicher auch der inzwischen legendäre Schwimmer Eric „Der Aal“ Moussambani aus Äquatorialguinea bei Olympia 2000 in Sydney.

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