10 psychologische Fakten über Gründer

Mein Kollege Christian Müßgens beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche mit erfolgreichen deutschen Jungunternehmern. Aus diesem Anlass gibt es heute zehn psychologische Fakten über Gründer.

1. Gründer sollten nicht zu selbstsicher sein: Gegen ein gesundes Selbstvertrauen ist eigentlich nichts einzuwenden. Aber wer ein eigenes Unternehmen gründen will, sollte ruhig über gewisse Selbstzweifel verfügen. Dazu rät Briony Pulford von der englischen Universität von Leicester. In einer Studie (.pdf) im Jahr 2008 wollte die Psychologin herausfinden, welchen Einfluss das Selbstvertrauen auf unternehmerische Entscheidungen hat. Ihre Probanden sollten in einem Experiment 24-mal darüber entscheiden, ob sie in verschiedenen Städten ein Restaurant eröffnen würden. Verlief die Gründung erfolgreich, hatten sie die Chance auf einen Gewinn von 15 Pfund. Während des Versuchs manipulierte Pulford jedoch das Selbstbild der Probanden, indem sie ihnen einfache oder schwierige Quizfragen stellte. Und siehe da: Wer leichte Fragen beantwortet hatte und somit über größeres Selbstvertrauen verfügte, eröffnete die Restaurants eher in Städten, in denen der Markt bereits gesättigt war. Will sagen: Die Spieler überschätzten ihre Fähigkeiten und trafen keine vernünftigen Entscheidungen mehr – was in der Realität nicht selten negative Folgen haben dürfte.

2. Zu viel Optimismus schadet Gründern ebenfalls: Das zumindest meint Keith Hmieleski von der Texas Christian Universität. In seiner Untersuchung (.pdf) widmete er sich der Frage, wie sich Optimismus auf den Geschäftserfolg auswirkt. Dafür befragte Hmieleski 207 Unternehmer, deren Firma im Schnitt 5,7 Jahre alt war. Ergebnis: Für die Geschäftsentwicklung ist es eher hinderlich, wenn der Gründer über zu viel Optimismus verfügt. Eine einleuchtende Erklärung dafür hat Hmieleski leider auch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Berufsoptimisten mit einer „Wird schon werden“-Einstellung weniger sorgfältig arbeiten?

3. Gründer verfügen über mehr Testosteron: Dass Hormone im Geschäftsleben eine Rolle spielen, habe ich in der vergangenen Woche schon im Beitrag zur Psychologie des Mannes beschrieben. Roderick White von der Richard Ivey School of Business in Kanada behauptet: Männliche Unternehmer verfügen über mehr Testosteron. Im Jahr 2006 analysierte er in einer Studie (.pdf) die Speichelproben von knapp 100 Studenten. 31 davon hatten bereits ein Unternehmen gegründet, 79 nicht. Ergebnis: Wer bereits Erfahrungen als Selbstständiger gesammelt hatte, verfügte über höhere Testosteronwerte.

4. Nicht alle Gründer profitieren von Wagniskapital: Viele Unternehmer verlassen sich bei der Gründung auf Wagniskapital. Aber was bringt eine solche Fremdfinanzierung wirklich? Es kommt drauf an, so die Erkenntnis von Paul Gompers von der Harvard Business School. Gemeinsam mit seinem Team untersuchte er in einer Studie (.pdf) im Jahr 2008 die Performance Tausender Unternehmen zwischen 1986 und 2003. Handelte es sich bei den Gründern um Neulinge, hatten sie mit Wagniskapital eine Erfolgsquote von 22 Prozent. Am erfolgreichsten waren jene, die bereits ein oder mehrere Firmen gegründet hatten.

5. Auch bei Gründern macht Übung den Meister: Robert Baron und Rebecca Henry von der Oklahoma State Universität beschäftigten sich in diesem Jahr mit der Frage, welche Eigenschaften ein erfolgreicher Unternehmer braucht. Das Fazit ihrer Studie (.pdf): Der Kern des Erfolgs liegt im „deliberate practice“, was so viel heißt wie „zielgerichtetes Üben“. Entscheidend dabei ist – vereinfacht gesagt – über einen langen Zeitraum konstant an sich zu arbeiten und fortwährend Feedback von Freunden und Kollegen einzuholen.

6. Gründer brauchen keinen Elite-Zeugnis: Einige der berühmtesten Unternehmer der Welt haben keinen Hochschulabschluss. Bestes Beispiel: Microsoft-Gründer Bill Gates. Vivek Wadhwa von der Universität von Berkeley warf in einer Studie (.pdf) im vergangenen Jahr einen Blick auf die Werdegänge von 549 erfolgreichen US-Gründern. Kernfrage: Waren sie vorher auf einer Elite-Uni? Klare Antwort: Nein! Nur sechs Prozent hatten ihren Abschluss auf einer Hochschule der renommierten Ivy League gemacht.

7. Gründer profitieren von einem breiten Netzwerk: Martin Ruef, Soziologe der Uni Princeton, interviewte für seine Studie (.pdf) im Jahr 2002 766 Absolventen der Stanford Business School, die nach dem Abschluss ihr eigenes Unternehmen gegründet hatten. Ruef interessierte sich vor allem für deren soziales Netzwerk. Dabei stellte er fest: Die erfolgreichsten Unternehmer hatten sehr heterogene Freundeskreise – sie kannten viele Personen außerhalb ihrer Branche. Das wirkte sich auch positiv auf ihre Firma aus – sie waren viel innovativer und meldeten auch mehr Patente an. Offenbar sorgte der Kontakt mit Branchenfremden für viele neue Ideen und Inspiration.

8. Frauen liegt das Gründen in den Genen: Gründen Männer und Frauen aus unterschiedlichen Motiven? Ja, resümierte Zhen Zhang von der Arizona State Universität in einer Studie (.pdf) im Jahr 2009. Nachdem er die Werdegänge von über 2000 Zwillingspaaren betrachtet hatte, stellte er fest: Frauen liegt das Gründen viel häufiger in den Genen – haben sie einen Verwandten mit unternehmerischer Erfahrung, machen sie sich viel häufiger auch selbstständig. Für Männer gilt ein solcher Zusammenhang laut Zhang nicht.

9. Weibliche Gründer sind schneller zufrieden: Gary Powell von der Universität von Connecticut bemerkte im August 2008 in einer Studie etwas Seltsames. Als er 201 US-Geschäftsleute befragte, stellte er fest: Einerseits berichteten die Frauen wesentlich häufiger als Männer, dass ihre Firma finanziell schlechter dastehe als die Konkurrenz. Andererseits waren die Frauen genau so zufrieden mit ihrer Situation wie die Männer. Eine mögliche Erklärung: Weibliche Gründer hegen nicht so hohe Erwartungen an die Selbstständigkeit – und sind dementsprechend schneller zufrieden als Männer.

10. Schwarze Unternehmer haben es schwer: Dieses Fazit zog Stuart Fraser von der Warwick Business School im Jahr 2008. In seiner Untersuchung (.pdf) konzentrierte Fraser sich darauf, wie leicht britische Geschäftsleute einen Kredit bekommen. Vor allem Selbstständige mit dunkler Hautfarbe tun sich damit schwer – sie bekommen bis zu vier Mal mehr Ablehnungen als weiße Unternehmer. Allerdings steckt dahinter weniger versteckter Rassismus: Fraser zufolge waren knapp 56 Prozent der Firmen mit schwarzen Inhabern nicht kreditwürdig. Bei den Unternehmen mit weißen Besitzern traf das nur auf 23 Prozent zu.

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